In einer Frauenvollzugsanstalt nahe Izmir inhaftierte Insassinnen sind mit Bunkerstrafen belegt worden. Der Disziplinarausschuss des Gefängnisses Şakran im nördlich der Ägäis-Provinz gelegenen Kreis Aliağa begründete die „Maßnahme“ gegen die Gefangenen mit der Boykottierung von Gerichtsverhandlungen und dem Verzicht auf Besuche und Telefongespräche mit Angehörigen.
Gegen insgesamt zehn Frauen seien diese „disziplinarrechtlichen Konsequenzen“ durchgesetzt worden. Es handelt sich um Straf- und Untersuchungsgefangene, die aus politischen Gründen hinter Gittern sind. Unter ihnen ist auch Berna Çelik, die bis zu ihrer Inhaftierung wegen des angeblichen Verdachts der Mitgliedschaft in einer „Terrororganisation“ im vergangenen Oktober die Ko-Vorsitzende des Provinzverbands der HDP in Izmir war. Sie und ihre Mitgefangenen sollen für elf Tage in Isolationshaft. Wie ihre Rechtsvertretung mitteilte, ist gegen die Anordnung bereits Einspruch eingelegt worden.
Mit dem Boykott von Gerichtsverhandlungen und Familienbesuchen leisten die politischen Gefangenen in der Türkei einen Beitrag für die Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“. Wenige Wochen nach dem Start der seit Oktober international geführten Initiative waren die politischen Gefangenen in einen mit wechselnden Gruppen geführten Hungerstreik getreten. Anfang April trat dieser Gefängniswiderstand in eine neue Phase. Seitdem verweigern die Insassinnen und Insassen die Teilnahme an laufenden Prozessen und Kontakte mit Angehörigen.
Gefangenensprecher Deniz Kaya hatte zu den Hintergründen der Aktion mitgeteilt, dass die Gefangenen die Freiheit des kurdischen Vordenkers als gleichbedeutend mit ihrer eigenen Freiheit betrachten und daher unter den gleichen Bedingungen leben wollten. Öcalan ist seit 1999 auf der Gefängnisinsel Imrali inhaftiert, die meiste Zeit davon unter Isolationsbedingungen. Seit über drei Jahren gibt es kein Lebenszeichen von ihm.