Bildung und Empowerment für Frauen in Aleppo

Die syrische Frauenstiftung WJAS unterstützt Frauen wirtschaftlich, gesellschaftspolitisch, kulturell und in den Bereichen Bildung und Gesundheit. In Aleppo wurde ein Büro und Ausbildungszentrum eröffnet, die Angebote sollen ausgeweitet werden.

Stiftung der freien Frau in Syrien

Die Stiftung der freien Frau in Syrien (Weqfa Jina Azad a Sûriya, WJAS) wurde am 1. September 2014 von kurdischen und arabischen Frauen in Qamişlo gegründet – zunächst als Frauenstiftung WJAR für Rojava, den westlichen Teil Kurdistans auf syrischem Staatsgebiet. WJAS unterstützt Frauen wirtschaftlich, gesellschaftspolitisch, kulturell und in den Bereichen Bildung und Gesundheit. Die Stiftung hat inzwischen an 16 Standorten Gesundheitsstationen und Ausbildungsprogramme für Frauen aufgebaut. 2023 stand die Arbeit in Camps für Geflüchtete im Vordergrund.

In diesem Jahr ist der Schwerpunkt der Aufbau der Büros und Ausbildungsangebote in den zur „Demokratischen Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien“ (DAANES) gehörenden Stadtvierteln Şêxmeqsûd und Eşrefiyê in Aleppo und in der nördlich von Aleppo gelegenen Region Şehba. Diese sind abgetrennt von den anderen Gebieten der DAANES und umgeben vom syrischen Regime und der türkischen Besatzungszone. Die Bedingungen sind wegen eines verschärften Embargos und der andauernden Angriffe des türkischen Staates auf das an der Grenze zu Efrîn gelegene Şehba äußerst schwierig. Dieses Gebiet war auch vom Erdbeben Anfang 2023 betroffen.

Die besondere Geschichte und Situation in Şêxmeqsûd, Eşrefiyê und Şehba

Das im Norden von Aleppo liegende Viertel Şêxmeqsûd ist eigentlich die Bezeichnung einer ganzen Region. Zu dieser Region gehören die Viertel Şerqî, Xerbî und Maruf. An sie grenzt das überwiegend von Kurd:innen bewohnte Eşrefiye-Viertel. Momentan leben hier zusammen etwa 300.000 Menschen. Da es der höchste Punkt von Aleppo ist, hat Şêxmeqsûd eine große strategische Relevanz. Aleppo kann von vielen Stellen der Region aus der Vogelperspektive betrachtet werden. Aufgrund dessen wurde Şêxmeqsûd unzählige Male sowohl vom syrischen Regime als auch von salafistischen Banden angegriffen. Die Regierung in Damaskus versucht immer wieder, die beiden Stadtviertel als Druckmittel gegenüber der Selbstverwaltung einzusetzen. Sie sind von einem strikten Embargo betroffen, das vor allem Lebensmittel- und Brennstoffknappheit zur Folge hat.

© Rojava Information Center

In der nördlich von Aleppo gelegenen wüstenhaften Region Şehba lebten ursprünglich etwa 90.000 Menschen. Nach der türkischen Invasion in Efrîn kamen weit über 100.000 Binnenflüchtlinge dazu. Seit 2018 findet in Şehba trotz andauernder türkischer Angriffe und des Embargos durch das Assad-Regime und der Türkei ein solidarischer Aufbau statt. Die multiethnisch zusammengesetzte Bevölkerung in diesem kleinen Landstrich organisiert sich in allen Bereichen entsprechend den politischen und gesellschaftlichen Strukturen der DAANES.

Die Arbeit der Frauenstiftung in Şêxmeqsûd

Die Frauenstiftung WJAS hat im Mai ein Büro und Ausbildungszentrum in Aleppo eröffnet. Dafür wurden von der Stadtverwaltung von Şêxmeqsûd mietfrei Räume zur Verfügung gestellt. In zwei gegenüberliegenden Wohnungen gibt es Platz für sechs Büro- und Ausbildungsräume. Es können Nähkurse, Computerkurse, Friseurkurse, Sprachkurse (arabisch, kurdisch und englisch) und Erste-Hilfe-Kurse angeboten werden. Auch unterschiedliche Bildungsseminare werden dort stattfinden. Von hier aus sollen auch in den Camps für Geflüchtete in Şehba Angebote für Frauen (Beratung, Bildung und Ausbildung) aufgebaut werden.

Unterstützung für die Arbeit und den weiteren Aufbau

Die Wohnungen in Şêxmeqsûd waren in einem sehr schlechten Zustand, so dass hohe Kosten für Renovierungsarbeiten anfielen. Es wurden 18.000 Dollar benötigt. Ein Teil der Einrichtung und Ausstattung für die Kurse konnte schon angeschafft werden, aber es fehlt Geld für weitere Anschaffungen wie zum Beispiel elektrische Nähmaschinen und weitere Laptops für die Computerkurse. Zudem müssen monatlich die laufenden Kosten für das Büro und die Gehälter aufgebracht werden. Um die Arbeit in den Camps für Geflüchtete in Şehba aufbauen zu können, braucht die Stiftung außerdem unbedingt ein Auto. Die Anschaffung wird ca. 20.000 Dollar betragen.

Europakomitee der Frauenstiftung

Das Europakomitee von WJAS steht durch regelmäßige Online-Treffen im ständigen Austausch mit der Stiftung der freien Frau in Syrien und begleitet die Arbeit vor Ort mit Öffentlichkeitsarbeit und Spenden. 2023 konnten aus Europa insgesamt 126.000 Euro an die Stiftung weitergeleitet werden. Momentan werden Spenden für das Büro und Ausbildungszentrum in Aleppo gesammelt.

Spendenkonto
Kurdistanhilfe e.V., Hamburg/Deutschland
Stichwort: WJAS
Hamburger Sparkasse
IBAN: DE40 2005 0550 1049 2227 04
BIC: HASPADEHHXX
Die Kurdistan-Hilfe e.V. ist als gemeinnütziger Verein anerkannt. Spenden sind in Deutschland steuerlich absetzbar. Bitte Adresse deutlich angeben.

Weitere Informationen und Kontakt
Website: www.wjas.org
Mail (Europa): [email protected]
Facebook: facebook.de/WJASInternational
Instagram: instagram.com/wjas_int

Weitere Informationen zu der Region Şehba und den Vierteln Şêxmeqsûd und Eşrefiyê:
https://rojavainformationcenter.org/2023/05/overcoming-the-siege-shehba-region-beyond-the-refugee-camps/