Ayşe Gökkan mit Paul Grüninger Preis ausgezeichnet
Die in der Türkei inhaftierte kurdische Politikerin Ayşe Gökkan ist in der Schweiz mit dem Anerkennungspreis der Paul Grüninger Stiftung für Menschlichkeit und Mut ausgezeichnet worden.
Die in der Türkei inhaftierte kurdische Politikerin Ayşe Gökkan ist in der Schweiz mit dem Anerkennungspreis der Paul Grüninger Stiftung für Menschlichkeit und Mut ausgezeichnet worden.
Die polnische Flüchtlingshelferin Paula Weremiuk ist mit dem Paul Grüninger Preis 2023 für besondere Menschlichkeit und besonderen Mut ausgezeichnet worden. Der in der Türkei inhaftierten kurdischen Politikerin Ayşe Gökkan sprach die Paul Grüninger Stiftung einen Anerkennungspreis zu.
Die Preisverleihung fand am Freitag im Kulturzentrum Palace in St. Gallen statt. Den Preis für Ayşe Gökkan nahm ihre Rechtsanwältin Berfin Gökkan entgegen. Die Rechtsanwältin verlas einen auf Kurdisch verfassten Brief von Ayşe Gökkan: „Ich grüße Sie mit der Wärme der Sonne und der Begeisterung von Jin-Jiyan-Azadî. Als Mitglied der Bewegung freier Frauen nehme ich diesen Preis im Namen Tausender kämpfender Kurdinnen entgegen. In der Türkei sind viele kämpfende Frauen im Gefängnis.“
Die Stiftung begründete die Verleihung des Anerkennungspreises in der Höhe von 10.000 Franken an die kurdische Feministin und Menschenrechtsverteidigerin Ayşe Gökkan mit ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement und ihrer Kriminalisierung:
„Ayşe Gökkan ist als Journalistin und als Aktivistin für die Frauenrechte besonders hervorgetreten. Seit fast vierzig Jahren schreibt sie Zeitungskolumnen gegen rassistische und geschlechtliche Diskriminierung, spricht auf nationalen und internationalen Podien und Seminaren, leitet Workshops zum Thema Geschlechterungleichheit und nimmt an friedlichen Demonstrationen in diesem Zusammenhang teil. Von 2009 bis 2014 war Ayşe Gökkan Bürgermeisterin der kurdischen Stadt Nusaybin, die an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien liegt. Als die Türkei zwischen Nusaybin und der syrischen Nachbarstadt Qamisli eine Grenzmauer gegen Flüchtlinge zu errichten begann, protestierte die Bürgermeisterin gegen diese «Mauer der Schande» unter anderem mit einem Sitzstreik. Aufgrund ihres zivilgesellschaftlichen Engagements wurde Ayşe Gökkan in der Türkei bisher mehr als achtzig Mal verhaftet, mit mehr als zweihundert Ermittlungsverfahren überzogen und 2021 in einem grotesken Gerichtsverfahren aufgrund der Aussagen eines einzigen «geheimen Zeugen» wegen Mitgliedschaft in einer «terroristischen Vereinigung» zu mehr als 26 Jahren Gefängnis verurteilt. Sie ist Opfer der Kriminalisierung der politischen Opposition in der Türkei. Ayşe Gökkan befindet sich in Haft, ihr Urteil ist vom türkischen Kassationshof bisher nicht bestätigt, auch vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ist ein Verfahren hängig.“