Am 8. März ist internationaler Frauenkampftag. Das bedeutet: Raus auf die Straßen und dem Patriarchat in all seinen Ausprägungen den Kampf ansagen. Seit nunmehr 111 Jahren treten Frauen an diesem Tag vereint gegen Ausbeutung, Unterdrückung und die Marginalisierung ihres Geschlechts ein und fordern gleiche Rechte für alle Menschen. Seit 101 Jahren ist es der 8. März – in den Worten der Vorkämpferin und Kommunistin Clara Zetkin: „Der historische Tag, an dem 1917 die Petersburger Proletarierinnen durch ihre gewaltige Demonstration den Anstoß zur ersten Revolution des denkwürdigen Jahres gegeben haben.“
Damals wie heute gilt: Frauenkampftag muss jeden Tag sein. „Insbesondere in pandemischen Zeiten wie diesen, die überall auf der Welt eine parallele Epidemie von patriarchaler Gewalt gegen Frauen ausgelöst haben“, sagt der Verband der Frauen aus Kurdistan in Deutschland (YJK-E). Wie zahlreiche andere Organisationen, Initiativen und Gruppen ruft auch die kurdische Frauenbewegung hierzulande zur Teilnahme an den Aktivitäten anlässlich des 8. März auf. Denn: „Die Corona-Pandemie macht abermals deutlich, dass die Frauenpolitik des kapitalistischen Systems sich einen Orbit geschaffen hat, der falsche Freiheiten verspricht und echte Abhängigkeiten schafft.“
„Verlogene Frauenpolitik“
Das System betreibe eine „verlogene“ Frauenpolitik, da es kein Interesse daran habe, Frauen ihre Rechte zuzugestehen oder sich verpflichtet und verantwortlich für Maßnahmen zu fühlen, die sicherstellen, dass das Leben von Frauen geschützt beziehungsweise nicht gefährdet wird, unterstreicht der YJK-E. Es gehe einzig um Macht, Eigentumsansprüche, Unterordnung, die Kontrolle im Geschlechterverhältnis und damit darum, die „Existenz des patriarchalen Herrschaftssystems“ zu sichern und die Frau dauerhaft in die ihr zugewiesene Rolle als zu ausbeutendes Geschlecht in allen Sphären zu drängen. Denn den Status der Frauen zu verschlechtern sei eine der wirkungsvollsten Methoden des kapitalistischen und patriarchalen Systems, die Gesellschaft in den Würgegriff zu nehmen und sie als Ganzes zu destabilisieren. „Daher wird Frauen der Eindruck vermittelt, es gebe kein anderes Leben als das gegenwärtige“, so der YJK-E.
Massiver Anstieg von patriarchaler Gewalt während Pandemie
Während der Corona-Pandemie hat es weltweit einen massiven Anstieg von Gewalt gegen Frauen, Menschenhandel, sexualisierter Ausbeutung, Kinderheirat und Femiziden gegeben. Allein in Deutschland sind mindestens 104 Frauen und 16 Mädchen nach Angaben der weltweiten Kampagne One Billion Rising von Männern ermordet worden. Diese Morde werden immer noch viel zu oft als „Familiendramen“ und als private Tragödien dargestellt. Doch in Wahrheit sind sie ein strukturelles Problem des Patriarchats. In Kurdistan manifestieren sich Femizide und männliche Gewalt auf besonders brutale Art, nämlich in dem Zusammenspiel der staatlichen Unterdrückung, Krieg und Besatzung. Der YJK-E weist darauf hin, dass in den einst selbstverwalteten und nun besetzten Gebieten Rojavas, etwa in Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî, der Alltag von Frauen und Mädchen geprägt ist von systematischer geschlechtsspezifischer Gewalt als Mittel der türkischen Kriegsführung und den streng islamistischen Scharia-Regelungen als maßgebliche Ordnung. Allein in Efrîn dokumentieren Menschenrechtsorganisationen inzwischen nahezu täglich Vergewaltigungen, sexuelle Gewalt, Entführungen und gezielte Ermordung von Frauen. Von mehr als 2.500 der etwa 7.000 Frauen und Mädchen, die im Zuge des IS-Genozids im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal 2014 verschleppt und auf Sklavenmärkten verkauft, misshandelt und vergewaltigt worden sind, fehlt bis heute weiterhin jede Spur.
Gegen den Feminizid in Rojava und Şengal
Darum erklärt der YJK-E: „Zum 8. März gilt es daher, auf die Straße zu gehen und dem Patriarchat den Kampf ansagen. Es gilt, allen gewaltbetroffenen Frauen beizustehen, die feminizidale Besatzungspolitik in Efrîn anzuprangern und die Verantwortung des türkischen Diktators Erdogan sichtbar zu machen. Es gilt, die Stimme für die ezidischen Frauen zu erheben, die Opfer des Feminizids in Şengal geworden sind.
Die Aktivitäten zum diesjährigen Frauenkampftag werden wir unter dem Motto ‚Widerstand leisten. Sich organisieren. Frei leben‘ begehen und Vorkämpferinnen wie Sakine ‚Sara‘ Cansız und Rosa Luxemburg gedenken, die stets die Rechte von Frauen verteidigten und ihr Leben dem Frauenbefreiungskampf gewidmet haben. Wir werden demonstrieren, dass wir das an uns übertragene Erbe schützen und an zukünftige Generationen weitergeben werden. Wir werden ächten, dass Erdogan als Anführer der faschistischen AKP/MHP-Koalition vor den Augen der gesamten Weltgemeinschaft in Efrîn und anderen Teilen Rojavas einen Feminizid verüben lässt. Wir werden veranschaulichen, dass unser Widerstand bis zur Aburteilung und Bestrafung des Diktators unermüdlich weitergehen wird. In diesem Sinne rufen wir als YJK-E alle Frauen dazu auf, anlässlich des 8. März die Straßen zu stürmen und unsere Stimmen gegen Krieg, Rassismus und Militarismus zu erheben.“
Aktionsplan
Der Plan für Aktionen rund um den Frauenkampftag, zu denen der YJK-E mobilisiert, sieht wie folgt aus:
5. März
Düsseldorf: Johannes-Rau-Platz, 14 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Frankfurt: Hauptbahnhof, 14 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Stuttgart: Schlossplatz, 15 Uhr, Info-Stand
6. März
Duisburg: Kaiser-Wilhelm-Straße 260, 15 Uhr, Gedenkfeier für Ivana Hoffmann
7. März
Duisburg: Hauptbahnhof, 17.30 Uhr, Demonstration
8. März
Duisburg: Forum, 12 Uhr, Kundgebung
Hannover: Opernplatz, 16.30 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Trier: Auf dem Kornmarkt, 15 Uhr, Kundgebung
Mannheim: Gewerkschaftshaus, 17.30 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Darmstadt: Friedensplatz, 15 Uhr, Demonstration/Kundgebung + Filmvorführung um 20 Uhr im Programmkino Rex
Saarbrücken: Bahnhofstraße, 12 Uhr, Kundgebung
München: Königsplatz, 17 Uhr, Kundgebung
Hamburg: Sternschanze, 16.30 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Berlin: Leopoldplatz, 15 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Dresden: Königsufer, 16 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Wuppertal: Neumarkt, 17 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Wuppertal: Karlsplatz, 17.30 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Stuttgart: Theodor-Heuss-Straße, 16.30 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Aurich: Marktplatz, 15.30 Uhr, Kundgebung
Bielefeld: Hauptbahnhof, 17 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Kiel: Bahnhofsvorplatz, 16.30 Uhr, Kundgebung
Bremen: Goetheplatz, 11 Uhr, Aktion
Bremen: Siegenplatz, 16 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Freiburg: Platz der Alten Synagoge, 16 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Heilbronn: Kiliansplatz, 15 Uhr, Kundgebung
Kassel: Hauptbahnhof, 17 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Nürnberg: Waaggasse/Hauptmarkt, 18.30 Uhr, Demonstration
Dortmund: An der Mayerschen, 16 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Köln: Wiener Platz, 17 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Essen: Kardinal- Hengsbach-Platz, 16 Uhr, Kundgebung
12. März
Heilbronn: Kiliansplatz, 11 Uhr, Demonstration/Kundgebung
Nürnberg: Plärrer/Ecke Gostenhofer, 14 Uhr, Demonstration/Kundgebung