TJK-E: „Widerstand leisten. Sich organisieren. Frei leben“

Die kurdische Frauenbefreiungsbewegung ist als radikaler Aufstand gegen das fünftausendjährige männliche Herrschaftssystem entstanden. Die TJK-E fordert „voller Wut Rechenschaft für die Hässlichkeit und Schlechtigkeit“ dieses Systems ein.

Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) kündigt für den Zeitraum zwischen dem 1. und 8. März Aktionen und Veranstaltungen in Dutzenden Städten an. Geplant sind Demonstrationen, Seminare, Podiumsdiskussionen, Informationsstände, Filmvorführungen, Konzerte und Frauenfeste in Deutschland, Frankreich, Schweiz, Belgien, Niederlande, England, Österreich, Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland, Zypern, Kanada und Australien. Die Aktivitäten stehen unter dem Motto „Widerstand leisten. Sich organisieren. Frei leben“.

Jahrhundert der Frauen

„Als kurdische Frauen werden wir am 8. März die Freiheit gegen Faschismus und Völkermord verteidigen und unseren Widerstand erhöhen. Wir sagen als kurdische Frauenbewegung: Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Frauen werden. Wir verteidigen die freie Frau und die freie Gesellschaft gegen den Feminizid und fordern voller Wut Rechenschaft für die Hässlichkeit und Schlechtigkeit des männlichen Herrschaftssystems“, teilt die TJK-E in einem am Donnerstag veröffentlichten Aufruf zur Beteiligung am 8. März mit:

„Die kurdische Frauenbefreiungsbewegung ist als radikaler Aufstand gegen das fünftausendjährige männliche Herrschaftssystem und seine letzte Ausprägung, das System der kapitalistischen Moderne, entstanden. Sie ist gestern wie heute die Stimme des Widerstands gegen die Unterdrückung. Wir erinnern mit Respekt und Dankbarkeit an alle revolutionären Frauen, die wie Rosa Luxemburg, Sakine Cansiz, Berta Cáceres und Hevrîn Xelef im Frauenbefreiungskampf gefallen sind. Wir versprechen, dass wir die Welt erschaffen werden, für die sie gekämpft haben. Bereits jetzt gratulieren wir allen Frauen zum 8. März.

Die jüngste Version des patriarchalen Herrschaftssystems

Die vom verlogenen und despotischen Mann an der Frau begangenen Massaker dauern seit Tausenden Jahren an. Frauen sind in der Geschichte zum Schweigen gebracht worden. Sie sind jeder Form von Gewalt ausgesetzt, werden entmächtigt, vergewaltigt und ermordet. Weil das männliche Herrschaftssystem sein eigenes Ende im Frauenkampf sieht, werden Frauen und die von ihnen erschaffenen Werte gestern wie heute angegriffen. Die kapitalistische Moderne als jüngste Version des patriarchalen Herrschaftssystems bietet ein sogenanntes Leben voller falscher Freiheiten und produziert Versklavung, Ausbeutung und Gewalt. Sie greift die Gesellschaft, die Freiheit, die Gleichheit, die Geschichte, die Kultur und alle ideellen Lebenswerte an und versucht alles zu vernichten, was schön und gut ist. Da innerhalb dieses Herrschaftssystems Angst vor der Befreiung, dem Aufstand und der Veränderung von Frauen herrscht, verschärft sich der politische Feminizid auf allen Ebenen.

Der Frauenkampf wird täglich radikaler

Frauen haben schon immer Widerstand gegen diese brutale Politik des Feminizids geleistet. Seit jeher wehren sich Frauen gegen die ihnen auferlegte Versklavung. Sie beugen sich dem Herrschaftssystem nicht und leisten Widerstand. Der Kampf von Frauen gegen das Patriarchat, gegen Sexismus, Faschismus, Militarismus, Ausbeutung und Stillstand hat sich weltweit entwickelt. Im 21. Jahrhundert werden gesellschaftliche Bewegungen von Frauen angeführt, dafür organisieren sie sich. Das gilt für Kurdistan und für den Mittleren Osten, Afrika, Lateinamerika und Europa. Auf der ganzen Welt vereinen sich Frauenkämpfe auf universeller Ebene und gewinnen mit großer Dynamik an Einfluss. Der Frauenkampf wird täglich radikaler und richtet sich gegen alle Personen und Institutionen, die Sklaverei verursachen und fördern.

Die Träume aller kämpfenden Frauen verwirklichen

Als kurdische Frauen setzen wir uns mit unserem Kampf dafür ein, die Träume aller kämpfenden Frauen aus der Vergangenheit und der Gegenwart zu verwirklichen. Der Befreiungskampf kurdischer Frauen inspiriert Frauen auf der ganzen Welt. Mit ihrer spezifischen und autonomen Organisierung, ihrer Selbstverteidigung, ihrem Freiheitsbewusstsein und ihrem demokratischen System haben Kurdinnen eine neue Seite in der Geschichte des Frauenbefreiungskampfes aufgeschlagen. Der Architekt dieses Kampfes ist Abdullah Öcalan. Rêber Apo hat die gesellschaftliche Ungleichheit zwischen Frauen und Männern gesehen und den Code der Versklavung geknackt. Auf die vom männlichen Herrschaftssystem propagierte Devise ,Tötet zuerst die Frauen' hat er mit der Feststellung reagiert, dass sich zuerst die Frauen befreien müssen. Er sieht die Freiheit von Frauen als Grundlage für eine gesellschaftliche Revolution. Wir befinden uns heute in einer Zeit, in der wir Rêber Apos physischer Freiheit und damit unserer gesellschaftlichen Freiheit näher sind als je zuvor. Als kurdische Frauenbewegung in Europa begehen wir den 8. März in diesem Bewusstsein und sagen: Seine Freiheit ist auch unsere Freiheit.“

Schwerpunkte in verschiedenen Ländern

Vor diesem Hintergrund will die TJK-E als Dachverband kurdischer Frauenorganisationen in vielen europäischen Ländern am 8. März auf den weltweiten Feminizid aufmerksam machen. Weitere Themen sind die politischen Gefangenen, die Ökologiebewegung, die Ausbeutung von Arbeitskraft und patriarchale Gewalt. Die Lösung dieser Probleme sieht die TJK-E in einem organisierten und gemeinsamen Kampf und der Fähigkeit zur Selbstverteidigung.

Die kurdische Frauenbewegung in Europa wird zudem am 8. März in allen Ländern verschiedene Schwerpunkte setzen. In Deutschland sollen der Feminizid in Şengal und Efrîn und die Verantwortung des türkischen Diktators Erdogan thematisiert werden. Den Tausenden verschleppten und weiterhin vermissten Ezidinnen soll auf den Veranstaltungen zum 8. März eine Stimme verliehen werden.

In Frankreich sind politische Morde an Frauen das Schwerpunktthema, in der Schweiz geht es um die Ökologiebewegung, in Belgien um politische Gefangene. In den Niederlanden steht erneut die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) für ihre Missachtung türkischer Kriegsverbrechen in Kurdistan in der Kritik. Schwerpunkt in den skandinavischen Ländern ist die Ausbeutung der Arbeitskraft von Frauen. In England ist der Anstieg von männlicher Gewalt gegen Frauen das Hauptthema.