2021 beginnt mit neuen Femiziden

Das Jahr 2021 ist erst vier Tage alt und mindestens sechs Frauen sind bereits in der Türkei und Nordkurdistan ermordet worden.

Frauenorganisationen melden einen drastischen Anstieg von Morden an Frauen durch Männer seit Beginn der Pandemie. Nach Angaben der Plattform gegen Frauenmorde (Kadın Cinayetlerini Durduracağız Platformu, KCDP) wurden im Jahr 2020 300 Frauenmorde gezählt. Weitere 171 Frauen kamen auf „verdächtige Weise“ ums Leben. Mindestens 170 Frauen wurden erschossen, 83 erstochen, 26 erwürgt, zehn zu Tode geprügelt, zwei verbrannt, eine vergiftet und eine aus der Höhe herabgestoßen. Die Frauennachrichtenagentur JinNews kommt für das Jahr 2020 sogar auf die Zahl von mindestens 332 Frauenmorden und 33 Morden an Kindern. 110 Frauen kamen demnach auf verdächtige Weise ums Leben. Mindestens 49 Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder wurden gemeldet.

Sechs Femizide in vier Tagen

Auch im Jahr 2021 reißt die Gewalt nicht ab. In den ersten vier Tagen wurden mindestens sechs Frauen von Männern ermordet.

In Yıldırım in der Provinz Bursa wurde am 1. Januar 2021 Selma Taşkömür von ihrem Partner Fahri K. erschossen.

In Kırşehir wurde am 2. Januar eine Frau namens I.V. erschossen aufgefunden.

In Bodrum wurde am 3. Januar Kristina Noytska ermordet zu Hause aufgefunden.

In Isparta wurde ebenfalls am 3. Januar Gülsüm Doğan ermordet in einem Berggebiet gefunden.

In Mamak in Ankara wurde Sevgi Tekin am 4. Januar in ihrem Haus ermordet.

In Çorum wurde ebenfalls am 4. Januar Aslıhan Dal von ihrem Verlobten umgebracht.

Regime befördert patriarchale Gewalt

Die steigende Zahl der Frauenmorde wird nicht nur mit der räumlichen Beschränkung durch die Pandemie in Zusammenhang gebracht, sondern auch mit den zunehmend frauenfeindlichen Diskursen der AKP/MHP-Regierung. So kritisieren Frauenrechtsorganisationen, dass patriarchale Gewalttäter häufig Bagatellstrafen erhalten und die Diskussion um die Rücknahme der Unterzeichnung der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen vor Gewalt ein Klima schaffe, dass Femizide und patriarchale Gewalttaten befördere. Zusätzlich wurden viele patriarchale Gewalttäter im Rahmen der Vollzugsreform 2019 entlassen. Mehrere von ihnen begingen infolge ihrer Freilassung Femizide.