15-Jährige Haftstrafe für Çilem Doğan bestätigt

Die langjährige Haftstrafe gegen Çilem Doğan wurde vom Obersten Gericht in Adana bestätigt. Doğan hatte ihren gewalttätigen Ehemann in Selbstverteidigung getötet.

Die 10. Kammer des Obersten Gerichts in Adana bestätigte das Urteil von 15 Jahren Haft gegen Çilem Doğan. Ihr Ehemann hatte sie schwer misshandelt und versucht, sie zur Prostitution zu zwingen. Doğan hatte vor dem Tod ihres Ehemannes am 8. Juli 2015 dutzende Male bei der Polizei Anzeige erstattet, es wurden neun Schutzanordnungen für Doğan erlassen. Sechs Verfahren liefen gegen den Ehemann wegen Bedrohung und Körperverletzung. Trotz alledem musste sich Çilem Doğan erneut gegen den Mann verteidigen und tötete ihn in Notwehr. Doğan wurde wegen „vorsätzlichem Mord an ihrem Ehemann“ zu einer verschärften lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. Schließlich wurde die Strafe auf 15 Jahre reduziert. 2016 wurden ihr Widerspruch und ihre Berufung auf Selbstverteidigung in höchster Instanz anerkannt und Doğan gegen 50.000 Lira Kaution entlassen.

Çilem Doğan wird bestraft, weil sie nicht gestorben ist“

Nun wurde das Urteil erneut bestätigt und sie muss wieder in Haft. Die Anwält:innen von Doğan haben angekündigt, sich an den Verfassungsgerichtshof zu wenden. Ihre Anwältin Sevil Aracı kommentierte das Urteil via Twitter: „Mit dieser Entscheidung wird Çilem Doğan zu einer der Frauen, die bestraft werden, weil sie nicht gestorben sind.“

Die türkische Justiz steht massiv in der Kritik, patriarchal vorzugehen und Männern, die Frauen ermorden, Strafnachlässe zu geben, während Frauen, die ihre Männer in Notwehr töten, zu langjährigen Haftstrafen verurteilt werden.