Die seit dem 5. Januar vermisste 21-jährige Gülistan Doku aus Dersim in Nordkurdistan ist noch immer nicht gefunden worden. Frauenorganisationen befürchten ein Gewaltverbrechen, das vom Sicherheitsapparat vertuscht wird.
Als möglicher Täter käme Zainal A., der Ex-Freund der Kindheitspädagogik-Studentin, in Frage. Dieser ist inzwischen untergetaucht und wird allem Anschein nach vor Strafverfolgung geschützt. Der russlandstämmige Mann hatte nur einen Tag vor Dokus Verschwinden mit Gewalt versucht, die junge Frau in sein Auto zu zerren. Doku wehrte sich und Passant*innen, die das Geschehen beobachtet hatten, verständigten die Polizei. Diese schloss Zainal A., dessen Stiefvater Polizeibeamter in Dersim ist, jedoch relativ früh als Tatverdächtigen aus. Eine Spur habe die Behörde aber auch nicht, obwohl fast jede Gegend der Provinz Dersim mit Überwachungskameras und Richtmikrofonen 24 Stunden am Tag observiert wird. Stattdessen mutmaßt die Polizei, die Studentin habe Selbstmord begangen.
Kampagne in den sozialen Medien: #GülistanDoku100GündürNerede
Ermittlungen sorgfältig und transparent führen
Das Zentrum für Dersim-Studien hat die türkischen Sicherheitsbehörden aufgefordert, die Ermittlungen im Fall der seit hundert Tagen vermissten Gülistan Doku sorgfältig und transparent zu führen, in dem Willen, das Schicksal der Studentin lückenlos aufzuklären. Die Frauenplattform Dersim kündigte an, dass der Kampf um Gerchtigkeit für Doku in allen Bereichen des Lebens weitergehen werde.
Appell von Mutter: Tut euer Möglichstes, um zu helfen
Wie sehr die in Amed (türk. Diyarbakir) lebende Familie von Gülistan Doku unter ihrem Verlust leidet, lässt eine Botschaft der Mutter erahnen. In einem über die sozialen Medien verbreiteten Video sagt Bedriye Doku: „Heute ist meine Tochter seit hundert Tagen verschwunden. Seit hundert Tagen weine ich Tag und Nacht. Ich appelliere an das Gewissen all derjenigen, die Kinder haben: Tut euer Möglichstes, um zu helfen.“