„Youth Writing History“: Die Welt braucht eine willensstarke Jugend

„Als Jugend von heute haben wir eine Verantwortung gegenüber der Geschichte, der wir gerecht werden müssen.“ – Die Deklaration der „Youth Writing History“-Konferenz bringt zum Ausdruck, dass eine andere Welt nur mit einer kämpfenden Jugend möglich ist.

Die internationale Konferenz „Youth Writing History“ (Jugend schreibt Geschichte) ist beendet. Drei Tage lang haben sich hunderte junge Menschen aus rund 50 Ländern auf der im Espace Niemeyer in Paris ausgetragenen Konferenz über die Herausforderungen ausgetauscht, mit denen die Jugend heute konfrontiert ist, und gemeinsame Perspektiven entwickelt. In der Abschlusserklärung wird zum Ausdruck gebracht, dass eine andere Welt nur mit einer kämpfenden Jugend möglich ist:

Wir, die Jugend der Welt und die Menschheit als Ganzes, sind derzeit mit einer Systemkrise von noch nie dagewesener Intensität konfrontiert. Die ökologische Katastrophe vertieft sich mit jedem Tag, Kriege nehmen überall zu, Nationalismus und faschistische Bewegungen breiten sich auf der ganzen Welt aus. Das kapitalistische Weltsystem zerstört zur Befriedigung seines unendlichen Profitstrebens die Umwelt und beraubt die Menschheit letztlich ihrer Lebensgrundlagen. Die Folgen erleben wir überall, sei es in unserem persönlichen Leben oder in unserer Umwelt: soziale Isolation, Femizid, Armut, Elend, Gewalt und Naturkatastrophen. Wir wachsen in einer katastrophalen Welt auf, und wir weigern uns, die Realität zu akzeptieren, die uns präsentiert wird. Überall auf der Welt organisieren sich junge Menschen und kämpfen für eine bessere Zukunft. Jung zu sein bedeutet für uns, nach der Wahrheit zu suchen, nach einer besseren Welt und einem besseren Morgen. Wir sind überzeugt, dass wir dies erreichen können. Wenn nicht wir es sind, die in dieser Krise eingreifen, wer dann? Wenn wir angesichts dieser Katastrophen nicht jetzt handeln, wann werden wir es dann tun? Vor diesem Hintergrund haben wir uns im Netzwerk „Youth Writing History“ zusammengefunden, um unseren gemeinsamen Kampf auf eine neue Grundlage zu stellen.


Wir wollen gemeinsam diskutieren, vernetzen, aufklären und organisieren. Deshalb erklären wir, über 400 junge Menschen aus 49 Ländern und 95 Organisationen, Bewegungen und Parteien:

1. Eine Lösung der gegenwärtigen globalen Krise kann nur außerhalb des bestehenden kapitalistischen Systems und nur durch den Aufbau einer neuen, gerechten und wirklich demokratischen Weltordnung erreicht werden.

2. Um dieses Ziel zu erreichen, ist der Zusammenschluss aller demokratisch-revolutionären und antisystemischen Kräfte in der Welt notwendig. Als „Youth Writing History“ arbeiten wir auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts für unsere unterschiedlichen Organisationsformen, Kampfweisen und politischen Traditionen. Darüber hinaus arbeiten wir aktiv an der weltweiten Einheit aller Kämpfe und Widerstände, die in fundamentalem Widerspruch zum herrschenden System und seiner Weltordnung stehen.

3. Unsere gemeinsame Vernetzung und Organisierung basiert auf dem Prinzip der „Einheit in Vielfalt“. Wir konzentrieren uns auf die uns verbindenden Prinzipien, unsere gemeinsamen Ziele und unseren entschlossenen Widerstand gegen den Kapitalismus, lassen aber Raum für Unterschiede, Widersprüche und Vielfalt in Theorie und Praxis.

4. Unser gemeinsamer Bezugspunkt ist der Internationalismus und die Erkenntnis, dass eine andere Welt nur durch den gemeinsamen Kampf aller unterdrückten Menschen weltweit erreicht werden kann. Wir verteidigen die Geschwisterlichkeit der Völker als einen Grundwert unseres Netzwerks.

5. Wir kämpfen gegen alle Formen von Herrschaft, Ausbeutung, Kapitalismus und seine Ideologie, den Liberalismus, der die Gesellschaft unter der Flagge falscher Freiheit spaltet und Individualismus, Patriarchat und die Zerstörung der Natur fördert, und wir stehen gemeinsam gegen Sexismus, Rassismus und jede Unterdrückung aufgrund von Geschlecht, sexueller Identität, Religion, Behinderung, Sprache oder Nationalität.

6. Wir sind vereint in unserem Kampf gegen alle Formen von Besatzung und Kolonialismus und erkennen das Recht jeder Gesellschaft auf legitime Selbstverteidigung an. Wir betrachten es als eine der vordringlichsten internationalistischen Aufgaben der kämpfenden Jugend, zuallererst entschlossen gegen die imperialistische Politik zu kämpfen, die sich von unseren jeweiligen Heimatländern ausbreitet. Wir verteidigen das Selbstbestimmungsrecht aller Völker und erklären unsere Solidarität mit allen unterdrückten Völkern, insbesondere mit dem palästinensischen Volk und der kurdischen Befreiungsbewegung.

7. Wir betrachten den Faschismus als einen gemeinsamen Feind der Menschheit und das Wiederaufleben faschistischer und geschichtsrevisionistischer Tendenzen als eine Bedrohung für den Frieden und die Zukunft unserer Gesellschaften. Als Netzwerk stehen wir entschlossen an der Seite der Völker und der Jugend im antifaschistischen Kampf.

8. Wir betrachten die Jugend als den dynamischsten Teil einer jeden Gesellschaft und als Motor jeder Veränderung. Wir betrachten die autonome Organisation der Jugend, die auf ihrer eigenen Kraft und ihrem unabhängigen Willen beruht, als Garantie für die Vorreiterrolle der Jugend und als Schlüssel zur ständigen Erneuerung unserer Kämpfe und Organisationen.

9. Wir stehen fest an der Seite aller Völker im Widerstand und erklären unsere Solidarität mit den revolutionären Kämpfen in allen Ländern. Wir betrachten die befreiten und selbstverwalteten Gebiete dieser Welt, von den indigenen Regionen von Abya Yala über die Autonomieregion von Nord- und Ostsyrien, die freien Berge Kurdistans, die Hochburgen der Befreiungsbewegungen und antiimperialistischen Kämpfe in Asien sowie die Kämpfe für nationale Selbstbestimmung auf dem europäischen Kontinent und den andauernden Kampf gegen Kolonialismus und Neokolonialismus in Afrika, als Vorposten der freien Menschheit. Die Verteidigung der Errungenschaften der Kämpfe der vergangenen Jahrzehnte ist unsere gemeinsame Aufgabe.

10. Während die Herrschenden dieser Welt gemeinsam und koordiniert gegen unsere Kämpfe vorgehen, ihre Repressionsapparate Informationen austauschen und Oppositionelle und Revolutionäre über Ländergrenzen hinweg verfolgen, bleiben unsere Bewegungen und Kämpfe oft voneinander isoliert. Die Herrschenden sind weltweit koordiniert, deshalb sind wir auf globalen Zusammenhalt und internationale Solidarität angewiesen. Wo immer unsere Bewegungen angegriffen und verfolgt werden, werden wir uns gegenseitig unterstützen und den Rücken stärken. Gemeinsam werden wir uns für die Freiheit aller revolutionären Gefangenen einsetzen. Inmitten der weltweiten Kampagne für die Freiheit des Revolutionärs Abdullah Öcalan, die am 10. Oktober begonnen hat, erklären wir unsere Unterstützung für die Forderungen der Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung für die kurdische Frage“.


Unsere Kooperation und Zusammenarbeit wird auf den oben genannten Grundsätzen beruhen. Wir mögen unterschiedliche Denkweisen haben, und wir mögen unterschiedliche Methoden, Arbeitsweisen und Traditionen in unseren Bewegungen haben. Wir unterscheiden uns in unseren Kulturen und Sprachen, einige von uns kommen aus großen Bewegungen, andere aus kleineren. Aber wir sehen unsere Unterschiede nicht als Hindernis an. Vielmehr sehen wir diese Vielfalt als Reichtum und wollen auf dieser Grundlage gemeinsam diskutieren, voneinander lernen und unsere Kräfte bündeln. Unsere Unterschiede sind unsere Stärke, sie werden uns auf unserem gemeinsamen Weg nicht schwächen, sondern stärken. Unsere grundlegende Gemeinsamkeit ist unsere Ablehnung des Kapitalismus, unser Beharren auf der Menschlichkeit. Angesichts der globalen Krise, des sich immer weiter ausbreitenden Krieges, der ökologischen Katastrophe, der Versklavung der Frauen und eines Systems, das versucht, uns unseres Rechts auf eine würdige Zukunft zu berauben, müssen unsere Unterschiede und Widersprüche in den Hintergrund treten. Als die Jugend von heute haben wir eine Verantwortung gegenüber der Geschichte, der wir gerecht werden müssen. Wir wollen nicht mehr auf das Morgen warten, wir wollen hier und jetzt ein freies Leben aufbauen. Und wir sind bereit, dafür zu kämpfen.

Diese Welt und die Menschheit brauchen eine Jugend, die willensstark und organisiert ist, die an sich selbst glaubt und radikal ist. Die aktuellen Probleme werden nicht innerhalb des kapitalistischen Systems gelöst werden; die Suche nach Lösungen innerhalb des Käfigs des Kapitalismus bringt keinen Vorteil. Der Kapitalismus hat die Menschheit an den Rand des Abgrunds getrieben. Unser Überleben ist nur durch die Überwindung des Kapitalismus und den Aufbau eines anderen Lebens und einer anderen Welt möglich. Die Schlussfolgerungen, die wir aus der aktuellen Situation ziehen, zeigen sehr deutlich, dass wir uns zusammenschließen und in kürzester Zeit eine organisierte Kraft werden müssen. Was wir brauchen, ist eine Einheit des Geistes und der Kraft unter jungen Menschen, die weltweit kämpfen. Wenn 1848 das Manifest der Kommunistischen Partei, das auch heute noch Millionen von Menschen beeinflusst, rief: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch“, so wollen wir heute dieses Erbe aufgreifen und rufen: „Junge Menschen aller Länder, vereinigt euch und verändert diese Welt!“