Wieder Erdbeben im Mittelmeerraum
Auch mehr als zwei Wochen nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien kommt die Erde in der Region nicht zur Ruhe.
Auch mehr als zwei Wochen nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien kommt die Erde in der Region nicht zur Ruhe.
Im östlichen Mittelmeerraum hat es weitere Erdbeben gegeben. Mittwochmorgen bebte zunächst die Erde nahe der Grenze zwischen Israel und Libanon. Die Stärke betrug 4,4, wie das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam und die US-Erdbebenwarte USGS meldeten.
Etwas später gab es im Irak ein Beben der Stärke 4,6. Betroffen war davon erneut auch die Türkei. Berichte über Schäden oder Verletzte gibt es bislang nicht.
Die Beben hörten nicht auf, sagte die Leiterin des libanesischen Zentrums für Geophysik, Marlene Brax, örtlichen Medien zufolge. Im Untergrund sei weitere Energie gefangen, die nun freigesetzt werde. In der Region grenzen zwei große Kontinentalplatten aneinander.
Begonnen hatte die Serie an Erdbeben am 6. Februar, als zwei Beben der Stärke 7,7 und wenig später der Stärke 7,6 die türkisch-syrische Grenzregion erschütterten. Darauf folgten nach türkischen Angaben mehr als 6.000 Nachbeben.
Am Montag meldete die Istanbuler Erdbebenwarte Kandilli ein weiteres Beben der Stärke 6,4 in der südlichen Provinz Hatay. Mehr als 48.000 Menschen sind seit der Katastrophe offiziellen Angaben nach ums Leben gekommen, davon mehr als 42.000 in der Türkei. Zahlreiche Fachleute und verschiedene Berufsverbände äußern allerdings erhebliche Zweifel an den staatlichen Zahlen.
Ärzteverband will Bestattungen in Kommunen abfragen
Der türkische Ärzteverband (TTB) schätzt die tatsächliche Totenzahl auf etwa 60.000 und hat angekündigt, die Regierungsangaben über eine Abfrage der Bestattungen in den Kommunen zu überprüfen. „Als in Maraş 6.000 Todesfälle gemeldet wurden, gab es beispielsweise Bestattungsunterlagen zu 11.000 Menschen“, äußerte TTB-Generalsekretär Vedat Bulut kürzlich gegenüber Medien. Grund dafür könne entweder sein, dass die offiziellen Zahlen zu niedrig angegeben würden. Es könne theoretisch aber auch sein, dass Tote von ihren Angehörigen aus anderen Provinzen nach Maraş (ku. Gurgum) gebracht worden seien.
HDP: Mindestens 100.000 Erdbeben-Tote allein in Türkei
Die Demokratische Partei der Völker (HDP) schätzt die Zahl der Menschen, die in der Türkei durch das Erdbeben getötet wurden, auf mindestens 100.000. In zahlreichen betroffenen Regionen gebe es gar keine Stellen mehr, wo Sterbefallanzeigen eingereicht werden könnten, sagte der armenischstämmige Abgeordnete Garo Paylan vor wenigen Tagen in Semsûr (tr. Adıyaman). In einigen Städten – gerade in solchen, die von staatlicher Hilfe nicht erreicht wurden – seien teils dutzende Massengräber ausgehoben worden, um die Opfer der Katastrophe zu beerdigen. Viele Todesfälle könnten so gar nicht registriert werden.
Foto: Screenshot Geoforschungszentrum Potsdam