Der Verband Demokratischer Kräfte in Europa (ADGB) und die Plattform der Kurdistan-Institutionen in Europa rufen für Samstag zu Protesten gegen das Vorgehen des türkischen Staats nach der Erdbebenkatastrophe auf. In dem Aufruf heißt es: „Bei zwei schweren Erdbeben in Kurdistan, Syrien und der Türkei am Morgen des 6. Februar haben wir Zehntausende von Menschen verloren und Tausende wurden verletzt. Die meisten der Überlebenden wurden in der eisigen Kälte des Winters auf der Straße zurückgelassen. Noch immer sind Tausende von Menschen nicht aus den Trümmern befreit worden. Die Erschütterungen dauern noch an.
Der türkische Staatsverstand hat genau das getan, was von ihm erwartet wurde. Der Grund für die Verzögerung des Eingreifens ist die Tatsache, dass im Erdbebengebiet kurdische und arabische Menschen unterschiedlichen Glaubens sowie Alevitinnen und Aleviten leben. Der faschistische Staat will die demografische Struktur der Region verändern, indem er das Erdbeben zum Anlass nimmt, seine Politik der Entkurdifizierung der Region und der Ausdünnung der arabischen, alevitischen und christlichen Bevölkerung von Hatay zu verfolgen. Aus diesem Grund wurden die unter den Trümmern Verschütteten drei Tage lang nicht geborgen, und Such- und Rettungsteams aus verschiedenen Ländern der Welt mussten stundenlang auf den Flughäfen warten, was ihren Einsatz verzögerte.
Das Erdbeben hat die Region erschüttert, aber der türkische Staat hat die Menschen massakriert, indem er das Eingreifen absichtlich verzögerte. In ähnlicher Weise ließen die Türkei und die syrische Zentralregierung die Grenzen geschlossen, um zu verhindern, dass Hilfsgüter in die zerstörten Städte in Rojava gelangen, was dort zu weiteren Verlusten an Menschenleben führte. Gleichzeitig bombardierten türkische Flugzeuge vom Erdbeben erschütterte Städte, was die Zerstörung und den Verlust von Menschenleben noch vergrößerte."
Hilfsgüter werden beschlagnahmt, Solidarität soll verhindert werden
In dem Aufruf wird auf die Bedeutung der Solidarität in dieser Zeit hingewiesen. Weiter heißt es in der Erklärung: „Der türkische Staat versucht, Freiwillige aus vielen Provinzen der Türkei und Europas, die die Wunden der Menschen heilen und ihren Schmerz teilen wollen, aufzuhalten und Hilfsgüter zu beschlagnahmen. Er attackiert und beschlagnahmt die Krisenzentren, die eingerichtet wurden, um Such- und Rettungsaktionen vor Ort durchzuführen und sich mit den Menschen zu solidarisieren. So wurde wie im Fall von Maraş [ku. Gurgum] von der Bezirksregierung ein Treuhänder für das von der HDP im alevitischen Gemeindehaus in Hasankoca eingerichtete Zentrum für die Sammlung und Verteilung von Hilfsgütern eingesetzt.
Aufruf zu „schwarzen Märschen“
In europäischen Ländern werden am Samstag, den 25. Februar, zentrale oder lokale Märsche und Kundgebungen organisiert. Voraussetzung dafür ist, dass mehr darauf geachtet wird, die überall geleistete Arbeit zu vereinen. In den Städten, in denen am 25. Februar aufgrund von Beileidsbekundungen keine Aktionen organisiert werden können, werden am 4. März Aktivitäten stattfinden.
Landesweite Demonstrationen finden in England, Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Belgien, Kanada, Griechenland, Australien und Zypern statt. In Frankreich werden Aktionen in Marseille, Paris, und Straßburg organisiert, in Deutschland in Hamburg, Hannover, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart. Die Demonstrationen finden als Trauermärsche statt und wir rufen zur Teilnahme auf.“
Abschließend heißt es in dem Aufruf: „Dieser Tag ist der Tag, an dem wir unseren Hass in Bewusstsein und unsere Wut in organisierte Macht verwandeln können."