Plattform gegen Besatzung ruft zur Mobilmachung auf

In einem Appell der Plattform gegen Besatzung rufen Tausende führende Persönlichkeiten aus der kurdischen Zivilgesellschaft zur Mobilmachung gegen die Expansionsangriffe des türkischen Staates auf.

Weit über tausend Kurdinnen und Kurden haben sich einem Appell der „Plattform gegen Besatzung“ angeschlossen. Initiiert wurde der öffentliche Aufruf gegen die Besatzung Kurdistans durch den türkischen Staat von Ahmet Yıldırım, Azîz Mamlê, Besê Shamarî, Dr. Ariya Fatimê, Dr. Wirya Qeredaxî, Dr. Zerdesht Haco, Fehim Işık, Hêmin Kurdaxî und Sibel Yiğitalp. Bei den Unterzeichnenden handelt es sich um Persönlichkeiten aus der kurdischen Zivilgesellschaft, der Politik und Wissenschaft.

In dem Aufruf heißt es:

„Der von dem rassistischen und faschistischen AKP/MHP-Regime regierte türkische Staat hat nach einer Reihe von Plänen und Gesprächen am 24. April 2021 mit ganzer Kraft einen Angriff auf den Süden unseres Landes, Zap, Avaşîn und Metîna, gestartet. Das Ziel dieses Angriffs ist eindeutig: Südkurdistan besetzen und einen Völkermord verüben!

In Kurdistan soll es keine Kurden mehr geben“

Der Staat greift unser Volk mit einer barbarischen Vorgehensweise an, die auf Hass und Feindschaft basiert. Es werden unterschiedslos alle Kurdinnen und Kurden angegriffen, Frauen, Kinder, Alte, Kranke. Mit dem Krieg sollen unsere Dörfer entvölkert und die Lebensgrundlagen unseres Landes zerstört werden. Unser Boden, unsere Berge und Wälder werden mit Panzern, Raketen und Kampfjets niedergebrannt und ausgeraubt. Durch die Aufstauung der Flüsse Tigris und Euphrat wird unser Volk zur Migration gezwungen. In Kurdistan soll es keine Kurdinnen und Kurden mehr geben.

Der türkische Staat schreckt bei seinen Besatzungsangriffen auch nicht vor der Verletzung internationaler Gesetze zurück. Er überschreitet rücksichtslos Grenzen und greift das Territorium anderer Völker an. Bei den Gefechten setzt er Chemiewaffen ein. Mit Killerdrohnen werden kurdische Menschen und Politiker:innen getötet. Der uralte Wald in Behdînan und die Oliven in Efrîn werden zerstört und verkauft. Das Wasser der Flüsse Euphrat und Tigris wird entgegen der internationalen Rechtsprechung als Waffe gegen unser Volk eingesetzt. In Efrîn ist die demografische Struktur gezielt verändert worden und auch in Südkurdistan werden Dschihadisten aus anderen Gebieten Syriens angesiedelt. Die Liste der vom türkischen Staat begangenen Kriegsverbrechen ist unendlich.

Mobilmachung ausrufen“

Gegen diese Besatzungsangriffe des türkischen Staates muss endlich eine Mobilmachung ausgerufen werden. Der seit über drei Monaten andauernde Krieg geht in den Regionen Zap, Avaşîn und Metîna immer noch mit voller Gewalt weiter, denn das grundlegende Ziel ist die Besatzung Südkurdistans.

Die Besatzung von Kurdistan bedroht nicht nur das kurdische Volk. Dieser Angriff gefährdet auch die armenischen, assyrischen, aramäischen, chaldäischen, arabischen, türkischen und anderen Völker.

Der türkische Staat verschleudert für die Umsetzung dieser Angriffe diplomatische, politische und wirtschaftliche Interessen an andere Staaten, um bei seinem Krieg gegen das Volk Kurdistans Erfolg zu haben. Letztendlich bedeutet jedoch das Schweigen dieser Staaten, dass sie an dem Verbrechen teilhaben. Die UNO, die NATO, die Arabische Liga, die EU und der Europarat sind für die Angriffe verantwortlich. Sie müssen unverzüglich Maßnahmen treffen, damit das völkerrechtswidrige Vorgehen des türkischen Staates ein Ende findet. Solange ihr Schweigen andauert, muss das Schweigen als Unterstützung für das feindliche Vorgehen gegen die Völker Kurdistans gewertet werden.

Die von diesem Krieg hervorgerufene Besorgnis und Angst sind groß. Bekanntlich hat der türkische Staat diesen Angriff genau zum Jahrestag des Genozids an den Armenier:innen gestartet. Die Botschaft ist eindeutig: Sie besagt, dass wie die Armenier am 24. April 1915 in der Türkei jetzt auch die Kurden vernichtet werden sollen.

Aufruf zu einer gemeinsamen Haltung

Als Unterzeichnende dieses Aufrufs fordern wir in dieser kritischen Zeit alle Kurdinnen und Kurden auf, sich gegen die feindlichen Machenschaften gegen unsere Nation zu wehren und eine gemeinsame Haltung einzunehmen.

Freund und Feind sollen wissen, dass wir Kurdinnen und Kurden wie alle anderen Menschen auf der Welt unterschiedliche Ansichten und Meinungen haben. Geht es jedoch um den Schutz unseres Landes, sind wir eins. Aus diesem Grund unterzeichnen wir diesen Appell und rufen unser Volk zur Einheit auf.“

Die Liste der Unterzeichnenden findet sich hier.