Die Autonomieverwaltung von Şengal und die ihr angeschlossenen ezidischen und arabischen Institutionen unterstützen die internationale Kampagne „Freiheit für Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“. Die am 10. Oktober an über hundert Orten gestartete Kampagne vereint soziale Bewegungen, politische Parteien, Kommunen, Gewerkschaften, Aktivist:innen, Intellektuelle und Millionen Kurd:innen und ihre Freund:innen weltweit um ein gemeinsames Ziel: eine gerechte und demokratische politische Lösung für die seit mehr als einem Jahrhundert ungelöste kurdische Frage in der Türkei dadurch zu ermöglichen, dass Abdullah Öcalan die Teilnahme an einem erneuten Dialog ermöglicht wird. „Wir finden diese Offensive historisch bedeutsam und begrüßen sie mit inniger Begeisterung“, erklärte die Autonomieverwaltung am Samstag in Şengal.
In der Erklärung verwies die Autonomieverwaltung auf Abdullah Öcalans jahrzehntelangen Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit und seine Verhaftung vor knapp 25 Jahren, mit der die kurdische Befreiungsbewegung unwirksam gemacht werden sollte. Öcalan sei ein international einflussreicher Vordenker und werde in türkischer Haft isoliert, um seine Freiheitsphilosophie zu unterdrücken. Für die Menschen in Şengal habe Abdullah Öcalan eine besondere Bedeutung, weil er im Vorfeld des am 3. August 2014 vom Terrornetzwerk „Islamischer Staat“ (IS) begangenen Völkermords an der ezidischen Gemeinschaft die Gefahr erkannt und für Vorkehrungen gesorgt habe, so die Autonomieverwaltung. Auf Öcalans Anregung war am 28. Juni 2014 eine zwölfköpfige Guerillagruppe als Vorhut in die Region gekommen, um die Verteidigung der Bevölkerung zu organisieren. Diese kleine Gruppe leistete Widerstand gegen den IS, bis in den kommenden Tagen Bataillone der YPG/YPJ aus Rojava und der HPG und YJA Star aus den Bergen zur Unterstützung eintrafen und Zehntausenden Menschen das Leben retteten.
„Auf Befehl der Barzanî-Familie flohen damals Zehntausende Peschmerga aus Şengal. Als alle Şengal den Rücken zukehrten und flüchteten, waren es die Kämpferinnen und Kämpfer von Abdullah Öcalan, die hierher kamen und uns verteidigten“, erklärte die Autonomieverwaltung. Als Reaktion auf das Massaker habe sich die Bevölkerung organisiert und eigene Strukturen der Verwaltung und Verteidigung aufgebaut.
Weiter hieß es in der Erklärung: „Als ezidische Gemeinschaft und arabische Bevölkerung von Şengal schließen wir uns der auf internationaler Ebene gestarteten Kampagne für die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage an. Wir leiten eine neue Offensive für Öcalans Freiheit und ein autonomes und freies Şengal ein. Es ist endlich an der Zeit, dass Öcalan freigelassen wird. Unserer Meinung nach richtet sich die Isolation von Abdullah Öcalan gegen alle unterdrückten Völker, Kulturen und Glaubensgemeinschaften. Es ist offensichtlich, dass die Hegemonialmächte im Nahen Osten und auf der Welt auf eine Kriegspolitik setzen und die Völker gegeneinander aufhetzen wollen. Diese Kriegspolitik kommt für alle Bevölkerungsgruppen und insbesondere für die ezidische Gemeinschaft einem Völkermord gleich. Abdullah Öcalan ist eine Persönlichkeit, die diese Politik verhindern und den Weg zur Freiheit der Völker öffnen kann.“