Menschenunwürdige Behandlung durch Amnesty International

Nach der gewaltsamen Räumung einer Protestaktion kurdischer Aktivist*innen in der Londoner Zentrale von Amnesty International berichten die Betroffenen über die menschenunwürdige Behandlung durch die Menschenrechtsorganisation.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat sich bisher durch ihr Schweigen zur Totalisolation des kurdischen Friedenspolitikers Abdullah Öcalan und dem Hungerstreik von tausenden Gefangenen für die Aufhebung der Isolation hervorgetan. Um dieses Schweigen zu durchbrechen, führten kurdische Aktivistinnen und Aktivisten am 24. April in der Zentrale von Amnesty International in London einen Sit-In durch. Amnesty ließ den Protest nicht nur gewaltsam räumen, sondern sperrte auch die Toiletten im Gebäude, um die Aktivist*innen zu Sachbeschädigungen zu provozieren. Ihre Entschlossenheit, die Augen vor den Menschenrechtsverletzungen auf Imralı zu verschließen, brachte ein Vertreter von Amnesty mit den Worten auf den Punkt: „Auch wenn ihr das Gebäude niederbrennt, werden wir nichts zu Abdullah Öcalan und seiner Isolation sagen.“

Unmenschliche Behandlung nicht von einer Menschenrechtsorganisation erwartet“

Mehmet Kardu war einer der Aktivisten, die an dem Sit-In teilgenommen haben. Er berichtet von Polizeigewalt und menschenunwürdiger Behandlung durch Amnesty. AI-Vertreter hätten sich nicht ernsthaft auf Gespräche eingelassen. Nach dem Gesprächsversuch entschieden sich die Aktivist*innen, im Gebäude zu bleiben und einen Hungerstreik zu beginnen. Mehmet Kardu sagt: „Wir hätten eine solche unmenschliche Behandlung nicht von einer Menschenrechtsorganisation erwartet. Diese Situation stellt eine Menschenrechtsorganisation wie Amnesty bloß.“

Amnesty verweigert Toilettenbesuch

Bis zur Räumung untersagte Amnesty den Besetzer*innen die Benutzung der Toiletten. Kardu sagt dazu: „Warum sie das gemacht haben, haben wir erst später erfahren. Wenn sie uns die Toiletten nicht benutzen lassen, dann würden wir das Gebäude verlassen oder unser „Geschäft“ dort verrichten. Dort sein „Geschäft“ zu erledigen, stellt jedoch eine Sachbeschädigung dar. Unter diesem Vorwand riefen sie nach drei Tagen die Polizei. Sie behaupteten auch, ihre Sicherheitsleute seien geschlagen worden, aber das ist ein Lüge.“

Auch die Polizei verübte Übergriffe auf die Protestierenden. Der Aktivist fährt fort: „Es kamen viele Polizisten. Klar war, dass der Befehl von ganz oben gekommen ist. Beim Anlegen der Handfesseln wurden unsere Gelenke verletzt. Der Finger eines Freundes wurde ausgekugelt, der Arm eines anderen wurde verletzt. Ein anderer Freund erlitt Verletzungen am Brustbein und befindet sich immer noch im Krankenhaus. Manche Freunde wurden am Boden liegend geschlagen. Sie haben sich genauso verhalten wie die türkische Polizei.“

Die 16 Festgenommenen wurden auf drei verschiedene Polizeistützpunkte verteilt. Kardu wurde nach 22 Stunden freigelassen. Er sagt: „Wir haben niemandem einen Schaden zugefügt. Wir haben AI nur daran erinnert, als Institution ihrer Aufgabe nachzukommen. Wir versuchen durch solche Aktionen den Hungerstreik international bekannt zu machen. Wir haben eine große Verantwortung. Jeder muss dort, wo er ist, aktiv werden. Wir müssen alles tun, was wir können. Jedes Individuum kann etwas beitragen.“