Langer Marsch in Genf abgeschlossen

Der Marsch von Lausanne nach Genf ist mit einer Kundgebung vor dem UN-Sitz abgeschlossen worden. „Die Öffentlichkeit muss wissen, dass wir 40 Millionen sind, die eine Revision von Lausanne nicht zulassen werden”, sagte der KNK-Vorsitzende Ahmet Karamus.

Der dreitägige Marsch von Lausanne nach Genf ist mit einer Kundgebung vor dem Sitz der Vereinten Nationen (UN) abgeschlossen worden. Dort findet momentan eine Konferenz des UN-Menschenrechtsrats statt. Gut 250 Demonstrierende beteiligten sich seit Samstag an der Aktion der Initiative #DefendKurdistan, um gegen Völkermord und Besatzung zu protestieren und ein Zeichen zu setzen, dass eine Neuauflage des Lausanner Vertrags nicht in Frage kommt. Das Abkommen legte am 24. Juli 1923 nicht nur die heutigen Staatsgrenzen der Türkei fest, sondern auch die Teilung Kurdistans. Mit einem Federstrich wurden Kurd:innen zu Türken, Iranern, Irakern und Syrern.

Eingeleitet wurde die Abschlusskundgebung, an der dann auch Mitglieder der kurdischen Community von Genf teilnahmen, mit einer Schweigeminute für die Toten des kurdischen Befreiungskampfes, die begleitet wurde vom Widerstandslied Çerxa Şoreşê (Das Rad der Revolution). Der Ko-Vorsitzende des Nationalkongress Kurdistan (KNK), Ahmet Karamus, hielt in einer Ansprache fest, dass der türkische Staat weiterhin nicht bereit sei, der kurdischen Gesellschaft die ihr im Lausanner Vertrag zugebilligten Bürgerrechte zu gewähren, und an seiner Politik der Unterdrückung und Vernichtung festhalte. Hinzu käme, dass die Führung in Ankara auf eine Ausweitung ihr Staatsgrenzen hinwirke.

Die Demonstration heute beim letzten Stück der Etappe nach Genf

„Der Genozid an den Kurd:innen schreitet seit Jahren schleichend voran”, sagte Karamus und verwies auf Forderungen der türkischen Regierung nach einer Revision des Vertrages von Lausanne. Mit historischen Interessen wolle Ankara die imperiale Vormachtstellung der Türkei in den Gebieten des Osmanischen Reiches legitimieren, die auch Kurdistan umfassten. Damit begründe der türkische Staat seine genozidale Politik gegenüber den Kurd:innen, mit der er unter anderem bei den USA, der NATO, den UN oder auch Russland auf Verständnis stoße statt auf Widerstand. „Unsere geschlossene Antwort als kurdisches Volk, das auf vier Staaten aufgeteilt ist, muss die nationale Einheit sein. Die internationale Öffentlichkeit muss wissen, dass wir 40 Millionen sind, die eine Revision von Lausanne nicht zulassen werden”, sagte Karamus.

Der Schweizer Politiker und frühere Bürgermeister von Genf, Rémy Pagani, der mit der „Internationalen Delegation für Frieden und Freiheit” im Juni nach Hewlêr (Erbil) reiste, war ebenfalls anwesend. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Widerstand des kurdischen Volkes gegen Besatzung und Krieg zu unterstützen. Selma Sürer, die Ko-Vorsitzende des Dachverbands der Kurd:innen in der Schweiz (CDK-S), hob hervor, dass den türkischen Angriffen in Kurdistan, Invasionen und der Isolation von Abdullah Öcalan als politischer Repräsentant der kurdischen Gesellschaft mit einer gemeinsam Offensive entgegnet werden müsste.

Weitere Redebeiträge gab es von Lydia Schneider von der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP), von der Aktivistin der Kurdischen Frauenbewegung in Europa (TJK-E), Meryem Çağ, und dem Vertreter der Konföderation der unterdrückten Migrant:innen in Europa (AvEG-Kon), Ali Orak. Eine Abordnung der Initiative „Defend Kurdistan” übergab den Vereinten Nationen ein Dossier über die Verbrechen des türkischen Staates in Kurdistan. Zum Ende führte Defend Kurdistan ein Gespräch mit Mitgliedern der eelam-tamilischen Community, die sich aus Solidarität mit den Kurd:innen an der Kundgebung beteiligte. Bei der Unterredung wurde festgehalten, dass unterdrückter Völker ihre Kämpfe für Freiheit und Selbstbestimmung gemeinsam führen sollten.