Kranzniederlegung vor der israelischen Botschaft in Berlin

Vor 25 Jahren wurden Sema Alp, Mustafa Kurt, Sinan Karakuş und Ahmet Acar von Beamten des israelischen Generalkonsulats in Berlin erschossen. Angehörige legten heute vor der Botschaft einen schwarzen Kranz nieder.

Vor der israelischen Botschaft in Berlin wurde Sema Alp, Mustafa Kurt, Sinan Karakuş und Ahmet Acar gedacht. Sie hatten sich dort vor 25 Jahren an einem Protest gegen die Verschleppung von Abdullah Öcalan aus Kenia in die Türkei beteiligt, als sie von Beamten des israelischen Generalkonsulats erschossen wurden. Ihr Unmut galt der Unterstützung Israels bei der Entführung des kurdischen Vordenkers. Dessen Nachrichtendienst Mossad hatte beim Coup von Nairobi zwei Tage zuvor, wie die „Operation Safari“ zur Ergreifung Öcalans auch genannt wird, den US-amerikanischen und türkischen Geheimdiensten CIA und MIT assistiert und dem Flieger, in den der PKK-Begründer damals in der kenianischen Hauptstadt mit dem Ziel Istanbul verfrachtet wurde, einen Zwischenstopp in Tel Aviv gewährt.

„Am 17. Februar 1999 hat hier an diesem Ort ein Massaker stattgefunden, das bis heute ungesühnt ist“, erklärte Hüseyin Yılmaz, Ko-Vorsitzender der Freien Kurdischen Gemeinde Berlin, die gemeinsam mit dem Frauenrat DEST-DAN und Angehörigen der Ermordeten zu dem Totenprotest vor der Botschaft aufgerufen hatte. Neben einem schwarzen Kranz, der niedergelegt wurde, säumten auch Blumen für die Toten, die von Bildern auf den damaligen Tatort blickten, den Eingangsbereich des Gebäudes. Yılmaz verurteilte die Tat und kritisierte, dass die Todesschützen von strafrechtlicher Ahndung verschont wurden und es keine juristische und politische Auseinandersetzung mit dem Vierfachmord gab. „Sema Alp, Mustafa Kurt, Sinan Karakuş und Ahmet Acar wurden gezielt erschossen. In unserer Erinnerung und im Kampf um Gerechtigkeit leben sie weiter.“

Hintergrund

Sema Alp, Ahmet Acar, Mustafa Karakurt, Sinan Karakuş waren nur vier von Tausenden Menschen, die nach der völkerrechtswidrigen Verschleppung Abdullah Öcalans auf die Gefängnisinsel Imrali, dem türkischen Äquivalent zu Robben Island, vor den Vertretungen der an diesem Piratenakt beteiligten Staaten protestierten. Bei der Aktion vor dem israelischen Botschaftsgelände im Berliner Stadtteil Schmargendorf eröffneten zwei Sicherheitsbedienstete das Feuer aus der geöffneten Tür des Konsulats auf die Demonstrierende, die sich im Vorgarten und auf der Eingangstreppe aufhielten. Bis zu 30 Schüsse wurden abgegeben. Sema Alp, Mustafa Kurt, Ahmet Acar und Sinan Karakuş wurden getötet, andere durch die Kugeln der israelischen Sicherheitsbeamten zum Teil schwer verletzt. Die Überlebenden wurden später vor ein deutsches Gericht gestellt: Jugendliche wurden zu Sozialstunden verurteilt, Erwachsene erhielten neben Freisprüchen Bewährungsstrafen von bis zu zwei Jahren wegen Landfriedensbruchs und sollten sogar abgeschoben werden. Erst mit einem Urteil des Verwaltungsgerichts konnten die Ausweisungen gestoppt werden. Die Todesschützen hingegen wurden nicht zur Rechenschaft gezogen. Sie wurden sofort nach Israel ausgeflogen, weil sie diplomatische Immunität genossen.