Internationalistische Konferenz: „Jugend gegen Krieg und Faschismus“

In Berlin hat die Konferenz „Jugend gegen Krieg und Faschismus“ der Internationalistischen Jugendkommunen stattgefunden.

Am Sonntag fand die erste Konferenz „Jugend gegen Krieg und Faschismus“ der Internationalistischen Jugendkommunen in der Alten Feuerwache in Berlin-Kreuzberg statt. In einem bunt mit kämpferischen Transparenten, flatterndem Krebsband und Blumengesteck geschmückten Raum kamen etwa 60 Personen zusammen. Den Auftakt machte die Moderation mit einer schwungvollen Rede, die bereits breiten thematischen Einstieg schuf. Im Anschluss wurde eine Videobotschaft der Internationalistischen Kommune aus Rojava eingespielt, in der zwei Aktivistinnen die Lage vor Ort beschrieben und wie imperialistische Staaten in den Konflikt verwickelt sind. Zum Russland-Ukraine-Krieg hieß es: „Sie wollen den Krieg von Wenigen als einen von Vielen darstellen. Wir können uns keine Seite aussuchen. Staaten werden die Probleme nicht lösen.“ Auf die Frage nach einer Lösung des Ukraine-Konflikts ging die Konferenz im weiteren Verlauf noch öfter ein.

Nach einer kurzen Pause ging es dann auch los mit dem ersten Panel „Unser Ausweg aus dem 3. Weltkrieg“. Auf dem Podium saßen Tim von den Internationalistischen Jugendkommunen und Mia von Women Defend Rojava. Tim startete damit zu erklären, warum Abdullah Öcalan schon seit mehr als 30 Jahren von einem Dritten Weltkrieg spricht, dessen Zentrum der Mittlere Osten ist. Damit war die Politik der imperialen Mächte auf diplomatischer wie militärischer Ebene erläutert, aber wie sieht es aus mit der gesellschaftlichen? Wie werden Frauen und die Jugend beeinflusst? „Vergewaltigung wird als Kriegstaktik immer noch viel zu selten genannt“, ging Mia auf die Frage ein. Ergänzend erläuterte sie den sogenannten Spezialkrieg, die psychologische Kriegsführung, die Öcalan analysiert. Sie sprach von einer Scheinheiligkeit des linearen Befreiungsprozesses von Frauen und der vermeidlichen Emanzipation von „Girlbossen“, also Frauen in politischen Ämtern, die letztendlich die gleiche imperiale und kapitalistische Politik betreiben würden wie ihre männlichen Kollegen. Auch die Jugend sei heutzutage stark vom Spezialkrieg beeinflusst.

„Auf den sozialen Medien gibt es eigentlich zwei Wege: Du lässt dich von inhaltslosen Inhalten berieseln und verbringst damit Stunden oder du schaust dir politische Inhalte an, die dich verunsichern, dir Angst machen. Beides trägt zur Lähmung der Jugend bei.“ Mit Sätzen wie „Wenn Deutschland wieder Stärke zeigen muss“ werde die Bundeswehr in den sozialen Medien immer aktiver und wisse so die Suche nach Bedeutung von Jugendlichen für ihre Zwecke zu nutzen und sogar Minderjährige zu rekrutieren, bemerkte Tim. Mit Spezialkrieg und Bundeswehr werde schnell Faschismus assoziiert.

Darum drehte sich das zweite Panel „Faschismus als Aufstandsbekämpfung“ mit Bloque Latinoamericano Berlin und TekoJIN (Bewegung kämpferischer junger Frauen). Faschismus wurde in Abya Yala (Südamerika) und Kurdistan in der Geschichte immer wieder als Mittel zur Aufstandsbekämpfung von den Regierenden der Staaten genutzt, in besonderer Weise gegen indigene Gruppen und Kurdinnen und Kurden. Nach wie vor sei dies eine Realität. Beispiele sind die Politik von Bolsonaro in Brasilien oder der „Tiefe Staat“ in der Türkei. Zum Schluss fand Santiago von Bloque noch einige starke Worte: „Immer werden anti-systemische, anti-faschistische Kräfte als Terroristen dargestellt, dabei betreiben die Herrschenden den Terrorismus, indem sie Angst verbreiten und imperiale Staaten gemeinsame Sache machen.“

Der Titel des dritten und letzten Panels lautete „Staat, Macht, Gewalt und was wir dagegen tun können“. Das Podium war mit vier Referierenden besetzt. Vertreten waren die Rote Hilfe Berlin, ein Sprecher der Rosa-Luxemburg-Stiftung, „Rheinmetall Entwaffnen“ und „der Mann im Rock“, Samira Fansa, die 1999 einen Farbbeutel auf Joschka Fischer warf und Teil des provisorischen, anarchistischen Anti-Kriegsrats ist. Trotz der unterschiedlichen Zusammenstellung wurde deutlich, dass egal ob bezüglich Repression, Aufrüstung, medialer Diskurs oder im Vergleich zu früher sich die Dinge zuspitzen und es Zeichen des Widerstands und eine starke antimilitaristische Bewegung braucht. Außerdem wurde festgestellt, dass sich die Dinge nicht erst mit dem Ausruf der „Zeitenwende“ von Olaf Scholz vor nun mehr als einem Jahr in diese Richtung entwickeln. Die „Zeitenwende“ und der darin inbegriffene politische Kurs kann nicht einfach drei Tage nach Kriegsbeginn beschlossen werden - sie war geplant. Der Waffenkonzern „Rheinmetall“ existiert schon seit dem Ersten Weltkrieg – Profite und Erfahrungen, die sich auszahlen. „Bis vor einem Jahr konnten wir darauf zählen, dass die Leute gegen Waffenexporte sind. Jetzt ist das nicht mehr klar“, sagte Sara von Rheinmetall Entwaffnen.

Die Moderation schloss die Konferenz mit den Worten: „Ich sehe in viele müde, aber auch sehr nachdenkliche Gesichter. Es gibt so viel, was wir verstehen und wissen sollten. Ich denke, dass wir darin heute ein gutes Stück vorangekommen sind.“ Auf den Vers eines Gedichts, von der Moderation vorgetragen, erhoben sich die Teilnehmenden und riefen den letzten Satz gemeinsam: „Nun denn, Jugend an die Front, Frauen in unsere Mitte, die Gefallenen in unserem Rücken, hört wie es vom Winde weht: Hoch die internationale Solidarität!“

Mit dieser Energie gingen einige Teilnehmer:innen aus Anlass des Tags der Befreiung am 8. Mai noch zum sowjetischen Ehrendenkmal in Treptow. Dort wurden im Gedenken an diejenigen, die im Kampf gegen den Faschismus ihr Leben gaben, Blumen niedergelegt und es wurde gemeinsam gesungen. Den Kopf voller Eindrücke, neuer Menschen und Gedanken ließen von dort aus alle den Sonntag auf unterschiedliche Weise ausklingen.