Infoabend „10 Jahre Revolution in Rojava – 5 Jahre Invasion in Efrîn“ in Leipzig

Am Samstagabend gab es in Leipzig einen Vortrag über die Rojava-Revolution und die Besatzung in Efrîn mit anschließendem Beisammensein. Eingeladen dazu hatte die Initiative „Defend Kurdistan“.

Der 18. März ist ein historischer Tag. Es ist der internationale Tag der politischen Gefangenen und markiert das Datum, an dem 1871 die Pariser Kommune proklamiert wurde. Der 18. März ist jedoch auch der Tag, an dem der nordsyrische Kanton Efrîn, eine der Wurzeln der Revolution von Rojava, 2018 von der Türkei und ihren dschihadistischen Söldnern besetzt wurde.

In Leipzig fand am Samstagabend aus Anlass des Jahrestags der Besatzung ein Vortrag mit dem Titel „10 Jahre Revolution in Rojava – 5 Jahre Invasion in Efrîn" statt. Eingeladen dazu hatte die Leipziger Ortsgruppe der Initiative Defend Kurdistan. Die Veranstaltung wurde im Rahmen der Aktionstage „We see your crimes – Stoppt den Einsatz von Chemiewaffen in Kurdistan!“ durchgeführt, die von der Initiative ins Leben gerufen worden waren.

Nach einem historischen Überblick über die Revolution in Rojava und einer Einführung über die Idee des demokratischen Konföderalismus ging es um die Invasion sowie die Besatzung in Efrîn. Der Referent betonte: „Die Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien ist weltweit zu einem Inspirations- und Hoffnungspunkt geworden, der vielen Kämpfen und Bewegungen Kraft gibt.“

Später am Abend wurde noch an Anna Campbell erinnert. Die Internationalistin, Feministin und Anarchistin war im Mai 2017 nach Rojava gereist, um sich für den Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) den Frauenverteidigungseinheiten YPJ anzuschließen. Dort nahm sie den Namen Hêlîn Qereçox an und beteiligte sich an Offensiven gegen den IS. Als die Türkei am 20. Januar 2018 die selbstverwaltete Region Efrîn völkerrechtswidrig angriff, wirkte Anna Campbell am Schutz der Zivilbevölkerung mit. Am 15. März 2018 kam sie im Alter von 26 Jahren bei einem türkischen Luftangriff ums Leben. An jenem Tag hatte sich in der Nähe von Cindirês ein großer Konvoi weg von der sich rasch nähernden Front bewegt. Der Großteil der rund 300 Menschen bestand aus zivilen Personen, die von YPJ- und YPG-Einheiten evakuiert werden sollten. Die Türkei feuerte Raketen auf die Menge ab. Fast alle im Konvoi befindlichen Menschen wurden getötet.


„Es gibt keine Perspektive für Demokratie und Frieden ohne ein Ende der türkischen Besatzung“, resümierte der Referent. „Erst wenn Efrîn wieder frei ist und die Gesellschaft wieder über sich selbst bestimmt, können wir von einem Frieden in der Region sprechen.“

Diskussion über derzeitige Lage in Kurdistan

Zum Schluss des Vortrages wurde noch über die aktuelle Lage in Kurdistan diskutiert. Dabei ging es neben den Folgen des Erdbebens und die Verantwortung des türkischen Regimes auch um die kontinuierliche Militärgewalt gegen die Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens, die anhaltenden Chemiewaffenangriffe in Südkurdistan sowie die türkischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, die im Mai stattfinden. Nach dem zweistündigen Vortrag wurde zusammen Linseneintopf gegessen und es gab noch angeregten Austausch über die Ideen und die Umsetzung der Selbstverwaltung.