Am 14. Dezember jährt sich zum zweiten Mal der Todestag des deutschen Guerillakämpfers Michael Panser (Nom de Guerre: Bager Nûjiyan / Xelîl Viyan), der durch einen türkischen Luftangriff auf die in Südkurdistan gelegenen Medya-Verteidigungsgebiete ums Leben kam. Die Internationalistische Kommune von Rojava hat ein berührendes Video, welches bei der Gedenkveranstaltung 2019 gezeigt wurde, mit Ausschnitten aus seinem Leben auf ihrer Homepage veröffentlicht und in mehrere Sprachen übersetzt:
Unser Freund, Sohn, Bruder und Genosse Michael Panser, oder für die meisten einfach nur Micha, wurde als Guerillakämpfer in den freien Bergen Kurdistans am 14. Dezember 2018 vom türkischen Militär getötet.
Unsere Herzen sind voller Feuer und Schmerz, unsere Köpfe voller Erinnerungen. Micha war ein Freund, der uns vor allem mit seiner unersättlichen und euphorischen Suche nach Wahrheit in Erinnerung bleibt. Seine Suche und Neugier für revolutionäre Befreiungsbewegungen hat ihn an viele Orte auf der Welt gebracht. Seine größte Leidenschaft war es, seine Erfahrungen und Ideen mit anderen Menschen zu teilen, zu diskutieren und Weggefährt*innen zu finden.
Antifaschismus und eine grundlegende kritische Haltung gegenüber patriarchalen Machtverhältnissen waren Grundfeste seiner Persönlichkeit und so begann er schon mit 14 Jahren, in linken Strukturen wie der Antifa aktiv zu werden.
Im Jahr 2011 las Micha zum ersten Mal eine der Verteidigungsschriften Abdullah Öcalans mit dem Namen „Jenseits von Staat, Macht und Gewalt”. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis der kurdischen Freiheitsbewegung und die praktische Überwindung realsozialistischer Dogmen faszinierten Micha so sehr, dass er sich im Jahre 2012 auf den Weg nach Kurdistan machte.
Teil der Revolution zu sein, bedeutet nicht nur reden, sondern wirklich zu verändern und dabei selbst aktiver Teil der Veränderung zu sein und zu werden. Seit 2015 beteiligte er sich hauptsächlich am Aufbau internationalistischer Strukturen in Rojava.
Auch um den Ezid*innen nach dem Genozid nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten beiseite zu stehen, beteiligte er sich an der selbstorganisierten Verteidigung Şengals in den kämpfenden Einheiten YBŞ. Auf den Spuren Zarathustras auf der Suche nach Weisheit, wahrer Freundschaft, Kampf und einem freien Leben.
Der Weg in die freien Berge Kurdistans im Sommer 2017 und der Entschluss, sich der Guerilla anzuschließen, bedeutete für Micha in erster Linie eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst. Es war die Entscheidung für eine tiefe Freundschaft zu allen Menschen. Es war die Entscheidung zu einem kommunalen Leben.
Er war bereit, für diese Reise hinter die Weltränder und in die Augen zu blicken, die die Welt des Feuers zeigen, nicht die des Lichts. Und er war bereit, mit ins Feuer zu gehen, wenn es die Wirklichkeit ist, anstatt weiter vom Licht geblendet zu werden. Heval Bager ließ das Gewand der Moderne wie selbstverständlich für immer zurück, sobald er sich ihrer Täuschung bewusst war. Er ging fortan mit einer Leichtigkeit, die einen freien Geist auszeichnet, und einer Offenheit, die von einer neuen Gesellschaft erzählt.
Leider bist du nicht der erste und du wirst auch nicht der letzte sein, dem durch diesen Vernichtungskrieg das Leben genommen wird. Doch deine Freund*innen und Weggefährt*innen werden dafür sorgen, dass der Feind der Menschheit in seinem Vernichtungswillen verzweifeln wird. Er wird durch unsere Entschlossenheit und Hingabe früher oder später erkennen, dass sich die Suche nach dem würdevollen Leben nicht vernichten lässt. Es kann keine Welt ohne Verbundenheit, Liebe, Solidarität, Würde und Gerechtigkeit geben und mit diesem Selbstbewusstsein führen wir deine Suche und deinen Kampf fort.
Erinnern ist ein aktiver Prozess. Es ist der Kampf gegen das Vergessen. Denn Erinnern lässt unsere Freunde und Freundinnen in unseren Herzen lebendig bleiben. Şehîd namirin! Die Gefallenen sind unsterblich!