Auf dem „Rheinmetall entwaffnen“-Camp im norddeutschen Unterlüß ist dem internationalistischen Guerillakämpfer Michael Panser, mit Codenamen Xelîl Viyan und Bager Nûjiyan, gedacht worden. Der aus Potsdam stammende HPG-Kämpfer ist am 14. Dezember 2018 bei Luftangriffen der türkischen Besatzungsarmee in den südkurdischen Medya-Verteidigungsgebieten ums Leben gekommen.
Trotz des langen Tages auf dem Camp und erfolgreichen Blockadeaktionen vor den Toren der Waffenfirma Rheinmetall fanden viele Menschen Ruhe und Ernsthaftigkeit, ihrem gefallenen Freund zu gedenken, ihrer Wut und Trauer Ausdruck zu verleihen. Gemeinsam schauten sie das letzte Video von Şehîd Bager, in welchem er über sein Leben, die Revolution, die Suche nach Wahrheit und seinen Weg in die Berge Kurdistans, in die Reihen der PKK spricht.
Viele Menschen, nicht nur in Deutschland, kannten Şehîd Bager. Viele unter anderen Namen, Xelîl oder Micha, welche jeweils auch für einen bestimmten Abschnitt in seinem Leben standen. Über sein Leben hinweg und noch heute bringt Şehîd Bager verschiedene Menschen zusammen, welche jeweils eine eigene Geschichte mit ihm verbinden. Und so berichteten die Menschen aus seinem und ihren Leben, wie und wo sie ihm begegneten, welche Erfahrungen sie mit ihm machten und welche Träume und Hoffnungen sie mit ihm teilten. Viele beschrieben Şehîd Bager als den Suchenden, der er war. Oft unruhig, mit den gegebenen Antworten nicht zufrieden, immer wieder und wieder hinterfragend. Der sich bewusst war, dass der härteste Kampf gegen sich selbst zu führen ist und der niemals den bestehenden Zustand hinnehmen wollte. Sie beschrieben ihn als einen Menschen, der viel las, viel mit Menschen diskutierte, wobei er nicht immer verstanden wurde. In Erinnerung war vielen sein Beitrag „Macht und Wahrheit“ auf der Konferenz „Die kapitalistische Moderne herausfordern“ zu den Gedanken von Michel Foucault und Abdullah Öcalan. Menschen erzählten von seinen großen Träumen und Plänen, und wie er immer versuchte, diese in die Praxis umzusetzen, ob hier in Deutschland, Rojava, Şengal oder in den Bergen Kurdistans. Er hatte von einem neuen Internationalismus geträumt, von Orten, an denen verschiedene Menschen zusammenkommen konnten und gemeinsam revolutionäre Ideen weiterspinnen, vertiefen und in die Praxis, ins alltägliche Leben umsetzen konnten. Und an den internationalen Diskussionen um Perspektiven revolutionärer Bewegungen weltweit nahm Şehîd Bager durch Artikel auch noch aus den Bergen teil, die er dort schrieb. So schickte er Aufsätze, wie „Ein Erbe der Menschheit realisieren“ an internationalistische Freund*innen, um auch ihr Bewusstsein zu schärfen und seine Ideen zur Diskussion zu stellen.
Mit seinen Ideen, Träumen und seiner Offenheit inspirierte Şehîd Bager viele Menschen. Mit seinem eigenen, tiefen Verständnis der Philosophie von Öcalan brachte er viele Menschen der kurdischen Befreiungsbewegung näher. Für viele Menschen wurde Şehîd Bager selbst eine wichtige Person auf der Suche nach der Wahrheit.
Auch das Rheinmetall-Entwaffnen-Camp wäre ein Ort gewesen, an dem Şehîd Bager gewesen wäre. An welchem er seine Ideen diskutiert, gestritten und gegen den Krieg des faschistischen Regimes von Erdoğan in Kurdistan gekämpft hätte.