Hannover: „Rojava-Revolution ist eine reale Alternative“

In Hannover feierten verschiedene Organisationen gemeinsam mit der kurdischen Community den neunten Jahrestag der Rojava-Revolution. Mehrere lokale Gruppen erklärten, warum die Revolution für sie wichtig ist und sie sich ihr verbunden fühlen.

Die Partei der Demokratischen Einheit (PYD), die Kampagne „Women Defend Rojava“ und das Demokratische Gesellschaftszentrum der Kurd:innen in Hannover haben am Samstag gemeinsam eine Kundgebung auf dem Opernplatz in der hannoverschen Innenstadt abgehalten, um über die Revolution in Rojava zu informieren und den neunten Jahrestag ihres Bestehens zusammen zu feiern.

In der Nacht vom 18. auf den 19. Juli 2012 hatten die Selbstverteidigungskomitees in Westkurdistan zunächst die Kontrolle über die Städte, später auch über die Dörfer übernommen und damit den Grundstein für eine autonome Selbstverwaltung der Region Nord- und Ostsyrien gelegt, die auf basisdemokratischen, geschlechterbefreiten und ökologischen Prinzipien beruht. In den folgenden Monaten und Jahren wurde die Demokratische Autonomie schrittweise ausgeweitet und vertieft. Seinen zentralen Prinzipien ist der gesellschaftliche Aufbruch bis heute treu geblieben, trotz zahlreicher Angriffe der verschiedenen regionalen und internationalen Mächte. Diesen Erfolg wollten die Organisator:innen in Hannover gemeinsam mit der kurdischen Community feiern.

Mehrere Initiativen und Gruppen hatten bereits im Vorfeld der Kundgebung Redebeiträge eingesprochen, die darlegten, warum ihnen die Revolution von Rojava wichtig ist und was sie mit der Revolution verbindet.

Die lokale Gruppe von „Fridays for future“ erklärte, dass in ihren Augen die Rojava-Revolution eine reale Alternative sei. Selbst wenn die Herrschenden ganze Regionen und Länder zerstören würden, könnten diese Länder immer wieder aufgebaut und die Natur gerettet werden, solange es nur Menschen wie in Rojava gäbe, die für ihre Freiheit und die Befreiung der Natur kämpfen würden. Die kapitalistische Moderne sei zum Scheitern verurteilt, Rojava sei der Beweis, dass eine andere Welt möglich sei. Abschließend luden die Aktivist:innen von „Fridays for future“ die Teilnehmer:innen dazu ein, sie in ihrem Protestcamp am Neuen Rathaus zu besuchen, um in einen engeren Austausch zu kommen und mehr voneinander zu lernen.

Die Gruppe Ventana al Sur nahm in ihrem Statement Bezug auf die Widerstände verschiedener indigener Gemeinschaften in Mittel- und Südamerika. Der Freiheitskampf der Kurd:innen im Mittleren Osten sei ein Leuchtfeuer für autochtone Gruppen und Gesellschaften, die heute von Genoziden und der Auslöschung ihrer Kultur bedroht seien. Die Reise der Zapatist:innen nach Europa sei ein wichtiges Ereignis, um Kämpfe zu verbinden und voneinander zu lernen.

Die Ko-Vorsitzende der PYD in Syrien, Ayşe Hiso, hatte ebenfalls einen aufgezeichneten Redebeitrag geschickt, in dem sie die Kundgebung grüßte, allen Gemeinschaften Nord- und Ostsyriens zum Jahrestag der Revolution gratulierte und an die Einheit des kurdischen Volkes appellierte.

Ein weiteres Statement kam von der Gruppe Chico Mendes, die sich nach einem Umweltaktivisten aus Brasilien benannt hat, der für sein Engagement ermordet wurde. Vor Ort hielten der Frauenrat Ronahî, die PYD Hannover, Women Defend Rojava und NAV-DEM Hannover Redebeiträge. Sie alle gingen auf die herausragende Rolle der Frauen in der Revolution ein. Der Slogan „Jin! Jiyan! Azadî!“ (Frauen! Leben! Freiheit!) war wohl die meistgerufene Parole an diesem Tag in Hannover.

Die Kundgebung begann bereits um 13 Uhr mit vier Infotischen, einer riesigen Karte von Nord- und Ostsyrien, Redebeiträgen und Musik vom Band. Ab 16.30 Uhr ging die Kundgebung in ein kleines Konzert mit Live-Musik über, wobei die Polizei Hannover peinlich genau darauf achtete, dass nicht länger als 15 Minuten Musik gespielt wurde, damit anschließend fünf Minuten Reden gehalten wurden. Die Teilnehmer:innen, von denen über die sechs Stunden verteilt mehrere Hundert da waren, ließen sich die gute Laune nicht verderben und tanzten zu der Musik von Bavê Ronî und Ciwan Çewlik. Am Ende der Kundgebung trat der Hip-Hop-Künstler Ibo Qamişlo auf.