„Die Revolution von Rojava hat den Mittleren Osten verändert"

Die Revolution von Rojava hat den Mittleren Osten grundlegend verändert und gibt Menschen weltweit Hoffnung. Das erklärt die KCK neun Jahre nach Beginn der Revolution: „Es ist Zeit ein, zwei, viele Rojavas zu erschaffen."

Die Ko-Vorsitzenden des Exekutivrats der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) haben eine Erklärung zum neunten Jahrestag der Revolution von Rojava vom 19. Juli 2012 abgegeben. Darin gedenken sie den Gefallenen und wünschen allen Verwundeten viel Erfolg für ihren zukünftigen Kampf.

Weiter heißt es in der Erklärung:

Die Grundlage für die Rojava-Revolution erschuf Rêber Apo [Abdullah Öcalan], der 20 Jahre lang im Mittleren Osten, Syrien und Rojava lebte und dort intensive Beziehungen zur Bevölkerung pflegte. Tausende junge Frauen und Männer wurden von ihm ausgebildet und entwickelten sich zu Kommandant:innen und Kämpfer:innen der Befreiungsbewegung in Kurdistan. Sie kämpfen auf der Grundlage von Rêber Apos Ideologie, seinem Organisationsverständnis und seiner Haltung zum Leben und viele von ihnen sind gefallen.

Rojava als weltweite Hoffnung

Diese Revolution wurde von Rêber Apo, den Gefallenen und der Bevölkerung Rojavas erschaffen, die auf Engste mit Rêber Apo verbunden ist. Sie ist zugleich eine Revolution, bei der sein auf der Freiheit der Frau und einer ökologisch-demokratischen Gesellschaft basierendes Paradigma zum ersten Mal praktisch an Form gewinnt. Damit ist sie zu einer Oase der Demokratie geworden – inmitten eines Mittleren Ostens, der von einer machtfokussierten, staatlichen, despotischen und männlich-hegemonialen Mentalität dominiert wird. Diese Revolution hat nicht nur die Aufmerksamkeit der Völker des Mittleren Ostens, sondern aller Völker dieser Welt gewonnen. Sie hat die gesamte Menschheit in große Aufregung versetzt und für den Mittleren Osten und die Menschheit die Hoffnung auf ein neues Leben in Freiheit und Demokratie gestärkt.

Diese Revolution ist eine Revolution aller Völker des Mittleren Ostens, insbesondere der Kurdinnen und Kurden, Araberinnen und Araber und Assyrerinnen und Assyrer. Auch aus allen Teilen dieser Welt haben sich junge Frauen und Männer dieser Revolution angeschlossen, sind gefallen oder verwundet worden. Durch diese Internationalistinnen und Internationalisten wurde die Linie einer demokratischen und freien Gesellschaft der Rojava-Revolution erschaffen. Die internationalistischen Gefallenen sind die Kraftquelle dieser Revolution.

Frauen haben die Revolution maßgeblich geprägt

Das Modell einer demokratischen Nation und Gesellschaft, die Freiheit von Frauen, Völkerfreundschaft und das System des demokratischen Konföderalismus, das auf Macht und Staat verzichtet, haben sich zu den grundlegenden Werten dieser Revolution entwickelt. Frauen haben dieses gesellschaftlich-demokratische System maßgeblich geprägt. Aus diesem Grund ist die Revolution von Rojava zuallererst eine Frauenrevolution. Auch heute sind Frauen die Hauptstütze dieser Revolution. Sie haben an vorderster Front die Revolution und die Linie Abdullah Öcalans gegen alle Formen des Angriffs verteidigt. Heute sind es die kurdischen, arabischen und assyrischen Frauen, die die Rojava-Revolution anführen. Die Frauen der Völker Rojavas und Nordostsyriens haben sich die Ehre erkämpft, die erste Frauenrevolution in die Praxis umzusetzen. Voller Leidenschaft für Freiheit und Demokratie grüßen wir daher alle Frauen und insbesondere die Mütter, die sich für die Revolution eingesetzt haben.

Mehr als 10.000 Menschen im Kampf gegen den IS gefallen

In den vergangenen neun Jahren hat sich die Revolution von Rojava zu einer Revolution der gesamten Menschheit entwickelt. Durch ihre Führungsrolle im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) – den Feind aller Menschen – hat sie der gesamten Menschheit einen großen Dienst erwiesen. Die Rojava-Revolution und die Völker Nord- und Ostsyriens haben für die Zerschlagung des IS gesorgt. Die Menschheit ist Rojava daher vieles schuldig und muss sich für diese Revolution einsetzen. Das ist zweifellos auch geschehen, doch sie verdient eine noch größere Unterstützung. Die Angriffe des türkischen Staates auf Rojava und die damit einhergehenden Massaker sind gegen die gesamte Menschheit gerichtet. Denn diese Revolution ist eine Revolution der gesamten Menschheit. Mehr als 10.000 Frauen und Männer sind im Kampf gegen den IS gefallen. Sie haben ihr Blut für die gesamte Menschheit vergossen. Doch während die Völker sich für die Revolution eingesetzt und gegen die Angriffe des türkischen Staates Position bezogen haben, hüllten sich Staaten wie die USA, England, Frankreich und Deutschland, die allesamt direkten Schaden durch den IS erfahren hatten, in Schweigen oder nahmen eine unterstützende Haltung ein, mit der sie die Besatzung beförderten. So haben diese Staaten eine historisch zutiefst unmoralische Haltung an den Tag gelegt.

Noch immer bedrohen zahlreiche Kräfte, insbesondere der IS und dessen größter Unterstützer Türkei, die Rojava-Revolution und das demokratische System in Nord- und Ostsyrien. Die Verteidigung der Revolution ist also eine dringende Aufgabe. Die gesamte Menschheit muss diese Revolution verteidigen, insbesondere die Völker Nord- und Ostsyriens. Es muss allen bewusst sein, dass sich die Revolution derzeit in der Aufbauphase befindet. Alle Bereiche des Lebens müssen also für die Verteidigung der Revolution organisiert und strukturiert werden. Ein Volk, das für die Verteidigung der Revolution organisiert wurde, kann von keiner Macht dieser Welt besiegt werden. Um eine weitere Besatzung wie in Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî zu verhindern, muss die gesamte Bevölkerung unbedingt in Kampfbereitschaft versetzt werden.

Der Unterschied zwischen richtig und falsch

Durch Revolution und den Kampf für die Freiheit wird der Unterschied zwischen richtig und falsch, Freund und Feind und zwischen Patriot:innen und Verräter:innen deutlich. Im Zuge der Revolution hat die Bevölkerung Rojavas große Opferbereitschaft, aber auch Verrat erlebt. Deshalb hat sie stets eindeutig Stellung gegen jegliche Form des Verrats bezogen. Auch heute nimmt die Bevölkerung Rojavas in dieser Frage eine Vorbildrolle für ganz Kurdistan ein. Mit ihrer Haltung gegen die Besatzung durch den türkischen Staat ist sie zu einem Beispiel für ganz Kurdistan geworden. Wir begrüßen diese Haltung und drücken unseren großen Respekt dafür aus.

Es ist sehr bedeutend, dass solch eine demokratische Revolution im Mittleren Osten stattfindet und sich dort zu einem Vorbild entwickelt hat. Der Grund dafür, dass die Revolution trotz aller Angriffe in diesen Tagen ihr zehntes Jahr des Bestehens feiert, liegt in ihrem auf der Freiheit der Frau und Demokratie basierenden Charakter begründet. Je stärker sich die demokratische Gesellschaft entwickelt, desto mehr gewinnt das Volk an Kraft. Dementsprechend kann die Revolution jegliche Hindernisse überwinden. Die größte Stärke der Revolution von Rojava ist ihr demokratischer Charakter. Diese Eigenschaft verwandelt das Volk in eine Quelle der Kraft. Das starke Volk ist in der Lage dazu, sich gegen alle möglichen Angriffe zu verteidigen, egal wie hoch der Preis dafür ist.

Die Rojava-Revolution zeichnet sich durch ihren auf der Freiheit der Frau und einer demokratischen Gesellschaft basierenden Charakter aus. Durch sie gewinnt der demokratische Sozialismus an praktischer Gestalt. Als eine derartige Revolution stellt sie eine Inspirationsquelle für alle unterdrückten Völker dieser Welt dar.

Ganz Kurdistan hat sich durch Rojava verändert

Durch die Rojava Revolution haben sich nicht nur Rojava und Syrien, sondern der gesamte Mittlere Osten grundlegend verändert. Sie führt in allen Gesellschaften zu tiefgreifenden Veränderungen. Die Folgen dessen werden in den nächsten zehn Jahren noch deutlicher zutage treten. Ganz Kurdistan hat sich in diesem Zuge in allen Bereichen stark verändert. Diese Entwicklungen werden auch den gesamten Mittleren Osten verändern. Sehr bald wird der Mittlere Osten einen vollständig demokratischen Charakter annehmen.

Wir grüßen die Völker Nord- und Ostsyriens, die zu einem Vorbild für den gesamten Mittleren Osten geworden sind. Und wir versprechen, die Linie der Gefallenen dieser Revolution und von Rêber Apo überall in die Praxis umzusetzen. Es ist Zeit ein, zwei, viele Rojavas zu erschaffen.