Im Centro Sociale in Hamburg fand am Mittwochabend das monatliche TATORT Kurdistan Café zum Thema „Krieg im Schatten des Krieges“ statt. Inhaltlich konzentrierte sich die Veranstaltung auf den aktuellen Krieg in Rojava, den Bergen Südkurdistans und der Şengal-Region. 20 Menschen nahmen an der Veranstaltung teil.
Zunächst kontextualisierte Anja Flach die Bombardierungen der Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan sowohl geographisch als auch politisch. Das Ziel der Türkei sei es, ihr Einflussgebiet zu erweitern, von den ökonomischen Schwierigkeiten abzulenken und insbesondere die Guerilla zu vernichten – was jedoch seit Beginn der 1990er Jahre versucht werde, aber bis dato nicht gelungen sei. Zudem habe der türkische Staat grundsätzlich eine „Kurdophobie“: sämtliche Bestrebungen der kurdischen Gesellschaft, sich demokratisch zu organisieren, werden bekämpft.
Der zweite Referent, Yavuz Fersoglu, bestätigte dies und ordnete die Angriffe auf Rojava und Sengal in denselben Kontext ein. Mit diesem Krieg solle versucht werden, sämtliche politischen, kulturellen, sozialen Errungenschaften der kurdischen Gesellschaft zu zerstören. Die Türkei habe dabei aktuell gerade so gut wie freie Hand – der Krieg in der Ukraine bestimme die Nachrichten, Erdogan könne sich hierbei als diplomatischer Vermittler profilieren und in diesem Windschatten seinen Krieg führen.
Das Ziel, insbesondere die kurdische Freiheitsbewegung zu vernichten, würden die westlichen und regionalen Staaten jedoch teilen. Die herrschenden Mächte betrachten diese als Hindernis zur Durchsetzung ihrer Interessen, da demokratische Gesellschaften auch (noch) bestehende Abhängigkeiten infrage stellen würden. Die Guerilla wiederum spiele bei diesen Prozessen um Selbstbestimmung eine führende Rolle, weshalb sie als „Avantegarde“ besonders im Fokus stehe.
Im Anschluss an die kurzen Vorträge der beiden Referent:innen wurden viele Fragen gestellt. Zudem wurde diskutiert, wie Möglichkeiten des Protestes hier aussehen könnten. Betont wurde, man müsse Strategien entwickeln, um auch Menschen „außerhalb der eigenen Blase" zu erreichen. Hierbei stünden alle in der Verantwortung: Wirken in jedem Bereich des Alltags, quasi „von unten“.