Filmgespräch in Düsseldorf: Kurdisches Kino im Aufbruch

Am vierten Tag des 2. Kurdischen Filmfestivals Düsseldorf gab es eine Gesprächsrunde zum Thema „Wie entwickelt sich das kurdische Kino – im Exil, in Kurdistan und international?“

2. Kurdisches Filmfestival Düsseldorf

Beim 2. Kurdischen Filmfestival Düsseldorf diskutierten die Regisseur:innen Cemile Şahin, Ekrem Heydo, Hewraz Muhammed und Shahram Alidi über aktuelle Herausforderungen und Perspektiven. Die Gesprächsrunde wurde von Serhat Hulaku moderiert, die Übersetzung übernahm Jiaer Mohedien.

Şahin: Die Kraft der eigenen Geschichten

Cemile Şahin sprach über die Bedeutung des Kinos für die Bewahrung kurdischer Identität in Europa. Sie erinnerte daran, dass viele kurdische Geschichten lange Zeit unterdrückt oder aus fremder Perspektive erzählt wurden. „Wenn wir unsere Geschichten nicht selbst erzählen, gehen wichtige Teile unserer Geschichte verloren“, betonte sie. Ihr eigenes Filmschaffen versteht sie als Beitrag gegen kulturelles Vergessen.

Heydo: Dokumentation als Überlebensstrategie

Ekrem Heydo hob hervor, wie zentral Dokumentarfilme für das kulturelle Gedächtnis der Kurd:innen sind. Da vieles bislang nur mündlich überliefert wurde, sei es umso wichtiger, Geschichten authentisch filmisch festzuhalten. „Wenn ein Volk seine eigene Realität nicht dokumentiert, wird es ausgelöscht“, so Heydo. Er forderte stärkere Investitionen in Filmförderung und den Aufbau kurdischer Filmschulen.

Muhammed: Professionalisierung des kurdischen Kinos

Hewraz Muhammed zeichnete die positive Entwicklung der kurdischen Filmproduktion der letzten zehn Jahre nach: Technische Qualität, Reichweite und Professionalität seien deutlich gestiegen. Gleichzeitig mahnte er, den politischen Anspruch nicht zu verlieren. Filme müssten weiterhin die Realität Kurdistans widerspiegeln und der offiziellen Propaganda entgegentreten.

Alidi: Internationale Sichtbarkeit stärken

Shahram Alidi unterstrich die Notwendigkeit, das kurdische Kino international stärker zu positionieren. Festivals wie Locarno, Cannes oder Venedig müssten gezielt angesteuert werden, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Er rief dazu auf, ein starkes Netzwerk und eine eigene Lobby für kurdische Filmschaffende in Europa aufzubauen.

Ein starkes Signal des Festivals

Das Gespräch machte deutlich: Kurdisches Kino wächst – und mit ihm eine neue Generation von Filmschaffenden, die Kurdistan mit eigenen Bildern und Erzählungen auf die internationale Bühne bringen.

Fotos © Rawand