Fridays For Future Rojava appelliert an Weltöffentlichkeit
Die Ortsgruppe von „Fridays For Future Rojava“ wendet sich an die Weltöffentlichkeit und insbesondere die Klimabewegung.
Die Ortsgruppe von „Fridays For Future Rojava“ wendet sich an die Weltöffentlichkeit und insbesondere die Klimabewegung.
Die türkische Armee bombardiert seit Mittwoch ohne Unterbrechung Nordsyrien. Die Ortsgruppe von „Fridays For Future Rojava“ hat einen offenen Brief an die Klimabewegung verfasst:
„Liebe Schülerinnen und Schüler von Fridays For Future, begeistert haben wir die weltweiten Klimaproteste und -streiks im letzten Jahr zunächst verfolgt und dann, seit der Gründung von Fridays For Future Rojava im Mai diesen Jahres, auch an diesen teilgenommen. Mit Fridays For Future sind weltweit Jugendliche zusammengekommen, mit dem geteilten Verständnis, dass es in dieser Welt, in der die Natur immer weiter zerstört wird, nicht so weiter gehen kann!
Unsere Realität in Rojava, den kurdischen Gebieten Nordsyriens, unterscheidet sich von der Realität vieler anderer Orte, an denen es FFF-Ortsgruppen gibt. Seit 2012, beginnend mit der Revolution von Rojava, bauen wir gemeinsam ein alternatives Gesellschaftsmodell auf – basierend auf den drei Grundprinzipien Frauenbefreiung, Ökologie und Radikaler Demokratie. In den letzten sieben Jahren sind überall basisdemokratische, selbstverwaltete und ökologische Projekte entstanden: Nachbarschaftsräte – Frauenhäuser – Bildungsakademien – ein alternatives, freies Schulsystem – Wirtschafts- und Landwirtsschafskooperativen und vieles mehr. Alle Bereiche des Lebens werden von Grund auf neu organisiert. Früher wurde alles zentral aus der Hauptstadt Syriens Damaskus geregelt. Jetzt verwalten wir uns selber. In allen entstehenden Strukturen organisieren sich Frauen autonom, um ein Gegenpol zu den Machtstrukturen des Patriarchats zu setzen.
Dieses demokratische System war von Beginn an Angriffsziel von reaktionären Kräften. Zunächst die Al-Nusra-Front (ein Ableger von al-Quaida) und dann der Islamische Staat griffen unsere Städte an und besetzten weite Teile des Landes. Doch über die letzten Jahre konnten wir uns von dieser grausamen Herrschaft befreien. Der Islamische Staat ist besiegt. Der Islamische Staat ist kein Phänomen, das allein hier im Mittleren Osten entstanden ist. Viele der Dschihadisten kamen aus westlichen Ländern über die Türkei nach Syrien.
Aber auch mit dem Ende des IS hörten die Angriffe nicht auf. Anfang 2018 führte die Türkei einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg und besetzt seitdem Efrîn – eine Region, die vorher unter Selbstverwaltung stand und als einer der sichersten Gebiete Syriens galt. Jetzt herrscht dort wieder die Gewalt! Viele von uns jungen Menschen waren aktiv an der Verteidigung beteiligt. Fast in jeder Familie gibt es Gefallene, die im Krieg mit dem Islamischen Staat und der Türkei – also der Verteidigung demokratischer Werte und für den Frieden weltweit ermordet wurden.
Seit dem 9. Oktober 2019 greift die türkische Armee an. Überall schlagen Bomben ein durch Artillerie und Luftangriffe. Dazu versuchen sie an einigen Stellen, die Grenze zu übertreten. Es kam schon zu vielen zivilen Opfern und Infrastruktur wie Staudämme und Elektrizitätsversorgung sind die ersten Ziele gewesen.
In dieser schweren Stunden wenden wir uns euch, liebe Freundinnen und Freunde von Fridays For Future. Für uns gibt ist eine Lösung der ökologischen Krise nur durch Selbstbestimmung möglich. Es braucht eine kooperative Form des Wirtschaftens an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet. Dafür steht die Revolution von Rojava. Zeigt Haltung, diskutiert über das Thema, lasst euch von den Medien nicht täuschen, geht auf die Straße! So lange der Angriff anhält, wird es auf der ganzen Welt zu Aktionen der Solidarität und des Widerstands kommen. Gebündelt werden die Aktionen in der Kampagne #Riseup4Rojava.
Wenn Ihr mit uns in direkten Kontakt treten wollt, meldet euch unter [email protected]! Wir sind eine gemischte Gruppe von Menschen aus der Region sowie Menschen, die nach Rojava zur Unterstützung der Revolution kamen – ihr könnt uns also auf Englisch oder auch anderen Sprachen schreiben!"