Der Nationalkongress Kurdistan (KNK) hat eine Delegation an die belarussisch-polnische Grenze entsandt. Begleitet wird die Delegation von der „Defend Kurdistan“-Aktivistin Lida Weerts. Die in Norwegen lebende Niederländerin erklärt: „Wir suchen nach Wegen und Methoden, wie wir den Menschen helfen können. Meiner Meinung nach müssen wir in Europa dagegen protestieren. Die Menschen müssen sich erheben. Sie müssen zeigen, dass die Menschen dieses politische Spiel nicht akzeptieren.“
Lida Weerts berichtet im ANF-Interview über die Delegation:
Wie viele Personen befinden sich Ihren Erkenntnissen nach an der Grenze?
Ich habe selbst keine Beobachtungen in dieser Hinsicht anstellen können, aber so viel wie ich gehört habe, handelt es sich um 3.000 bis 4.000 Menschen. Belarus treibt die Schutzsuchenden aber auch auf die Grenze Litauens zu. Also befinden sich Flüchtlinge nicht nur an der Grenze Polens, sondern auch von Litauen.
Soweit wir das sehen können, unternehmen die internationalen Mächte und Institutionen wie die UN, die EU und Staaten wie die Vereinigten Staaten und Deutschland nichts Konkretes in dieser Frage. Es gibt auch Vorwürfe, dass die Türkei und Belarus die Schützsuchenden benutzen würden. Was sagen Sie dazu?
Die Türkei, Russland und Belarus arbeiten definitiv zusammen. Sie benutzen Flüchtlinge gegen ihren Willen. Deshalb sind diese Menschen ja auch geflohen. Die EU hingegen will Belarus zeigen, dass sie eine Großmacht ist. Es ist ein großes Spiel und niemand will nachgeben. Es ist schrecklich, einfach furchtbar.
Spielt die PDK dabei auch eine Rolle?
Ich glaube nicht, dass sie eine direkte Rolle spielt, aber ich denke, sie hat etwas damit zu tun, dass die Menschen Südkurdistan verlassen. Ich war im September in Südkurdistan und habe dort viele Menschen getroffen. Alle sagten, sie wollten Südkurdistan verlassen. Das ist die Rolle der PDK in dieser Frage.
Was könnte Ihrer Meinung nach eine Lösung sein? Haben die EU oder die internationalen Mächte Lösungsansätze?
Ich glaube nicht, dass sie aktuell etwas unternehmen wollen. Alle müssen für die Menschen an der Grenze aufstehen. Die EU muss dazu gezwungen werden, etwas zu tun. Ich glaube nicht, dass Belarus irgendetwas machen wird. Wir als Menschen, die in Europa leben, müssen Druck auf die EU ausüben.
Ich möchte auch noch hinzufügen, dass die Situation hier in Polen die Hölle ist, ebenso wie die in Belarus. Wenn die Schutzsuchenden auf diese Seite der Grenze kommen, dann gehen Tausende polnische Soldaten gegen sie vor. Im Wald können die Menschen bei diesem Wetter nicht auf Dauer überleben. Sie werden krank. Wir haben heute Krankenhäuser besucht, und es waren viele Geflüchtete als Patient:innen dort. Es ist unmöglich, mit den Bedingungen im Wald fertig zu werden. Deshalb wollen die Leute da raus, aber sie werden von Soldaten angegriffen und zurück auf die belarussische Seite geschickt. Die Situation in Polen ist wirklich schwierig.
Haben Sie einen Appell an die internationale Gemeinschaft?
Ich denke, die Menschen in Europa sollten den Mund aufmachen und herausschreien, dass sie diese Situation nicht akzeptieren. Alle, mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass es schrecklich ist und nicht akzeptiert werden kann. Deshalb muss man aufstehen und sich Gehör verschaffen. Ich denke, wir sollten in ganz Europa protestieren. Die Menschen müssen aufstehen. Sie sollten klar machen, dass sie dieses Spiel nicht akzeptieren.