Erinnern an Hrant Dink: Dem Faschismus zum Trotz
Vor 17 Jahren ist der armenische Journalist Hrant Dink nach nationalistischer Hetze von einem Minderjährigen in Istanbul erschossen worden. Am Tatort wurde heute an ihn erinnert.
Vor 17 Jahren ist der armenische Journalist Hrant Dink nach nationalistischer Hetze von einem Minderjährigen in Istanbul erschossen worden. Am Tatort wurde heute an ihn erinnert.
In Istanbul hat eine Gedenkveranstaltung für den vor 17 Jahren ermordeten armenischen Journalisten Hrant Dink stattgefunden. Vor dem ehemaligen Redaktionssitz der Zeitung Agos wurden Granatäpfel und Nelken niedergelegt. Dort war Hrant Dink am 19. Januar 2007 auf offener Straße erschossen worden. Der Gedenkort in der Halaskargazi Caddesi wurde von der Polizei abgeriegelt, die Teilnehmenden wurden an der polizeilichen Absperrung durchsucht.
An dem Gedenken nahmen Familienmitglieder, Freundinnen und Freunde, Parlamentsabgeordnete, Vertreter:innen zivilgesellschaftlicher Organisationen und Medienschaffende teil. „Wir alle sind Hrant, wir alle sind Armenier“ und „Dem Faschismus zum Trotz – Hrant ist unser Bruder“ lauteten die zentralen Botschaften auf mehrsprachigen Schildern.
Die Journalistin und Autorin Oya Baydar sagte in einer Rede, dass mit den Schüssen eines Minderjährigen auf Hrant Dink „das Gewissen der Türkei ermordet“ wurde. Der Attentäter Ögün Samast war zum Tatzeitpunkt 16 Jahre alt und rief nach dem Mord: „Ich habe den Ungläubigen erschossen.“ Nach seiner Festnahme wurde er auf einer Wache wie ein Held gefeiert, ein Polizist ließ sich ihm vor einer Türkei-Fahne fotografieren. Der Beamte stieg später zum Generaldirektor der Polizei in Meletî (tr. Malatya) auf. Dort war Hrant Dink 1954 geboren worden. Vor 1915 waren rund die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner von Meletî armenischer Volkszugehörigkeit. Ögün Samast wurde im November vergangenen Jahres wegen „guter Führung“ vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.
Oya Baydar wies darauf hin, dass Hrant Dink jahrelang von nationalistischen und rassistischen Kräften in Gesellschaft und Justiz verfolgt wurde, weil er den Genozid am armenischen Volk im Osmanischen Reich als solchen bezeichnete. Dennoch habe er sich unermüdlich für Frieden eingesetzt. „Für uns ist der 19. Januar der Tag des Gewissens und der Geschwisterlichkeit dieses Landes. Ich grüße alle, die diese Werte mit Hrant Dink teilen“, sagte Baydar. Das Gedenken endete mit dem gemeinsamen Ruf: „Es lebe die Geschwisterlichkeit der Völker“.