Evangelische Kirche in Deutschland
Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche Deutschlands (EDK), Petra Bosse-Huber, hat zum Internationalen Gedenktag für die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens am Donnerstag einen bundesweiten Abschiebestopp für Ezid:innen gefordert. Zudem müsse eine dauerhafte Bleiberechtsregelung gefunden werden.
Die EKD hob am Mittwoch hervor, dass die Vereinten Nationen die Verbrechen an der ezidischen Gemeinschaft als Völkermord anerkannt haben und der Deutsche Bundestag sich dem im Januar 2023 angeschlossen hat. Von etwa einer Million Ezid:innen weltweit lebe die größte ezidische Diaspora mit etwa 250.000 Angehörigen in Deutschland, hieß es: „Ungefähr 280.000 Menschen befinden sich noch immer in Flüchtlingslagern im Nordirak. Nun werden die Camps jedoch geschlossen, ohne dass es tatsächliche Fortschritte zum Wiederaufbau in der Herkunftsregion gibt.“
Der Leidensweg der Ezid:innen habe vor zehn Jahren im Nordirak begonnen, erinnerte die EKD: „Ab August 2014 wurden die Angehörigen der religiösen Minderheit durch die Terrororganisation ‚Islamischer Staat‘ (IS) systematisch verfolgt, vertrieben, versklavt und ermordet.“ EKD-Auslandsbischöfin Bosse-Huber sagte: „Für Ezidinnen folgten Jahre eines unvorstellbaren Martyriums in der Gewalt des IS.“ Tausende Frauen und Mädchen seien Opfer dieser systematisch verübten Gewalttaten geworden, noch immer gälten viele von ihnen als vermisst.
Abschiebungen von Ezid:innen, bei denen auch Familien getrennt werden, seien nicht zu rechtfertigen, sagte Bosse-Huber: „Deutschland hat mit der Anerkennung des Genozids explizit Verantwortung dafür übernommen, die Opfer zu schützen“, betonte sie.
Genozid an den Ezid:innen
Am 3. August 2014 überrannte der IS die Şengal-Region im Nordirak mit dem Ziel, eine der ältesten Religionsgemeinschaften auszulöschen: Die Ezidinnen und Eziden. Durch systematische Massakrierung, Vergewaltigung, Folterung, Vertreibung, Versklavung von Mädchen und Frauen sowie der Zwangsrekrutierung von Jungen als Kindersoldaten erlebte die ezidische Gemeinschaft den von ihr als Ferman bezeichneten 74. Völkermord in ihrer Geschichte. Mindestens 10.000 Menschen fielen jüngeren Schätzungen der UN zufolge den Massakern des IS zum Opfer. Mehr als 400.000 Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Über 7.000 Frauen und Kinder wurden verschleppt, etwa 2.700 von ihnen werden bis heute vermisst. Daher stellt dieser Genozid in seiner Form zugleich auch einen Femizid dar.
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