Die Ko-Vorsitzende der PJAK (Partei für ein freies Leben in Kurdistan / Partiya Jiyana Azad a Kurdistanê), Zîlan Vejîn, hat sich gegenüber ANF zu den Protesten nach dem Tod von Jina Mahsa Amini in Rojhilat (Ostkurdistan) und Iran geäußert. Inzwischen wird von mindestens acht Toten bei Demonstrationen in überwiegend kurdisch besiedelten Städten ausgegangen, Hunderte Menschen wurden verletzt und festgenommen. Die iranischen Sicherheitskräfte gehen mit brutaler Gewalt gegen die Demonstrant:innen vor. Zîlan Vejîn bezeichnet die Proteste als Serhildan, als Volksaufstand gegen das Mullah-Regime:
„Die Aufstände in Iran haben mit der Ermordung von Jina Amini begonnen. Dieser Mord an einer Kurdin war der sprichwörtliche Tropfen, der für die Völker in Iran das Fass zum Überlaufen brachte. Das gilt vor allem für Frauen. Die Bevölkerung von Iran, die Kurdinnen und keine einzige Frau wollen das herrschende System mehr hinnehmen.“
Die PJAK-Vorsitzende betont die Bedeutung der Kämpfe von Frauen und sagt: „Der Frauenkampf ist kein lokales Ereignis, sondern ein globaler Kampf. Der Wunsch nach Freiheit ist nicht auf einen Ort oder ein Land begrenzt, er lebt in den Herzen und Köpfen von Frauen weltweit.“
Die Politik des iranischen Regimes sei sexistisch und äußere sich in Massakern an Frauen und Völkern, fährt Zîlan Vejîn fort: „Mit diesem von Frauen angeführten Aufstand fordern die Menschen in Rojhilat und Iran Rechenschaft vom Staat, vom System, von der Politik und der Justiz. Wenn Frauen in einem System aufbegehren, gerät die Legitimität dieses Systems in Wanken, seine gesamte Existenz wird in Frage gestellt.“
Zîlan Vejîn verweist auf die Parolen, die bei den Protesten in den letzten Tagen gerufen werden und mit denen ein Ende des diktatorischen Mullah-Regimes gefordert wird: „Im Vordergrund stehen die Forderungen nach Frauenbefreiung und einer Demokratisierung Irans. ,Jin Jiyan Azadî' [Frau Leben Freiheit] ist eine zentrale Parole bei den Aufständen und entspricht der Befreiungsideologie von Rêber Apo [Abdullah Öcalan].“
Abschließend spricht die PJAK-Vorsitzende Zîlan Vejîn den Angehörigen der bei den Protesten getöteten Menschen ihr Mitgefühl aus und ruft zur Teilnahme an den Beerdigungen auf.
Jina Mahsa Amini: Von der Sittenpolizei zu Tode geprügelt
Jina Mahsa Amini war am Dienstag vergangener Woche durch die Religionspolizei wegen ihres „unislamischen“ Outfits in Teheran festgenommen worden. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll die 22-Jährige ihren Hijab nicht regelkonform getragen haben. Sie sei deshalb auf eine Polizeiwache gebracht worden. Nach Polizeiangaben bekam sie dort „plötzlich Herzprobleme“ und fiel ins Koma. Aminis Familie und Augenzeuginnen, die ebenfalls auf die Dienststelle gebracht worden waren, wiesen diese Darstellung zurück und warfen der Polizei vor, die Kurdin geschlagen zu haben, was schließlich zum Tod führte. Von einer Hackergruppe geleakte und durch Iran International, einem Medium der iranischen Exil-Opposition, veröffentlichte Krankenhausakten mit CT-Aufnahmen, die von Jina Mahsa Amini sein sollen, bestätigen die Version, wonach die junge Frau durch massive Gewalteinwirkung auf den Kopf gestorben ist. Auch die Teheraner Klinik, in der Amini behandelt wurde, hatte nach ihrem Tod in einem inzwischen gelöschten Post bei Instagram geschrieben, dass sie bereits bei der Aufnahme am Dienstag hirntot gewesen sei.