Demonstrantin in Kirmaşan erschossen

Bei den Protesten nach dem gewaltsamen Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini in Teheran ist eine 55-jährige Demonstrantin in Qasre Shirin erschossen worden. Die Anzahl der Todesopfer hat sich damit auf sieben erhöht.

Die Anzahl der Todesopfer in Ostkurdistan bei den Protesten nach dem gewaltsamen Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini hat sich auf sieben erhöht. Am Dienstag wurde die 55-jährige Mino Majidi bei einer Protestkundgebung in Qasre Shirin bei Kirmaşan von iranischen Aufstandsbekämpfungseinheiten erschossen. Bei den weiteren Toten handelt es sich nach übereinstimmenden Angaben der Menschenrechtsorganisation Hengaw und von Kurdish Human Rights Network (KHRN) um Farjad Darvishi, Fouad Qadimi und Mohsen Mohammadi aus Dîwandere, Reza Lotfi aus Dehgolan, Ferîdun Mahmûdî aus Seqiz und den 16-jährigen Zakaria Khial aus Pîranşar,

Grafik: Kurdish Human Rights Network

In den ostkurdischen Gebieten fanden laut Hengaw am Dienstag Proteste in mindestens 14 Städten statt, bei denen drei Demonstrant:innen von Sicherheitskräften getötet und 161 weitere verletzt wurden. Hunderte Personen wurden festgenommen. Die Sicherheitskräfte setzten Schusswaffen, Tränengas, Wasserwerfer und Knüppel ein. Auch in Teheran und zahlreichen weiteren Städten in Iran gingen die Menschen weiterhin auf die Straßen. Frauen verbrennen ihre Kopftücher, die Menschen rufen „Tod der Diktatur“, „Keine Hadschis, keine Mullahs, Tod der Hisbullah“ und „Wir wollen keine islamische Republik“ sowie „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit).

Jina Mahsa Amini: Von der Sittenpolizei zu Tode geprügelt

Jina Mahsa Amini war am Dienstag vergangener Woche durch die Religionspolizei wegen ihres „unislamischen“ Outfits in Teheran festgenommen worden. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll die 22-Jährige ihren Hijab nicht regelkonform getragen haben. Sie sei deshalb auf eine Polizeiwache gebracht worden. Nach Polizeiangaben bekam sie dort „plötzlich Herzprobleme“ und fiel ins Koma. Aminis Familie und Augenzeuginnen, die ebenfalls auf die Dienststelle gebracht worden waren, wiesen diese Darstellung zurück und warfen der Polizei vor, die Kurdin geschlagen zu haben, was schließlich zum Tod führte. Von einer Hackergruppe geleakte und durch Iran International, einem Medium der iranischen Exil-Opposition, veröffentlichte Krankenhausakten mit CT-Aufnahmen, die von Jina Mahsa Amini sein sollen, bestätigen die Version, wonach die junge Frau durch massive Gewalteinwirkung auf den Kopf gestorben ist. Auch die Teheraner Klinik, in der Amini behandelt wurde, hatte nach ihrem Tod in einem inzwischen gelöschten Post bei Instagram geschrieben, dass sie bereits bei der Aufnahme am Dienstag hirntot gewesen sei.