Die Frauenrevolution gegen den türkischen Faschismus verteidigen!

Zum globalen Aktionstag für die Verteidigung Kurdistans gegen die türkische Aggression hat die Kampagne Women Defend Rojava zum gemeinsamen Widerstand aufgerufen. Die Mitverantwortung Deutschlands muss benannt werden.

Am Samstag war globaler Aktionstag von „Defend Kurdistan“. Die Deutschland-Koordination der Kampagne „Women Defend Rojava“ hat eine Erklärung zu den Hintergründen abgegeben und fordert dazu auf, die Frauenrevolution gegen den türkischen Faschismus zu verteidigen:

Gemeinsam verteidigen wir die Frauenrevolution gegen den türkischen Faschismus!

Dieses Jahr jährt sich der Beginn der Revolution in Rojava zum zehnten Mal. Dies sind nicht nur zehn Jahre des Aufbaus eines demokratischen und ökologischen Gesellschaftssystems, in dem die Freiheit der Frau an erster Stelle steht, sondern es sind auch zehn Jahre stetiger Selbstverteidigung gegen die Angriffe des türkischen faschistischen Regimes. Denn die Angriffe der Türkei auf die Revolution in Rojava und Nord- und Ostsyrien sind eine kontinuierliche Bedrohung und setzen sich bis heute fort.

Nachdem Erdoğan bereits im April eine Offensive in Südkurdistan startete und auch die Angriffe auf Nord- und Ostsyrien intensivierte, verkündete er nun den Plan, eine 30 Kilometer tiefe „Sicherheitszone“ in Nordsyrien einzurichten. Wir wissen jedoch genau, dass diese sogenannte Sicherheitszone die Region allenfalls destabilisieren würde und den türkischen Expansionsplänen dienen soll. Bereits zwischen 2016 und 2019 wurden weite Teile dieses Grenzstreifens vom türkischen Staat und dessen dschihadistischen Verbündeten besetzt. Die Bevölkerung vor Ort wurde vertrieben und protürkische und islamistische Menschen angesiedelt. Diese Bevölkerungspolitik bricht nicht nur die sozialen Gefüge vor Ort auf und treibt viele Menschen in die Flucht, sondern führt auch zu einem Erstarken des sogenannten IS. Diese Besatzung will die Türkei nun ausweiten und damit auch der Revolution Nord- und Ostsyriens ihr Herz entreißen.

Kundgebung am „Defend Kurdistan“-Aktionstag in Celle

Dabei steht die Revolution in Nord- und Ostsyrien und die Befreiungsbewegung Kurdistans für eine Bewegung, die sich von den tiefgreifenden patriarchalen, nationalistischen und kapitalistischen Werten unserer heutigen Zeit abwendet und stattdessen eine Gesellschaft zum Ziel hat, die auf der Idee des Demokratischen Konföderalimsus und dessen drei grundlegenden Werten der Geschlechterbefreiung, Ökologie und Basisdemokratie aufbaut. In Nord- und Ostsyrien nehmen die Frauen dabei eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben wie auch den politischen Arbeiten ein. Das Gesellschaftssystem basiert auf der Teilhabe aller und auf selbstorganisierten Strukturen, die von unten aus der Bevölkerung kommen. Sie ist eine Frauenrevolution, die mit all ihren Werten und Errungenschaften nicht nur regional, sondern weltweit eine große Bedeutung hat. Sie ist wegweisend für einen weltweiten Kampf gegen patriarchale Strukturen, Nationalstaatlichkeit und Faschismus.

Doch für die Weltöffentlichkeit in Politik und Medien scheint dies keine große Relevanz zu haben. Seit Jahren zeichnen sich diese durch ein weitestgehend konsequentes Schweigen aus. Insbesondere die Bundesrepublik Deutschland unterstützt die Türkei zudem durch Waffenlieferungen, gezielte Abschiebungen von kurdischen Aktivist:innen in die Türkei und einer generell kurd:innenfeindlichen Politik im Inland.

Solidaritätsaktion der Bielefelder „Initiative gegen Krieg und Militarismus“

Im Rahmen des Aufrufs aus Abya Yala (Lateinamerika) und von Defend Kurdistan zu einem weltweiten Aktionstag gegen den Krieg in Kurdistan und zur Verteidigung der Revolution fanden an vielen Orten verschiedene Aktionen statt. Als Internationalist:innen können wir angesichts dieser Angriffe nicht stillschweigen. Wir stehen an der Seite der Menschen und der Freiheitsbewegung Kurdistans.

Als Women Defend Rojava verurteilen wir den laufenden Angriffskrieg genauso wie die angekündigten Pläne einer angeblichen „Sicherheitszone“, die eine breite Zerschlagung der Frauenrevolution der Region bedeuten würde. Wir verurteilen darüber hinaus das Verhalten der Bundesrepublik Deutschland, das sich auf politischer und medialer Ebene durch ein schweigendes Hinnehmen des aktuellen Angriffskrieges der Türkei auszeichnet. Wir schließen uns den Forderungen der Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens an, wenn sie sagt, dass sie von den europäischen Staaten erwartet, Druck auf die Türkei auszuüben, um die Invasionsdrohungen zu stoppen. Dies gelte insbesondere für Deutschland mit seinen engen Beziehungen zur Türkei.

Wir verurteilen all die Staaten, die sich ein demokratisches Gesicht geben, während sie der Türkei den Rücken stärken!

Demonstration in Hamburg (Foto-Archiv-Kollektiv im Archiv der Sozialen Bewegungen)

Wir rufen alle demokratischen und feministischen Kräfte dazu auf, sich zusammenzuschließen und Widerstand zu leisten. Üben wir Druck auf die Politik im Bundestag wie auch in den lokalen Wahlkreisen aus. Informieren wir die lokale Presse und machen Aktionen, die öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Benennen wir die Mitverantwortung Deutschlands an diesem Krieg. Auch die Selbstverteidigung der Menschen vor Ort können wir zum Beispiel mit Spenden an die Hilfsorganisation „Heyva Sor a Kurdistanê” oder die „Stiftung der Freien Frau in Syrien“ unterstützen.

Als Women Defend Rojava, als Feminist:innen und Antifaschist:innen in Deutschland und weltweit, fordern wir ein Ende der faschistischen Politik des türkischen Staates! Schließen wir uns zusammen, um die Frauenrevolution gemeinsam zu verteidigen! Jin Jiyan Azadî!