Barzanî bei Erdoğan in Istanbul

Während die Türkei Vorbereitungen auf einen neuen Großangriff gegen die Guerilla in Südkurdistan trifft, hat sich Mesrûr Barzanî in Istanbul mit Recep Tayyip Erdoğan und dessen Geheimdienstchef Hakan Fidan getroffen.

Während die Türkei Vorbereitungen auf einen neuen Großangriff gegen die Guerilla im südlichen Teil Kurdistans trifft, ist der Ministerpräsident der Kurdistan-Region Irak (KRI), Mesrûr Barzanî, in Istanbul vom türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan empfangen worden. Bei der Zusammenkunft in Erdoğans Büro im Dolmabahçe-Palast am späten Freitagnachmittag seien Möglichkeiten zur Stärkung der bilateralen Beziehungen zwischen der Türkei und der KRI und regionale Entwicklungen erörtert worden, hieß es.

Das Protokoll wurde wie üblich nicht eingehalten. Die Ala Rengîn, die Fahne Kurdistans, war nicht zu sehen, und Barzanî saß auch nicht gleich neben Erdoğan. Er musste entfernt auf einem Sofa Platz nehmen, neben ihm saß sein Begleiter Safin Dizayî, Leiter der Abteilung für auswärtige Beziehungen in der KRI. Auf dem Sofa gegenüber hatte es sich Hakan Fidan, Chef des türkischen Geheimdienstes MIT, bequem gemacht.

Mesrûr Barzanî links oben auf dem Sofa, direkt gegenüber MIT-Chef Hakan Fidan

Aus dem Pressebüro der KRI hieß es außerdem, dass Barzanî mit Erdoğan über Öl- und Gaslieferungen aus Südkurdistan in die Türkei gesprochen habe. Hauptsächlich dürfte es sich bei dem Treffen jedoch um die Kriegspartnerschaft zwischen Ankara und Hewlêr im Kampf gegen die PKK gehandelt haben. Am Mittwoch hatte Erdoğan in Begleitung seines Verteidigungsministers die 3. Infanteriedivision der türkischen Streitkräfte in Gever (tr. Yüksekova) an der Grenze zur KRI besucht.

Barzanîs PDK dominiert die Regierung der KRI und lässt sich seit Jahren von der türkischen Staatsführung für die Besatzung Kurdistans instrumentalisieren. Besonders im Guerillagebiet Metîna werden seit einigen Wochen umfangreiche Truppenbewegungen von Kräften der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) beobachtet. Die im Schulterschluss mit der türkischen Armee agierenden Truppen der Barzanîs hatten bereits im vergangenen Jahr parallel zur türkischen Invasion versucht, in Metîna den Bewegungsspielraum der Guerilla einzuschränken, um der Besatzung Tür und Tor zu öffnen. In der Region ist der Widerstand gegen den türkischen Staat besonders stark.