Vor dem Hintergrund des Aktionstages gegen den Ilisu-Staudamm bei Hasankeyf (kurdisch: Heskîf) in der Türkei, der Kampagne „Make Rojava Green Again“ der Internationalistischen Kommune in Syrien und der Aktion „Ende Gelände“ im Braunkohletagebau im Rheinischen Revier wurde die Bedeutung ökologischen Kämpfe im Tatort Kurdistan Café analysiert und diskutiert.
Die Diskussion des Ilisu-Staudamms, der im Rahmen des Südostanatolien-Projekts gebaut wurde zeigte, dass hinter der Staudammpolitik in Nordkurdistan Sicherheitsinteressen stehen. Ziele sind dabei unter anderem die dauerhafte Vertreibung Hunderttausender Menschen sowie eine Veränderung der Lebensrealität durch die zunehmende Urbanisierung und Zentralisierung der Region. Im größeren Maßstab zeigt sich, dass die Staudämme nicht nur als Mittel regionaler Machtpolitik eingesetzt werden, sondern auch entscheidend die ökologischen Bedingungen in den Nachbarländern Syrien, Irak und Iran beeinflussen. Wasser wird in der Region von der Türkei zunehmend als Waffe eingesetzt. So zeigen sich bereits jetzt dramatische Auswirkungen, wie die Begrenzung der Durchflussmenge des Euphrat und Tigris, der Rückgang landwirtschaftlicher bewässerter Flächen in ganz Syrien und die Senkung des Grundwasserspiegels.
Eine Aktivistin der Kampagne „Make Rojava Green Again“ hob nochmals hervor, dass dadurch auch die Demokratische Föderation Nordsyrien (Rojava) mit einer Vielzahl an ökologischen Herausforderungen konfrontiert ist: So wird beispielsweise die Durchflussmenge des Euphrat durch die Türkei regelmäßig begrenzt und damit die Stromversorgung und der landwirtschaftliche Anbau gefährdet. Ein Teil der Gewässer ist zusätzlich durch eine mangelnde Müll- und Abwasserentsorgung verschmutzt. Durch die koloniale Geschichte Rojavas werden in einzelnen Regionen fast nur Weizenmonokulturen angebaut. Tausende Hektar Weizen wurden die letzten Tage durch vorsätzlich und bewusst gelegt Feldbrände vernichtet.
Gegen die ökologischen Zerstörungen in Kurdistan und weltweit zeigen sich aber zunehmend Widerstände. So betonte eine Aktivistin von dem Anti-Kohle-Aktionsbündnis „Ende Gelände“ die Notwendigkeit, Kämpfe zusammenzuführen und als Widerstände gegen die kapitalistische Produktionsweise und Lebensweise zu begreifen, die die Menschen von der Natur entfremdet und die Lebensgrundlage aller Lebewesen zunehmend zerstört. Gemeinsam rufen wir in Deutschland auf, sich den Protesten im Rheinisches Braunkohlerevier vom 19. - 24. Juni anzuschließen.
„Mehr denn je muss betont werden, dass fast alle ökologischen Probleme soziale Probleme sind und nicht einfach oder in erster Linie das Ergebnis religiöser, geistlicher oder politischer Ideologien.“ (Murray Bookchin)
Jeden zweiten Mittwoch im Monat lädt TATORT Kurdistan Hamburg zu einer Veranstaltung ins Centro Sociale nach St. Pauli Nord ein. Das nächste TATORT Café wird am Mittwoch den 10. Juli stattfinden. Ein Regisseur wird Filme der Zivilbevölkerung aus Afrin (Efrîn) vorstellen, die in der Phase der türkischen Angriffe ab Januar 2018 gedreht wurden.