Der andauernde Krieg der Türkei gegen die Autonomiegebiete von Nord- und Ostsyrien bringt Tod, Flucht und Traumata mit sich und hat zudem massive Folgen für die Umwelt. Um wenigstens den ökologischen Wunden des Krieges entgegenzuwirken, setzt die Bielefelder „Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V.“ auf eine Patenschafts-Kampagne. Der Verein ist dabei, in Kooperation mit der Stadtverwaltung von Qamişlo eine versteppte Fläche in Rojava mit rund 3.000 Bäumen heimischer Arten wieder aufzuforsten und einen Mischwald entstehen zu lassen.
Die dafür notwendigen Setzlinge der Kampagne „Ein Baum für Rojava“ kultiviert die kommunale Gärtnerei von Qamişlo. Die nach der ermordeten kurdischen Politikerin Hevrîn Xelef benannte Baumschule stellt eine regionsspezifische und klimastabile Baumauswahl mit heimischen Eichen- und Kiefernarten sicher. Seit März wird an dem Projekt bereits eifrig gearbeitet. Ein erstes Etappenziel von rund 1.000 Bäumen konnte seitdem erreicht werden.
Kampagnenvideo | Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V. / Eloi Weber
Achtung vor der Natur bei der Jugend verankern
Wie Emine Gözen von der Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan mitteilt, werden Studierende der Universität Kobanê sowie Schülerinnen und Schüler verschiedener Grundschulen sich mit ihren Lehrer:innen tatkräftig an dem Projekt beteiligen. „Sie werden nicht nur dabei mithelfen, junge Bäume zu setzen, sondern lernen, sie zu pflegen, zu umsorgen und zu erhalten.“ Ziel des Projekts sei es somit auch, die Achtung der Natur in der jungen Bevölkerung der Stadt Qamişlo nachhaltig zu verankern und ihren Sinn für das Gemeinwohl zu fördern.
Wecker: „Es geht ums Tun und nicht ums Siegen“
„Mit nur zehn Euro ermöglichen Unterstützerinnen und Unterstützer einem Kind die Teilnahme an der Wiederaufforstungsaktion inklusive einem eigenen Baumsetzling“, sagt Gözen. Der Bielefelder Verein bekommt auch prominente Unterstützung für die Kampagne, nämlich von Konstantin Wecker. Der deutsche Autor, Musiker und Schauspieler bezeichnet sich selbst als Pazifist und Friedensbefürworter und engagierte sich in den letzten Jahrzehnten auch linkspolitisch. In vielen seiner Werke setzt er politische Statements, bekundet Friedensbotschaften und Solidarität. Nicht selten tritt er mit seiner Musik auf Friedenskundgebungen auf und setzt immer wieder klare Kante gegen rechts.
Konstantin Wecker © Thomas Karsten
Auch seine Solidarität mit dem demokratischen Gesellschaftsmodell in Rojava tut Wecker regelmäßig kund. Als solidarischen Aufruf zur Teilnahme an der Baumpatenschafts-Kampagne nutzt er die Zeile „Es geht ums Tun und nicht ums Siegen (...)“ aus seinem „Lied für die Weiße Rose“. „Wir können nur durch humanitären Einsatz die Welt verschönern und erst mit wirklicher Gleichberechtigung ist eine herrschaftsfreie und friedliche Welt dereinst möglich“, sagt Wecker.
Weitere Projekte für Raqqa, Hesekê und Kobanê geplant
Emine Gözen ergänzt: „Eine Baumspende ist eine großartige Möglichkeit, etwas Sinnstiftendes und Schönes zu verschenken und bezeugt wundervoll grenzüberschreitende Solidarität.“ Nach erfolgreichem Start in Qamişlo sollen weitere Projekte in den Städten Raqqa, Hesekê und Kobanê folgen. Informationen rund um die Kampagne „Ein Baum für Rojava“ und zu anderen Projekten der Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V. gibt es auf: https://www.initiative-kurdistan.org/
Titelfoto: Eröffnung der Baumschule Hevrîn Xelef im März 2022