In Lyon ist der nach der kurdischen Politikerin Hevrîn Xelef benannte Platz im Stadtteil Guillotière eingeweiht worden. Die Würdigung der vor zwei Jahren in Nordsyrien von Erdogan-treuen Islamisten brutal ermordeten Generalsekretärin der syrischen Zukunftspartei war im Juli vom Stadtrat im 7. Arrondissement von Lyon beschlossen worden. Am Dienstagabend fand die offizielle Umbenennung durch die Bezirksbürgermeisterin Fanny Dubot statt. Dubot wies bei der Einweihung darauf hin, dass in ihrer Amtszeit bereits etwa zwanzig Straßen und Plätze nach Frauen umbenannt worden sind. Hevrîn Xelef bezeichnete die französische Politikerin als Symbolfigur des Friedens in einem von Krieg gezeichneten Land.
Sonia Zdorovtzoff, Beigeordnete der Stadt Lyon für internationale Beziehungen, Zusammenarbeit und Solidarität, sagte auf der Einweihungsfeier: „Ein Platz trägt nun den Namen von Hevrin Xelef, einer Frau mit großen Verdiensten, einer außergewöhnlichen Frau: Syrerin, Kurdin, Ingenieurin, Feministin und Politikerin, die sich in ihrem kurzen Leben für ein demokratisches, pluralistisches und dezentralisiertes Syrien eingesetzt hat.“
Im Rathaus in Lyon wird eine Ausstellung über das Leben von Hevrîn Xelef gezeigt
Hevrîn Xelef ist unvergessen
Hevrîn Xelef war Generalsekretärin der von einem basisdemokratischen Initiativprinzip geleiteten syrischen Zukunftspartei (Hizbul Suri Mustakbel) und Hoffnungsträgerin eines vielfältigen, demokratischen Syriens. Am 12. Oktober 2019 wurde die 34-Jährige im Verlauf des türkischen Angriffskriegs gegen Rojava gemeinsam mit ihrem Fahrer nahe Qamişlo ermordet. Mitglieder des sogenannten „Bataillon 123” der Dschihadistenmiliz „Ahrar al-Sharqiya“, einer unter dem Dach des von der Türkei gegründeten Proxy-Invasionskorps SNA („Syrische Nationalarmee”) an der Invasion beteiligten Gruppierung, hatten Xelef aus ihrem Wagen gezerrt, sie misshandelt und ihren Körper verstümmelt, bevor sie hingerichtet wurde. Laut Obduktionsbericht wies die Leiche der Politikerin zahlreiche Verletzungen auf, darunter viele Schusswunden, Brüche an Beinen, Gesicht und Schädel. Ihre Kopfhaut war teilweise abgelöst.
In Berlin-Neukölln ist ein Heilkräutergarten nach Hevrîn Xelef benannt, in der italienischen Gemeinde Berceto eine Brücke. Die Stadt Florenz hat die kurdische Politikerin posthum mit der „Goldenen Lilie“ (Giglio d'Oro) geehrt, um die „Verfechterin der Frauen und des kurdischen Volkes” für ihre Vision zu würdigen, Frauen in Nord- und Ostsyrien eine Welt ohne Gewalt und ein Leben in Würde und Gerechtigkeit zu ermöglichen.