Vom 3. August bis 12. August findet in Pödelwitz das Klimacamp Leipziger Land statt. Pödelwitz ist ein kleines Dorf in der Nähe von Leipzig, dessen Bevölkerung durch die Kohleförderung in der Region bedroht ist. Nach den Plänen der MIBRAG (Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH) soll das Dorf Teil der Mine und die Braunkohle unter dem Dorf abgebaut werden. Das Klimacamp wurde gemeinsam mit Anwohner*innen, die sich diesen Plänen entgegenstellen, organisiert.
Der Fokus des Klimacamps liegt auf politischer Bildung. In vielen Seminaren, Podiumsdiskussionen und Workshops, aber auch in spontanen Diskussionen tauschten sich die Teilnehmer*innen über die Klimagerechtigkeitsbewegung aus. Besonderer Schwerpunkt liegt dieses Jahr darin, Kämpfe zu verbinden. Offizielle Themenschwerpunkte des Camps sind Antifaschismus und Antirassismus. Darüber hinaus gab es am Mittwoch einen Fokus auf eine queer-feministische Perspektive der Klimakrise.
Konkrete Vorschläge aus Rojava
In vielen Diskussionen wurde analysiert, wie die Klimakrise mit weiteren Systemkrisen zusammenhängt und dadurch auch die Antwort auf die Klimakrise eine grundlegende sein muss. Im Workshop der ökologischen Kampagne „Make Rojava Green Again“ wurden dazu die Modelle „Soziale Ökologie“ und „Demokratischer Konföderalismus“ vorgestellt und konkrete Schritte für die Klimagerechtigkeitsbewegung vorgeschlagen:
Orientiert an der Revolution in Rojava gelte es auch hier eine Selbstverwaltung in Form von Kommunen aufzubauen und erste Schritte in Richtung einer alternativen Wirtschaft zu unternehmen – beides verbunden in einem konföderalen System. Dabei sollte einer der grundlegenden Werte der Internationalismus sein, da es in erster Linie die Menschen im globalen Süden sind, die unter dem in den Industrieländern verursachten Klimawandel leiden, führten die Referent*innen aus. Eine Antwort auf ein sich global organisierendes System müsse ebenfalls global sein. Neben dem konkreten Aufbau alternativer Strukturen ist es laut der Aktivist*innen von „Make Rojava Green Again“ natürlich auch wichtig, dort Widerstand in Form von zivilem Ungehorsam zu leisten, wo der Klimawandel wirklich verursacht wird: Kohlekraftwerke, Tagebau usw.
Untersuchungshaft nach Baggerbesetzung
Das Klimacamp endet dieses Wochenende. Zum Abschluss gab es eine am Samstag eine Demonstration zum Kraftwerk Lippendorf an welcher ca. 500 Menschen teilnahmen. Am Klimacamp nahmen zeitweise über 1000 Menschen teil. Das Camp lebte von der Selbstorganisierung durch die Teilnehmer*innen und immer wieder gab es auch spontane Initiativen einzelner. In den ersten Tagen des Camps kam es direkt zu einer Baggerbesetzung und der Braunkohleabbau stand für mindestens einen Tag still. Seitdem sitzt eine Klimaaktivistin, Merle, in Untersuchungshaft und wird voraussichtlich mindestens zwei Monate festgehalten. Auf dem Camp wurde auf ihre Situation aufmerksam gemacht und es wurden gemeinsam Briefe an sie geschrieben.
Lokale Anbindung und Organisierung
Wichtig für den Erfolg des Camps war die lokale Anbindung und Organisierung. Durch die Zusammenarbeit mit den verbliebenen Bewohner*innen, die auch sehr aktiv am Camp und den Diskussionen beteiligt waren, konnten zum Beispiel das Gemeindehaus, aber auch Kirchweiden für die Teilnehmenden des Camps als Zeltplätze geöffnet werden.
Das Klimacamp im Leipziger Land ist eines vieler Klimacamps in diesem Sommer, die in Deutschland stattfinden. Weiter geht es unter anderem mit dem Klimacamp im Rheinland und dem „Free the soil“-Camp in Brunsbüttel bei Hamburg.