„Für keine Kohle dieser Welt“ – Demonstration in Lützerath
2000 Klimaaktivist:innen demonstrierten am Wochenende im Rheinland gegen die Zerstörung von Dörfern und Natur durch die Braunkohletagebaue von RWE und für eine befreite Gesellschaft.
2000 Klimaaktivist:innen demonstrierten am Wochenende im Rheinland gegen die Zerstörung von Dörfern und Natur durch die Braunkohletagebaue von RWE und für eine befreite Gesellschaft.
Am Samstag hat es in Keyenberg, einem Dorf im Rheinland, eine Demonstration unter dem Motto „Für keine Kohle dieser Welt“ gegeben. Ziel und Thema der Demonstration war das von Räumung und Zerstörung bedrohte Dorf Lützerath am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler. Organisiert wurde diese von einigen Gruppen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung. Sie positionierte sich zudem gegen Kapitalismus und Kolonialismus und für einen Systemwandel.
Antikolonialismus
Neben dem Erhalt des besetzten Dorfes Lützerath war ein weiterer Schwerpunkt der Kampf gegen Rassismus und Kolonialismus. Dazu gab es einen BIPoC-Block (= Black, Indigenous, People of Colour) an der Spitze der Demonstration der meist sehr weiß geprägten Klimagerechtigkeitsbewegung. Unterstrichen wurden die Positionen durch verschiedene Redebeiträge, Parolen und Musikacts von BIPoC. Die Kämpfe von MAPA (=Most Affected People and Areas), wie zum Beispiel den Betroffenen der Flutkatastrophe in Belutschistan, im sogenannten Pakistan, wurden dabei in den Fokus gebracht.
Revolutionärer Block
Teil der Demonstration war auch der „revolutionäre Block“. Thema des Blocks war, dass die Überwindung des kapitalistischen Systems nur durch eine Revolution erfolgen kann. Der revolutionäre Block positionierte sich queerfeministisch, um aufzuzeigen, dass die Revolution einhergeht mit der Befreiung von den Geschlechterrollen. Schon länger beziehen sich die Revolutionär:innen in Lützerath positiv auf den Kampf in Kurdistan. In der Demonstration drückten sie diese Verbundenheit durch Parolen und Flaggen, insbesondere auch einer der PKK, aus. Das entschlossene Auftreten wurde untermalt durch Pyrotechnik und lautstarke Parolen.
Kriminalisierung und Solidarität
Die Demonstration wurde vor dem Verlassen von Keyenberg durch die Polizei angehalten. Diese wollte insbesondere den revolutionären Block kriminalisieren und dadurch eine Spaltung der Teilnehmenden bewirken. Durch den Einsatz eines Helikopters überwachten sie, ob die Revolutionär:innen im Block noch vermummt seien. Als Reaktion zeigten weitere Teilnehmende der Demonstration Solidarität, in dem sie sich schützend um den Block stellten. Dabei reichten sie erst Wasser und dann Coronamasken sowie Wechselkleidung in den Block. Dadurch konnte der Block kurzzeitig selbstbestimmt aufgelöst werden. Zu einem späteren Zeitpunkt formierte er sich dann erneut und zeigte so bis zum Ende der Demonstration, dass der Widerstand in Lützerath sich nicht einfach brechen lässt. Auf die konfrontative, dominant männliche Taktik der Polizei wurde sich auf diese Weise nicht eingelassen.
Direkte Aktion
Den Abschluss der Demonstration bildete eine direkte Aktion. Bei dieser gruben die Demonstrierenden mit Schaufeln und Händen einen Wall teilweise ab, welchen der Konzern RWE erst kürzlich unter großem Widerstand bauen ließ. Dieser Wall soll das Dorf Lützerath abschneiden und somit auch weiter kriminalisieren. Symbolisch sowie praktisch wurde sich der Raum um das Dorf zurück erkämpft.
„Unräumbar Festival“ in Lützerath
Die Kämpfe um das von Zerstörung bedrohte Dorf Lützerath werden sich in den kommenden Wochen zuspitzen, da ein Räumungsversuch im Oktober wahrscheinlich ist. Als Antwort auf die zunehmende Bedrohung wird es Ende September vom 23.9. bis 27.9. ein großes „Unräumbar Festival“ geben.