1400 Gäste: Voller Erfolg des Jugendfestivals in Lützerath

Das internationalistische Jugendfestival in dem durch Braunkohleabbau bedrohten Dorf Lützerath im Rheinland war ein voller Erfolg. Rund 1.400 Gäste nahmen teil, um eine Brücke zwischen der Klimabewegung und der kurdischen Bewegung zu schlagen.

Im Schatten des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges der Türkei gegen Südkurdistan haben sich im Ort Lützerath rund 1.400 Gäste beim internationalistischen Jugendfestival am gestrigen Samstag mit der kurdischen Befreiungsbewegung solidarisiert. Die Veranstalterinnen des Kulturfestes, die Initiativen „Make Rojava Green Again“ und „Lützerath Lebt“ zeigten sich zufrieden.

In Lützerath, wenige Meter von der Grubenkante des Tagebaus Garzweiler II im rheinischen Braunkohlerevier, seien eben nicht nur Kriege um fossile Ressourcen Thema. Austausch über Selbstorganisation als verbindendes Element der verschiedenen Kämpfe fand bei dem Festival ebenso statt, wie zahlreiche Musikaufführungen, Ausstellungen, ein Kinderprogramm samt Betreuung sowie Graffiti- und Kletter-Workshops. Beim gemeinsamen Ringtanz zeigte sich, dass die Aktivist:innen auch außerhalb von politischen Diskussionen zueinander finden und ihre Bewegungen miteinander verbinden.

„Um die Ursachen der Klimakrise zu bekämpfen, müssen wir uns global vernetzen und Alternativen zum kapitalistischen Wirtschaftssystem aufbauen. Wir können eine gerechte Gesellschaft nur gemeinsam und selbstorganisiert schaffen, weil die Regierungen dabei kläglich versagen“, resümierte Laura Fischer von „Lützerath Lebt“.

Video: Make Rojava Green Again

Auch Jugendorganisationen aus anderen Regionen der Welt stellten sich und ihre Arbeit in Redebeiträgen auf dem Festival vor: die baskische, tamilische, palästinensische und philippinische Jugend berichteten von ihren jeweiligen Kämpfen und internationalistischen Perspektiven.

Aus aktuellem Anlass klagten die Aktivist:innen die fehlende Aufmerksamkeit für die Großinvasion der Türkei in Südkurdistan an: Im Schatten des russischen Angriffs auf die Ukraine hat der türkische Staat am 17. April eine neuerliche Invasion in den kurdischen Gebieten des Iraks begonnen. Dabei kommen chemische Waffen und Giftgas zum Einsatz, auch gegen die Zivilbevölkerung. Zeitgleich eskalierte die Türkei ihre Aggression gegen die Selbstverwaltung in Rojava beziehungsweise Nord- und Ostsyrien.

Laura Fischer kritisierte im Hinblick auf das kriegerische Vorgehen des türkischen Nato-Staates die widersprüchliche Position der Grünen: „Während sich Annalena Baerbock mit dem Label einer ‚feministischen Außenpolitik‘ schmückt, könnte die Realität nicht weiter davon entfernt sein. Anstatt die emanzipatorischen Kämpfe der Frauen in Kurdistan zu unterstützen, solidarisiert sich Deutschland mit dem faschistischen System der Türkei.“

In dem Kontext sei auch die Aufhebung des PKK-Verbots längst überfällig, sagte die Aktivistin Ronja von der Initiative Make Rojava Green Again: „Dass die PKK als Terrororganisation eingestuft wird, dient lediglich als Legitimation für Erdoğans Angriffskrieg. Legitim und gerecht wäre es, die basisdemokratische Selbstverwaltung zu unterstützen, die Frauenbefreiung und ökologische, bedarfsorientierte Wirtschaftsweisen umsetzt – das heißt ganz konkret, endlich die Kriminalisierung der PKK zu beenden und den Einmarsch der Türkei in Kurdistan zu stoppen!“

Lützerath

Das Dorf Lützerath liegt in der Nähe der Abbaukante des vom Energiekonzern RWE betriebenen Braunkohletagebaus Garzweiler. Seit Jahren kämpft die Klimagerechtigkeitsbewegung für den Erhalt des Ortes, der akut vom Abriss bedroht ist. Im März wies das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster eine Beschwerde von Eckardt Heukamp, bekannt als der letzte Landwirt in Lützerath, gegen einen Beschluss der Bezirksregierung Arnsberg zurück, durch den RWE vorzeitig in den Besitz der Grundstücke an der Abbruchkante kam. Heukamp hatte lange Widerstand durch mehrere Instanzen geleistet, doch am Ende verkaufte er seinen Hof und die damit direkt verbundenen Flächen an den Energieriesen. Alle anderen Landwirte hatten ihre Betriebe bereits früh verkauft und waren weggezogen.