Fridays For Future-Aktivisten im Hungerstreik

Zwei Aktivist*innen der Klimagerechtigskeitsbewegung Fridays for Future sind seit heute im Hungerstreik. Sie fordern die Neuverhandlung des Klimapakets, politisches Streikrecht für alle und eine offene Verurteilung des Krieges der Türkei in Rojava.

Seit dem heutigen Freitag befinden sich zwei Aktivist*innen der Klimagerechtigkeitsbewegung Fridays for Future in einem siebentägigen Hungerstreik. Mit ihrer Aktion wollen die Aktivist*innen Sarah (19) und Carlos (20) zeigen, dass sie bereit sind, mehr zu tun als nur zu protestieren. Beide wollen mit ihrem Protest deutlich machen, dass es nicht um bloßes „Schwänzen“ geht, sondern dass sie wachrütteln wollen, da es um ihre Zukunft geht.

Nachfolgend dokumentieren wir die Erklärung der Aktivist*innen:

Wir, Carlos (20) von FFF-Berlin und Sarah (19) von FFF-Frankfurt am Main, beginnen heute einen siebentägigen Hungerstreik bis zum Globalen Klimaaktionstag am nächsten Freitag (29. November 2019).

Die Klimakrise schreitet unaufhörlich voran, immer noch brennt der Amazonas-Regenwald und an allen Seiten machen sich Desillusionierung und das Gefühl, doch nichts verändern zu können, breit. Sie machen sich breit unter Jugendlichen, die in den letzten Monaten Unglaubliches bewegt haben, aber deren Stimmen in der Politik trotzdem nicht gehört werden.

Seit Monaten nun sind wir schon auf den Straßen und wir werden nicht aufhören, unsere Zukunft einzufordern. Deshalb werden wir nun in einen Hungerstreik treten. Wir machen deutlich, dass es nicht um bloßes „Schwänzen“ geht, sondern dass wir es ernst meinen. Lieber hungern wir heute für eine Woche, als hinzunehmen, dass unsere Lebensgrundlagen weiter für Profite zerstört werden bis auf eine privilegierte Minderheit alle anderen um ihr Überleben kämpfen müssen.

Das Klimapaket ist eine Farce

Das Klimapaket der GroKo ist ein Schlag ins Gesicht all der 1,4 Millionen Menschen, die am 20. September 2019 mit Fridays For Future auf die Straßen gegangen sind. Die Forderungen von Fridays For Future sind klar: Einhaltung der Pariser Klimaziele. Auch wenn die Politiker*innen verdrängt haben sollten, was sie damals beschlossen haben – wir haben das nicht und wir werden nicht eher ruhen, als dass unsere Forderungen umgesetzt sind und uns allen eine lebenswerte Zukunft möglich gemacht wird.

Internationale Solidarität

Fridays For Future ist eine internationale Bewegung und die Solidarität ist, was uns stark macht.

Aus Rojava wie aus Chile haben uns Nachrichten von den lokalen FFF-Aktivist*innen erreicht, die unsere Bewegung hier um Solidarität bitten. Auf der einen Seite steht die Gruppe in Rojava, einer Gesellschaft, die Ökologie zu einem ihrer Grundprinzipien gemacht hat und die vom menschenverachtenden Krieg des türkischen Regimes mit deutschen Waffen in ihrem Leben bedroht wird. Auf der anderen Seite die Gruppe in Chile, welche sich unter dem Slogan „Die soziale Krise ist auch eine ökologische Krise“ von Beginn an an den Aufständen beteiligt. Dafür werden sie von Militär und Polizei auf brutalste Weise bekämpft. Wir wollen mit dieser Aktion unsere Solidarität mit diesen Widerständen praktisch werden lassen, denn die Lösung der ökologischen Krise ist sozial und international.

Mit dem 29. November wird vieles in Bewegung kommen

Der 29. November ist wegen der UN-Klimakonferenz als Aktionstag ausgewählt worden. Diese Konferenz musste wegen der Aufstände in Chile kurzfristig verlegt werden. Die COP25 ist kein normales Treffen, wenn Aktivist*innen der sozialen und ökologischen Bewegung in ihrem eigentlichen Gastgeber*innenland mit Tränengas und Gummigeschossen von den Straßen gefegt werden und gleichzeitig Bewegungen auf der ganzen Welt Klimagerechtigkeit lauter fordern als je zuvor. Wir wollen mit diesem befristeten Hungerstreik wachrütteln, wir wollen neue Schritte im Kampf für Klimagerechtigkeit wagen und den Regierenden bei der Klimakonferenz klarmachen, dass unsere Bewegung nicht weiter ignoriert werden kann. Am 29. November werden wir unseren Hungerstreik beenden, in der Hoffnung, bis dahin ein Zeichen der Solidarität und Entschlossenheit gesetzt zu haben, welches nochmal mehr Menschen motiviert, in den Städten, auf den Straßen, in der Grube und weit darüber hinaus gemeinsam für eine soziale und ökologische Zukunft einzustehen.

Wir stellen konkrete Forderungen an die deutsche Bundesregierung:

1. Neuverhandlung des Klimapakets und Umsetzung der Forderungen von Fridays For Future.

2. Politisches Streikrecht für alle.

3. Offene Verurteilung des Krieges der Türkei in Rojava und der Aufstandsbekämpfung in Chile sowie ein umfassendes Embargo auf sämtliche Rüstungsexporte in die Türkei.