Ende Gelände blockiert Baustelle in der Leinemasch

Der 1. Oktober markiert den Anfang der Rodungssaison, in der bei Hannover rund 16 Hektar Wald für den Ausbau des Südschnellwegs zerstört werden sollen. Dagegen protestieren heute zahlreiche Gruppen der Klimagerechtigkeitsbewegung.

Ab 1. Oktober dürfen für den Ausbau des Südschnellwegs in Hannover wieder Bäume in der Leinemasch gerodet werden. Heute rufen deswegen Klimagerechtigkeitsinitiativen wie „Leinemasch bleibt“ und „Fridays for Future“ gemeinsam mit rund zwei Dutzend weiteren Gruppen zu einer Demonstration auf. Auch das Aktionsbündnis „Ende Gelände“ beteiligt sich an dem Protest. Etwa 45 Aktive der Organisation haben am Sonntag die Baustelle am Südschnellweg besetzt. Mit der Protestaktion wollen sie sich für Klimagerechtigkeit weltweit und eine echte Mobilitätswende einsetzen.

Die 2021 beschlossene Verbreiterung des Südschnellwegs in Hannover soll laut Politik und Behörden den oft stockenden Verkehr im Süden und Westen Hannovers entzerren. Die Klimagerechtigkeitsbewegung kritisiert, dass der Planung überholte Verkehrskonzepte, falsche Verkehrsprognosen und autozentrierte Normen zugrunde liegen und ein Ausbau gegen Artikel 20a GG des Pariser Klimaabkommens verstoßen würde, der zum Erhalt von Lebensgrundlagen für künftige Generationen verpflichtet.

Ausbau wäre Verstoß gegen Klimaurteil des Bundesverfassungsgerichts

Sechzehn Hektar Wald sollen für den Ausbau des Südschnellwegs zerstört werden – Teile des Naherholungsgebietes Leinemasch miteingeschlossen. Das wäre ein Verstoß gegen das „Klimaurteil“ des Bundesverfassungsgerichts vom April 2021, warnen Initiativen der Klimagerechtigkeitsbewegung schon länger. Der Ausbauplan für den Südschnellweg stelle daher den Profit der Auto- und Straßenbauindustrie über das Wohl der Menschen, betont Charlotte Schmidt von der „Ende Gelände“-Ortsgruppe in Hannover. Dabei gehe es nicht nur um die 16 Hektar Wald, sondern um weitere Straßen und Wälder sowie die Menschen, die jetzt schon extrem unter den Folgen der Klimakrise leiden würden. „Es geht um das kapitalistische System, dass auf der Ausbeutung von Menschen und Ressourcen beruht. Wir wissen, dass an die Politik appellieren nichts bringt, deshalb nehmen wir den Widerstand selbst in die Hand. Für radikalen Veränderung brauchen wir radikalen Protest. Wir sind das Investitionsrisiko“, so Schmidt.

„Die Welt brennt ab, während wir im Globalen Norden dem Autowahn nachgehen“

Seit Jahren verfehlt der Verkehrssektor die gesetzlich geregelten Klimaziele. Trotz massiver Proteste gegen die Rodungsarbeiten in der Leinemasch hält die Lokalpolitik an dem Ausbau des Südschnellwegs fest. Die Aktivist:innen weisen mit ihrer Aktion darauf hin, dass die Folgen vor allem in den Ländern des Globale Süden zu spüren seien, während die Autoindustrie im Globalen Norden weiterhin hohe Profite mache. „Lokal soll ein Naherholungsgebiet und Lebensraum weichen, global sterben Menschen an den Folgen unseres ausbeuterischen Wirtschaftssystems“, meint Rita Tesch, Sprecherin von Ende Gelände, und ergänzt: „Die Welt brennt ab, während wir im Globalen Norden weiter dem Autowahn nachgehen, als wäre diese Krise ferne Zukunftsmusik, die nur die kommenden Generationen betreffen würde. Aber sie ist längst Realität auch jetzt in der Gegenwart. Dieses neokoloniale und kapitalistische System ist, was Menschen und Natur tötet.“

Widerstand, bis der Ausbau gestoppt wird

Schon im letzten Jahr wurde ein Teil des Naherholungsgebietes für den Tunnelbau gerodet und die Bauarbeiten haben angefangen. Mit der Besetzung Tümpeltowns und dem damit einhergehenden Protest gegen die Rodung konnte bereits erreicht werden, dass weniger Bäume gefällt wurden als ursprünglich geplant. Dies werten die Aktivist:innen als ein Zeichen, dass sich ihr Widerstand lohnt. Sie kündigen an, dass sie so lange wiederkommen werden, bis der Ausbau gestoppt und nicht weiter gerodet wird.

Titelbild: Ende Gelände