Bauarbeiten an den Munzur-Quellen haben begonnen

In Dersim ist mit den Bauarbeiten zur Umgestaltung der Munzur-Quellen begonnen worden. Nach Abschluss der Bauarbeiten soll Eintrittsgeld für den Zugang zum Gelände verlangt werden.

In Dersim ist mit den Bauarbeiten an den Munzur-Quellen begonnen worden. Das vom Gouverneursamt Tunceli (kurd. Dersim) koordinierte Projekt sieht eine profitorientierte Umgestaltung des für die Aleviten heiligen Geländes in Pilûr (Ovacık) vor. Für das Bauvorhaben ist ein Finanzvolumen von 800 Millionen TL veranschlagt. Über den Munzur sollen Eisenbrücken gebaut werden. Die Bevölkerung, die Stadt- und Gemeindeverwaltung sowie zivilgesellschaftliche Organisationen sind in die Projektplanung nicht eingebunden worden.

Von zwei geplanten Parkplätzen soll einer direkt neben den Quellen errichtet werden. Der zweite soll in der Nähe des Dorfes Gözeler entstehen. Dort sind auch ein Campingplatz, eine Stelle zum Schlachten von Opfertieren und Picknickplätze geplant. Nach Abschluss der Bauarbeiten soll Eintrittsgeld für den Zugang zu den Munzur-Quellen verlangt werden.

Illegaler Eingriff in eine geschützte Region

Für die alevitische Bevölkerung von Dersim ist die Fluss- und Gebirgslandschaft des Munzur ein Symbol für ihre Region, die sie als einzigartiges Wunder betrachtet. Neben der Versorgung mit Wasser, Fischerei und anderen wirtschaftlichen Aspekten besitzt der Munzur in den Augen der Menschen einen „heiligen” Stellenwert. Die historische, kulturelle und landschaftliche Bedeutung ist seit Jahrhunderten immens. Der Munzur wird mit fast allen Mythologien, Sagen und Überlieferungen in Dersim in direkte Verbindung gebracht. Benannt wurde er nach dem Hirten Munzur Baba, der nach einer Sage an der heutigen Quellregion bei Pilûr (Ovacık) Buttermilch aus Schreck vergoss, wodurch die 40 Quellen des Munzur entstanden. Sie betreffen vor allem ein Gebiet, welches durch den türkischen Staat als Nationalpark unter Schutz gestellt wurde und in dem solche Eingriffe eigentlich illegal sind. Die Quellregion ist auch durch internationale Konventionen geschützt, die von der Türkei ratifiziert wurden.

Widerstand soll im Keim erstickt werden

Um den potenziellen Widerstand gegen das Bauvorhaben schon im Keim zu ersticken, haben die türkischen Behörden ein umfassendes Versammlungsverbot rund um das Gebiet der Munzur-Quellen verhängt und Barrieren aufgestellt. Die Absperrungen werden von Militär und Polizei überwacht. Der freie Zugang ist somit untersagt. Um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die bevorstehende Zerstörung am Munzur zu lenken, hat die Initiative „Der Munzur soll frei fließen“ eine Unterschriftenkampagne ins Leben gerufen. Die Aktion gilt als erster kleiner Schritt im Kampf um die 40 Quellen des Munzur.