Die nordkurdische Provinz Colemêrg (türk. Hakkari) gleicht einem türkischen Militärlager. In der Region sind weit über 100.000 Soldaten stationiert. Die Abwässer der Kasernen laufen ungeklärt in Bäche und Flüsse und gelangen somit auch auf die Felder der vorwiegend von Landwirtschaft lebenden Bevölkerung. Etwa 15 Kilometer vom Zentrum der Provinzhauptstadt entfernt befindet sich die Kaserne des „Hakkari Berg Kommandos“. Die Abwässer der Kaserne gehen direkt in die Wasserläufe, aus denen die Bevölkerung vieler Viertel von Colemêrg ihr Trinkwasser entnimmt. Das Wasser wird nicht nur als Trinkwasser benutzt, sondern gelangt auch auf die Felder. Insbesondere in der Umgebung der Kaserne stinkt das Wasser bestialisch, so dass sich die Menschen in der Umgebung massiv gestört fühlen. Der Gestank reicht bis in die Häuser der Anwohner*innen.
Insbesondere für Kinder stellt das Schmutzwasser in den Flüssen und Bächen eine Bedrohung dar. Im Sommer baden Kinder in diesen Gewässern und stecken sich dort mit heftigen Durchfall- und Magen-Darm-Infekten an.
Die Bevölkerung protestiert
Die Menschen aus den Dörfern entlang der verseuchten Gewässer und der betroffenen Wohnviertel der Stadt Colemêrg haben sich dutzende Male an die unter Zwangsverwaltung stehende Stadtverwaltung wie auch an das Militär und staatliche Stellen gewandt. Nichts ist passiert. Trotz der Krankheiten und des insbesondere im Sommer herrschenden Gestanks wird die Kanalisation der Kasernen weder abgedeckt noch geklärt.
Umwelt wird zerstört
Ein Einwohner aus Colemêrg, dessen Namen aus Sicherheitsgründen nicht genannt wird, sagt: „Das Wasser aus den Kasernen fließt seit Monaten offen in unsere Dörfer. Dort wo die Kanalisation entlang fließt, wird die Umwelt verschmutzt. Außerdem wird der Otluca-Fluss, aus dem Tausende ihr Trinkwasser beziehen, der für die Bewässerung der Felder genutzt wird und in dem viele baden gehen, auf das übelste verdreckt. Nachdem der Otluca durch verschiedene Ortschaften fließt, kommt er auch im Zentrum von Colemêrg an. Dann vermischt er sich mit dem Wasser des Zap.“
Die Verantwortlichen schweigen
Eine Frau aus Colemêrg erklärt: „Unsere saubere Umwelt und unser Wasser wird von den Soldaten verschmutzt. Im Sommer stinkt hier alles und wir können vor Gestank unsere Häuser nicht verlassen. Wegen der Hitze baden die Kinder, aber auch die Erwachsenen, im Fluss. Das führt zu ansteckenden Krankheiten. Wir haben dutzende Beschwerden geschrieben, aber das hat nichts gebracht.“