Vier Mitarbeiter von französischer NGO in Bagdad verschwunden

In Bagdad sind vier Mitarbeiter der französisch-christlichen Hilfsorganisation „SOS Chrétiens d'Orient“ verschwunden. Unter den seit Montag Vermissten seien drei französische Staatsbürger und ein Iraker, heißt es.

In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind vier Mitarbeiter der französischen Hilfsorganisation „SOS Chrétiens d'Orient” (Christen in Nahost) verschwunden. Unter den seit Montag Vermissten seien drei französische Staatsbürger und ein Iraker, sagte der Leiter der Hilfsorganisation, Benjamin Blanchard, am Freitag bei einer Pressekonferenz in Paris. Eine Lösegeldforderung sei bei der Organisation nicht eingegangen. Auch habe sich keine Gruppe zur Entführung der Mitarbeiter bekannt.

Die vier Mitarbeiter des privaten Hilfswerks seien wegen „bürokratischen Angelegenheiten” in Bagdad gewesen. Die Organisation beschreibt sie als „erfahrene Mitarbeiter, bei guter Gesundheit und mit perfekter Kenntnis der Krisengebiete”.

Der Irak wird in den letzten Tagen erneut von Massenprotesten und ihrer gewaltsamen Unterdrückung erschüttert. Die Proteste gegen die politische Elite, Misswirtschaft, Korruption und die hohe Arbeitslosigkeit dauern bereits seit Oktober an, ließen jedoch Anfang des Monats nach der gezielten Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani durch eine US-Drohne auf den internationalen Flughafen in Bagdad kurzzeitig nach. Am Wochenende sind sie wieder aufgeflammt. Zuletzt gingen am Freitag hunderttausende Menschen auf die Straße, um den Abzug des US-Militärs aus dem Land zu fordern. Ob das Verschwinden der Hilfsmitarbeiter der französischen Organisation in Verbindung mit den teils blutig niedergeschlagenen Protesten im Irak steht, werde von den Behörden beider Länder überprüft.

SOS Chrétiens d'Orient”

Das Hilfswerk „SOS Chrétiens d'Orient” wurde 2013 nach der Einnahme der christlich besiedelten Ortschaft Maalula duch die Terrormiliz „Islamischer Staat” (IS) gegründet. Der Ort liegt etwa 56 Kilometer nordöstlich von Syriens Hauptstadt Damaskus. Die Bewohner, die der melkitischen griechisch-katholischen Kirche und der griechisch-orthodoxen Kirche von Antiochien angehören, sprechen einen neuwestaramäischen Dialekt. In Maalula befindet sich zudem eine Kirche, von der die Überlieferung sagt, sie sei die älteste der Welt. Im Herbst 2014 wurde bekannt, dass der sogenannte IS Ikonographie-Objekte aus Maalula in den internationalen Kunsthandel brachte, um seine Waffen zu finanzieren.