Türkische Luftangriffe auf Vertriebenenlager in Şengal

Die türkische Armee hat das ezidische Vertriebenenlager Serdeşt im Şengal-Gebirge bombardiert. Laut südkurdischen Behördenangaben soll es Tote und Verletzte geben.

Die Türkei hat das Şengal-Gebirge bombardiert. Ziel der Luftangriffe am Donnerstagabend um etwa 20:15 Uhr Ortszeit war ein Vertriebenenlager in der Hochebene Serdeşt. In dem selbstverwalteten Lager leben Ezidinnen und Eziden, die beim Genozid der Terrororganisation „Islamischer Staat” (IS) 2014 aus ihrer Heimat vertrieben wurden und Zuflucht im Gebirge fanden. Noch immer kreisten Kampfflugzeuge und unbemannte Drohnen am Himmel über der Region, heißt es aus Sicherheitskreisen. Die Campverwaltung hat sich bislang nicht zu den Bombardements geäußert.  

Die Direktion für Terrorismusbekämpfung der Kurdistan-Region Irak (KRI) berichtete, dass die Luftangriffe gegen Serdeşt zu einer unbekannten Zahl von Toten und Verletzten geführt hätten. Demnach sei ein Basislager der Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ) getroffen worden. Eine Erklärung der YBŞ liegt bisher nicht vor.

Unter dem Vorwand der „Bekämpfung der PKK“ kommt es seit 2017 vermehrt zu Luftschlägen durch türkische Kampfflugzeuge und Drohnen auf Şengal. Konkrete Ziele sind hierbei zumeist Einrichtungen, die unter dem Eindruck des IS-Genozids gegründet wurden – wie etwa das Verwaltungsgremium „Demokratischer Autonomierat Şengals“ (MXDŞ) oder die Selbstverteidigungseinheiten – und ihre Repräsentant:innen. Bei den Todesopfern handelt es sich hauptsächlich um Menschen aus der Zivilbevölkerung – oftmals sind es Überlebende des Völkermords von 2014.

Im September war es mehrfach zu gezielten Luftangriffen der Türkei gegen die YBŞ und ihre autonome Frauenorganisierung YJŞ gekommen, die unter anderem zur Verwüstung einer Wohnsiedlung im Dorf Til Ezer geführt hatten. Ende August waren zwei Kämpfer der Widerstandseinheiten bei einem Drohnenschlag des türkischen NATO-Staates in Şengal verletzt worden. Das Serdeşt-Camp war in der Vergangenheit ebenfalls zum Ziel von Killerdrohnen aus Ankara geworden. Zuletzt wurde der Ort im vergangenen Februar bombardiert.