Protest vor türkischer Botschaft in Bagdad
Vor der türkischen Botschaft in Bagdad ist gegen die grenzüberschreitenden Militäroperationen der Türkei auf irakischem Territorium protestiert worden.
Vor der türkischen Botschaft in Bagdad ist gegen die grenzüberschreitenden Militäroperationen der Türkei auf irakischem Territorium protestiert worden.
In Bagdad sind Dutzende Menschen vor der türkischen Botschaft zusammengekommen, um gegen die Besatzungsangriffe auf Südkurdistan und Irak zu protestieren. Auf einem Transparent der arabischen Aktivistinnen und Aktivisten stand: „Wir verurteilen die türkischen Angriffe auf irakischem Boden“. Es wurden Parolen gegen den türkischen Staat gerufen und ein Abzug der türkischen Truppen aus dem Irak gefordert. Die irakischen Sicherheitskräfte war mit einem großen Aufgebot vor Ort und riegelten die Botschaft ab.
Unterdessen hat die in die irakische Armee eingegliederte schiitische Miliz Hashd al-Shaabi den Befehl erhalten, weitere zehntausend Kämpfer in das ezidische Siedlungsgebiet Şengal in Südkurdistan (Nordirak) zu verlegen. Damit steigt die Anzahl der schiitischen Milizionäre in der Region auf 20.000. Den Befehl soll der irakische Premierminister Mustafa al-Kadhimi persönlich gegeben haben. Die bewaffneten Einheiten sollen Şengal gegen einen möglichen türkischen Angriff schützen. Laut irakischen Medienberichten hat al-Kadhimi vor einigen Tagen MIT-Chef Hakan Fidan angerufen, damit dieser den türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan von einer weiteren Invasion auf irakischem Boden abhält.
Zwischen Bagdad und der südkurdischen Regierungspartei PDK ist am 9. Oktober 2020 ein Abkommen zur Zukunft von Şengal getroffen worden. Das Abkommen verfolgt zwei Ziele: Zum einen sollen die ezidischen Autonomiestrukturen, die nach dem IS-Massaker von 2014 aufgebaut worden sind, zerschlagen werden. Zum anderen soll ein sunnitischer Korridor eingerichtet werden, um den iranischen Einfluss in der Region zu dämmen. Dagegen positionieren sich die schiitischen Strömungen im Iran.
Nach der Vier-Tage-Operation im südkurdischen Guerillagebiet Gare, die für den türkischen Staat ein Fiasko war, besteht weiterhin die Gefahr einer zuvor angekündigten Invasion in Şengal und im nordsyrischen Dêrik.