Der Demokratische Autonomierat Şengal (Meclîsa Xweseriya Demokratîk a Şengalê, MXDŞ) hat eine Erklärung zu der türkischen Invasion im Gare-Gebirge und den Drohungen gegen das ezidische Siedlungsgebiet Şengal abgegeben. Die türkische Armee hat am Mittwoch einen umfassenden Angriff auf das Guerillagebiet Gare in Südkurdistan gestartet. Mesrûr Barzanî, Ministerpräsident der Autonomieregion Kurdistan im Nordirak, beschuldigte am selben Tag auf einer Pressekonferenz die PKK für die Invasion und beklagte, dass diese weiterhin auch in Şengal präsent sei. Zuvor hatte auch der türkische Präsident Tayyip Erdogan einen Überraschungsangriff auf Şengal angedroht.
Der Autonomierat weist in seiner Erklärung auf die wiederholten Angriffe auf das ezidische Volk in der Geschichte hin und teilt dazu mit: „Die ezidische Gemeinschaft sollte ständig vernichtet werden. Angeführt wurden diese Vernichtungspläne immer vom türkischen Staat und historisch von den Osmanen. Der türkische Staat verfolgt einen weiteren schmutzigen Plan zur Auslöschung der Gesellschaft von Südkurdistan. Mit dem Angriff auf Gare ist noch deutlicher geworden, dass der türkische Staat mit Unterstützung gewisser südkurdischer Parteien kurdischen Boden erobern will.
Erdogan ist es über den IS nicht gelungen, Şengal zu besetzen. Jetzt bedroht er Şengal erneut. Leider gehen bestimmte Personen, die sich selbst Kurden nennen, gemeinsam mit Erdogan vor. Die PDK handelt einvernehmlich mit dem türkischen Staat und unterstützt die Angriffe auf die Kurden. Sie führt den Angriff auf Gare an und will den türkischen Staat jetzt auch beim Besatzungsplan für Şengal unterstützen. Die Invasion in Gare ist eine Verletzung der Souveränität des Irak. Die irakische Regierung muss diesen Angriff unterbinden und Position dagegen beziehen.
Zuletzt ist auch die Haltung unseres Volkes von großer Bedeutung. Es muss an der Seite der Guerilla stehen. Der einzige Weg, um die Angriffe ins Leere zu führen, ist die Unterstützung der Kämpferinnen und Kämpfer.“
Hintergrund: Eziden wollen ihren Schutz keinen Kräften von außen überlassen
Am 9. Oktober haben die südkurdische Regierungspartei PDK und die irakische Zentralregierung vereinbart, die Kontrolle über die Şengal-Region zu übernehmen und sämtliche Selbstverteidigungskräfte aufzulösen. 2014 hatten alleine die HPG-Guerilla und später die YPG und YPJ aus Rojava Şengal gegen den IS verteidigt und dabei geholfen, eigene Selbstverteidigungskräfte und eine demokratische Selbstverwaltung in der Region aufzubauen. Im Jahr 2018 zogen sich die HPG nach dem Abschluss dieser Aufgabe aus der Region zurück. Şengal schützt sich seither selbst und die Menschen dort sind angesichts von 74 Massakern in der ezidischen Geschichte nicht mehr bereit, ihre Sicherheit und ihre Verwaltung Kräften von außen zu überlassen.