Testet die Türkei die Biden-Regierung aus?
Der türkische Staat testet aus, ob nach dem Regierungswechsel in den USA auf internationaler Ebene grünes Licht für Invasionen in Dêrik und Şengal gegeben wird.
Der türkische Staat testet aus, ob nach dem Regierungswechsel in den USA auf internationaler Ebene grünes Licht für Invasionen in Dêrik und Şengal gegeben wird.
Die Türkei testet aus, inwieweit neue Invasionen in Rojava und Südkurdistan möglich sind. Dafür sind Gespräche in Bagdad und Hewlêr (Erbil) geführt worden, weitere Stationen waren Moskau und Damaskus.
Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar und Generalstabschef Yaşar Güler haben Bagdad und Hewlêr besucht. Nach Gesprächen mit dem irakischen Premierminister Mustafa al-Kadhimi in Bagdad und den Barzanîs in Hewlêr hat Akar mit einer Besatzung von Şengal gedroht. Der türkische Präsident Tayyip Erdogan hat sich nach dem Freitagsgebet gegenüber Journalisten geäußert. Auf die Frage, ob eine Invasion in Şengal stattfinden wird, antwortete er: „Ich sage immer: Wir können eines Nachts unvermutet kommen.“
Der irakische Premierminister al-Kadhimi erklärte am Samstag, die Türkei sei bereit, den Irak mit den auf der Kuwait-Konferenz versprochenen fünf Milliarden Dollar zu unterstützen. Für al-Kadhimi wären fünf Milliarden Dollar ein großes Geschenk im Wahlkampf, allerdings sollte er nicht vergessen, dass die Kasse des türkischen Staates leer ist.
Parallel zu diesen Entwicklungen meldete die Nachrichtenagentur ANHA unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass die Türkei zeitgleiche Invasionen in Şengal in Südkurdistan und Dêrik in Rojava in den kommenden zehn Tagen plant.
Gegenüber ANF erklärte ein Informant aus Sicherheitskreisen in Nord- und Ostsyrien, dass der türkische Staat immer Angriffe auf die Region beabsichtigt. Er bestätigte, dass Informationen über Angriffsvorbereitungen auf Şengal und Dêrik vorliegen.
Eine diplomatische Quelle aus Nordostsyrien sagte, die Türkei zeige auf internationaler Ebene intensive diplomatische Bemühungen für einen Angriff. Auf die Frage nach der möglichen Dimension eines solchen Angriffs, lautete die Antwort: „Es ist noch zu früh, um zu sagen, dass die Voraussetzungen für eine Invasion wie in Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî gegeben sind. Möglich sind jedoch Angriffe wie der auf Qereçox im Jahr 2017.“
Der türkische Staat manövriert seit 2016 weiter zwischen den Großmächten USA und Russland, um seine Besatzungszonen auszuweiten. 2018 hat er sich mit Russland auf eine Besatzung von Efrîn geeinigt, 2019 mit den USA, um Girê Spî und Serêkaniyê zu besetzen. Momentan testet er aus, ob sich dieses Spiel fortsetzen lässt.
Vor dem Regierungsantritt von Biden in den USA hat der türkische Staat an Moskaus Tür geklopft, um Ain Issa zu besetzen. MIT-Chef Hakan Fidan besuchte in diesem Zusammenhang Damaskus.
Während der türkische Staat die Angriffe auf Ain Issa und Şehba fortführt, setzen Damaskus und Moskau auf Provokationen in Qamişlo und Hesekê, die von dem paramilitärischen Verband Difa al-Watani (Nationale Verteidigungskräfte Syriens) durchgeführt werden.
Şehba unterliegt weiterhin einem Embargo der Regierung in Moskau. Zeitgleich dazu hat der türkische Staat Til Rifat angegriffen und zwei Kinder und eine Frau getötet. Dass am selben Tag eine Provokation der Difa al-Watani in Qamişlo stattfand, kann nicht als Zufall gewertet werden.
Der türkische Staat testet momentan die Tragfähigkeit des am 9. Oktober zwischen Bagdad und Hewlêr geschlossenen und von der Trump-Regierung koordinierten Şengal-Abkommens aus. Dêrik in Rojava befindet sich an strategisch bedeutsamer Stelle im Dreiländereck Syrien-Türkei-Irak. Mit der Besatzung der Region soll die Verbindung zwischen Rojava und Südkurdistan gekappt werden. Die Türkei wäre damit auch einen Schritt näher an Şengal.
Getestet wird im Moment vor allem die neue US-Regierung. Mit einem möglichen lokalen Angriff soll herausgefunden werden, wie die USA unter Joe Biden reagieren werden. Für die Türkei ist es gleichzeitig ein Test, ob sie sich zukünftig auf der Achse Washington-Bagdad-Hewlêr oder auf der Achse Moskau-Damaskus bewegt.