Libyen: Geheimdienstminister der Einheitsregierung getötet

Nach Angaben der Libyschen Nationalarmee haben Dschihadisten den Geheimdienstminister der Muslimbruderregierung in Tripolis getötet. Verantwortlich für den Tod soll eine Miliz sein, die vom Militär der Einheitsregierung finanziert wird.

Der Kampf der Libyschen Nationalarmee (LNA) des Generals Chalifa Haftar gegen die Einheitsregierung in Tripolis neigt sich immer mehr dem Ende zu. Die international anerkannte Regierung von Fayiz as-Sarradsch ist mittlerweile weitgehend geografisch isoliert, während die LNA immer weiter auf Tripolis vorrückt. Derweil verschärft sich auch das politische Chaos innerhalb der Einheitsregierung.

Wie die LNA am Sonntag mitteilte, wurde der Geheimdienstminister der Regierungstruppen (GNA), Abdul Qadir Al-Tohamy, in Libyens Hauptstadt Tripolis getötet. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll al-Tohamy von Mitgliedern der „Brigade al-Nawasi“ entführt und zu Tode gefoltert worden sein. GNA-nahe Quellen sprechen unterdessen von einem Herzinfarkt. Sollte al-Tohamy, ein ehemaliger Offizier im externen Sicherheitsapparat von Muammar al-Gaddafi, der seit April 2017 den Geheimdienst der libyschen Regierungstruppen leitete, tatsächlich von der Nawasi-Miliz getötet worden sein, wäre das ein doppelter Schlag gegen das Sarradsch-Regime. Die dschihadistische Gruppierung wird von der GNA finanziert und operiert von ihrem Hauptquartier in Abu Sitta. Nur wenige hundert Meter trennen sie vom Marinestützpunkt im Hafen von Tripolis, wo derzeit die „Gorgona“ liegt. Ein unbewaffnetes Marineschiff, auf dem italienische Offiziere übernachten, die seit 2018 in Westlibyen zur Unterstützung und zum Training der libyschen Marine im Einsatz sind.

Wieder türkische Drohnen abgeschossen

Nach LNA-Angaben sindn zudem wieder mehrere türkische Drohnen von der Armee Chalifa Haftars abgeschossen worden. Die libysche Einheitsregierung hält ihre Stellung allein aufgrund der massiven Unterstützung aus der Türkei. Neben Soldaten und Dschihadisten aus Syrien schickt die Türkei auch bewaffnete Drohnen vom Typ Bayraktar nach Libyen. Währenddessen wird die LNA vor allem von Russland und Ägypten unterstützt. Das Waffenembargo wird mittlerweile von allen Parteien gebrochen. Die Regierung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan hatte auf Nato-Ebene die Durchsetzung des Waffenembargos verhindert, sodass die EU Ende März die Mission Irini auf eigene Faust startete. Die im Rahmen der GSVP (Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik) zur Durchsetzung des Waffenembargos der Vereinten Nationen gegen Libyen im Mittelmeer eingeleitete Militäroperation dürfte jedoch aufgrund der engen Verbindung Deutschlands zur Türkei wenig Erfolg versprechen.