Jerry Dunigan nach 45 Jahren aus dem Gefängnis entlassen

Jerry Dunigan, ehemaliges Mitglied der Black Panther Party for Self Defense, ist in den USA nach 45 Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden.

45 Jahre hat Jerry Dunigan im Gefängnis verbracht, weil er Mitglied der Black Panther Party war. Am 4. April wurde er endlich entlassen. Seine Tochter Renatta Dunigan teilte den bewegenden Moment, in dem er seine letzte überlebende Schwester überrascht, auf TikTok. Jerry Dunigan ist heute 73 Jahre alt.

Vor 55 Jahren, am 15. Oktober 1966, gründeten Huey Newton und Bobby Seale in Oakland, Kalifornien, die Black Panther Party for Self Defense. Damals, so schien es, stand die Welt kurz vor einer Revolution. Die Panthers wurden im Gefolge der Bürgerrechtsbewegung gegründet und waren eine politische Partei, die sich dem Abbau antischwarzer Strukturen und Politik verschrieben hatte, unter denen Schwarze seit Jahrhunderten gelitten hatten. Die Partei vertrat eine marxistische politische Haltung, die sich in Programmen wie dem „Free Breakfast for Children Program“ und den „People's Free Medical Clinics“ manifestierte. Anfang der 70er Jahre gab es rund 100 Ortsgruppen.

Dunigan war Teil des Free Breakfast for School Children Programm, ein gemeinnütziges Programm der Black Panther Party. Inspiriert von zeitgenössischen Forschungen über die essentielle Rolle des Frühstücks für eine optimale Schulbildung kochten und servierten die Panther Essen für die arme Innenstadtjugend. Bevor die US-Regierung das Frühstück in den Schulen einführte, wurde das Programm in der St. Augustine's Church in Oakland initiiert. Bis zum Jahresende breitete es sich auf Städte im ganzen Land aus und versorgte täglich über 10.000 Kinder vor der Schule.

Über das Programm sagte Huey P. Newton, Mitbegründer der Black Panthers: „Es gab viele vor allem Schwarze Kinder, die vor Hunger im Unterricht ohnmächtig wurden oder nach Hause geschickt werden mussten, um etwas zu essen. Aber unsere Kinder werden versorgt, und die Black Panther Party wird nicht zulassen, dass die Krankheit des Hungers unsere Kinder länger unten hält."

FBI-Direktor J. Edgar Hoover erklärte öffentlich, die Panther seien die „größte Bedrohung für die innere Sicherheit des Landes". Aber es waren nicht die Gewehre, es war das Free Children's Breakfast Program, das als die größte Bedrohung für die innere Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika galt, weil es eine starke Anhängerschaft in der Black Community hervorrief.

Das FBI (COINTELPRO-Programm) begann, Ortsgruppen zu unterwandern und einzelne Mitglieder willkürlich zu verhaften und mit gefälschten und echten Aussagen vor Gericht zu bringen. Das brutale Programm führte dazu, dass sich die Panthers 1982 auflösen mussten. Doch noch immer sitzen zahlreiche Mitglieder im Gefängnis.

Kundgebung in Hamburg für Mumia Abu-Jamal am 8. April

Mumia Abu-Jamal

Mumia Abu-Jamal, ein inzwischen 64-jähriger afroamerikanischer Journalist und ehemaliger Black Panther, wird seit 1981 im US Bundesstaat Pennsylvania gefangen gehalten. Er begann 1968 im Alter von 14 Jahren als Hilfspressesprecher in der Black Panther Party von Philadelphia zu arbeiten. Im Zusammenhang mit der Überwachung der BPP im Rahmen des COINTELPRO-Programms der US-Bundespolizei wurde Abu-Jamal bereits 1969 überwacht. 1982 ist er im Zusammenhang mit der Ermordung des Polizisten Daniel Faulkner schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt worden. Er selbst bestreitet jeden Zusammenhang mit den Vorwürfen. Nachdem ein Bundesgericht das Todesurteil aufgehoben hatte, wurde die Strafe mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft 2011 in lebenslange Haft ohne Revisionsmöglichkeit umgewandelt. Später wurden unter anderem von Amnesty International Vermutungen laut, dass Abu-Jamals politisches Engagement sowie rassistische Vorbehalte offizieller Stellen Einfluss auf ein späteres Mordverfahren hatten. Unterstützer*innen weisen immer wieder auf die strukturellen rassistischen und klassenbezogenen Komponenten in der Justiz hin, die seinen Fall zu einem von Millionen in den USA machen.

Am Donnerstag, dem 8. April, wird um 15 Uhr eine Kundgebung vor dem US-Konsulat in Hamburg, Alsterufer 27/28, stattfinden.


*Titelfoto: Panther Jerry Dunigan, bekannt als „Odinka", spricht mit Kindern, während sie in der South Side von Chicago frühstücken. November 1970 | Stephen Shames.