„Weil sie es gewagt haben, Freiheit und Unabhängigkeit zu suchen“

Die Kurden wurden „alleingelassen, weil sie es gewagt haben, Freiheit und Unabhängigkeit zu suchen. Imperien haben keine Freunde und auch keine wirklichen Verbündeten“, erklärt Mumia Abu-Jamal aus dem Gefängnis. Ein Gastbeitrag von Andreas Gnast.

Auf der ganzen Welt findet zurzeit Widerstand gegen die faschistische Aggression der Türkei statt. Es gibt viele direkte Aktionen und weltweite Solidaritätsbekundungen. Die Weltöffentlichkeit kann nicht mehr wegschauen. Umso mehr es gelingt, ins öffentliche Bewusstsein vorzudringen, desto stärker wird unser Widerstand eine Veränderung herbeiführen.

Auch der schwarze Revolutionär Mumia Abu-Jamal hat sich in den letzten Tagen aus dem Gefängnis von Frackville (USA) zu den Angriffen des türkischen Staates auf die Selbstverwaltungsstrukturen in Nord- und Ostsyrien geäußert. Mumia kämpft bereits seit den 60er Jahren gegen Kapitalismus und Krieg - zuerst als Pressesprecher der Black Panther Party und später als US-weit bekannter kritischer Journalist. 1982 wurde er wegen Mordes an einem Polizisten sowie wegen des Besitzes eines Werkzeuges zur Ausübung eines Verbrechens angeklagt und in einem umstrittenen Verfahren zum Tode verurteilt. Seitdem setzt er seine revolutionären Tätigkeiten weiter aus dem Gefängnis fort.

„Türkischer Winter über Kurdistan“

In seinem aktuellen Statement „Türkischer Winter über Kurdistan“ geht Mumia Abu-Jamal vor allem auf kurdische Frage und die Rolle der USA in den letzten Jahrzehnten im Mittleren Osten ein.

Er beschreibt die Konsequenzen der irakischen Invasion, die er als einen der größten Fehler der US-amerikanischen Außenpolitik benennt, da diese den Mittleren Osten destabilisierte und in einer Vormachtstellung des Iran gipfelte.

Doch auch die kurdischen Kräfte konnten nach Mumia einen Vorteil aus dieser chaotischen Phase ziehen und den Grundstein für eine autonome Region in Nord- und Ostsyrien legen. Zu der Errungenschaft der autonomen Gebiete und dem Aufbau einer demokratischen Gesellschaft führt er aus: „Aber die Türkei, ein nationalistischer Staat, hat diese Entwicklung abgelehnt. Sie haben den Gebrauch der kurdischen Sprache verboten und Menschen verhaftet, weil sie traditionelle kurdische Kleidung trugen und sie nannten Kurden, besonders Anhänger der Arbeiterpartei Kurdistans, Terroristen.“

Er geht in seinem kurzen Statement auch auf den Abzug der US-amerikanischen Truppen aus Nordsyrien ein. Die Kurden wurden „alleingelassen, sich gegen die Wut der Türkei zu verteidigen, weil sie es gewagt haben, Freiheit und Unabhängigkeit zu suchen. Dafür, dass sie Händchen gehalten haben mit dem US-Teufel, sind sie nun mit türkischer Luft- und Artilleriewaffe konfrontiert und es wird wahrscheinlich ein Massaker geben. Imperien haben keine Freunde und auch keine wirklichen Verbündeten, sondern eigene Interessen und Diener. Sie haben mit den Kurden gespielt, bis sie sie nicht mehr brauchten.“